Deutschland 20er Jahre
Die Niederlage nach dem Ersten Weltkrieg, die Demütigungen durch die Siegermächte, Inflation und Hungersnot prägten das gesellschaftliche Leben. In dieser Zeit verarbeiten die Filmemacher ihre Eindrücke und Emotionen durch eine Anlehnung an den Expressionismus. Bereits vor dem Krieg hatte Paul Wegener in seinem "Student von Prag" (1913) erste Schritte zu einer stark symbolhaften Bildsprache unternommen.
Intensive und stark subjektive Filme, Filmfiguren, mit gebrochenen Persönlichkeiten, Alpträume und Urängste prägen den deutschen Stummfilm zu Beginn der 20er Jahre. Filme wie "Das Kabinett des Dr. Caligari" (Regie: Robert Wiene, 1920), "Dr. Mabuse, der Spieler" (Regie: Fritz Lang, 1922) oder "Metropolis" (Regie: Fritz Lang, 1926) bringen den deutschen Film zu Weltruhm. Deutsche Filme werden in der ganzen Welt erfolgreich aufgeführt und die Regisseure erhalten Angebote, in Hollywood zu arbeiten.
Frankreich 20er Jahre
In Frankreich entwickelte sich in den 20er Jahren das Cínema Pur, das aus dem impressionistischen Film hervorging. Nicht die Inhalte, sondern eher das Bild und der Montagerhythmus standen im Vordergrund der Filme und namhafte bildende Künstler wie Man Ray oder Fernand Léger arbeiteten beim Film. Beispiele: "Jeux des reflets et de la vitesse" (Henri Chomette, 1923), "Ballet mécanique" (Fernand Léger, 1924), "Cinq minutes de cinéma pur" (Henri Chomette).
Sowjetischer Revolutionsfilm
In der noch jungen Sowjetunion versuchten die Filmemacher, inspiriert durch die Kunstrichtungen des Konstruktivismus und Futurismus, eine sozialistische Filmsprache zu entwickeln. Insbesondere die Montage spielte eine bedeutende Rolle in der sowjetischen Avantgarde. Ihre Haltung dem einerseits bewunderten Hollywoodkino gegenüber war äußerst kritisch, vor allem die in den Filmen verborgenen ideologischen Botschaften wurden abgelehnt. Einer der wichtigsten Vertreter war Sergei Eisenstein, der vom Theater kam und 1925 seinen Film "Panzerkreuzer Potemkin" als filmisches Manifest und umgesetzte Montagetheorie herausbrachte. Dziga Vertov schuf mit "Celovek s kinoapparatom" ("Der Mann mit der Kamera", 1929) einen Meilenstein des dokumentarischen Films. Vergleichbare Werke entstanden etwa zur gleichen Zeit in Deutschland, wie etwa Walther Ruttmanns "Berlin - Die Sinfonie der Großstadt" (1926/27) oder aber John Griersons Dokumentarfilm "Drifters" (1929). Ein weiterer wichtiger Regisseur war Wsewolod Pudowkin, der auch theoretische Schriften verfasste, wie etwa "Filmregie und Filmmanuskript" im Jahre 1928.
Der Weg zum Tonfilm
Das Wiedererstarken des deutschen Films dauerte nur bis zur Einführung des Tonfilms, übrigens einer deutschen Erfindung, die bereits 1922 gemacht und dann lange Jahre von der Industrie verhindert wurde. Getüftelt wurde wie so oft in der Entwicklung des Films, an verschiedenen Orten parallel. Erste Entwürfe gab es schon 1921 in Stockholm (Sven Berglund) und den USA (von dem polnischen Ingenieur Józef Tykociński-Tykociner), am weitesten aber waren die deutschen Techniker Hans Vogt, Josef Massole und Jo Engl. Doch diese Systeme kamen lange nicht zur Anwendung. Wichtige Gründe für den Widerstand: Stummfilme waren international erfolgreich, da man lediglich die Zwischentitel für andere Sprachräume austauschen musste; Tonfilme hätten den Siegeszug etwa des deutschen, französischen oder sowjetischen Films jäh abgebrochen. Zudem weigerten sich die Kinobesitzer und die Filmstudios in die notwendige Technik zu investieren. Nicht zuletzt hatten auch diverse Stummfilmstars ungeeignete Stimmen und wären damit nicht mehr einsetzbar gewesen. Einige Stars konnten auch in anderen Sprachen nicht arbeiten, Emil Jannnings und Pola Negri etwa hatten in den USA keine Chance.
Als sie 1929 dann mit dem "Jazz Singer" endlich auf dem Markt etabliert wurde, zerbrach die europäische Filmindustrie in lauter kleine Industrien, die jede für sich in der eigenen Landessprache drehen mussten. Im gleichen Jahre wurde erstmals in den USA von der "Academy of Motion Picture Arts and Sciences" der Oscar verliehen. Die technischen Möglichkeiten waren äußerst begrenzt. Die Mikrofone hatten keine starke Richtwirkung. So wurden die Schauspieler gezwungen, stets in Richtung des Mikrofons zu spielen, welches oft im Motiv versteckt wurde, etwa hinter einem Blumenstrauß. Aufnahmen "on location" waren so gut wie unmöglich, weil die Außengeräusche zu laut waren. Man behalf sich mit gemalten Hintersetzern oder Rückprojektion. Ansätze, das Sprachproblem zu lösen, waren bereits bei der Einführung des Tonfilms Untertitel, Mehrsprachversionen oder auch eingesprochene Übersetzungen. Besonders die mehrsprachigen Drehs, sogenannte Versionenfilme, zeigten das Dilemma in dem die Filmindustrie durch den Ton plötzlich steckte. Filme wie "Die Drei von der Tankstelle" wurden zum Teil mit unterschiedlichen Besetzungen jeweils in deutsch, englisch und französisch gedreht. Oder aber die Darsteller sprachen teilweise ohne den Inhalt zu verstehen, in Lautschrift gelernt ihre Dialoge in anderen Sprachen. So haben etwa Stan Laurel und Oliver Hardy sogar auf Deutsch gedreht.