Wenn es ein warmer Sommer ist oder man in heißen Ländern dreht, kommen High-Tech Geräte schnell an ihre Grenzen... Gegenmittel?
Es waren vielleicht knapp über 30 Grad und unsere VR Kamera brach Aufnahmen einfach ab und die HD Kamera konnte man kaum mehr anfassen. Kein Wunder, Kamerasensoren werden recht heiß und wenn sie dann noch recht kompakt und ohne aktives Kühlsystem verbaut sind, dann sind höhere Temperaturen durchaus ein Problem. Doch Eisbeutel über die VR Kamera legen, ist nicht möglich, sie filmt ja in alle Richtungen. Und auch normale Videokameras werden durch Eisbeutel weitgehend unbedienbar. Abgesehen davon hat man auch nicht ständig tiefgekühlte Eisbeutel am Drehort.
Die besten kompakten Kameras haben so ihre Probleme mit Hitze, so etwa die wunderbar kleine erste Blackmagic Pocket, die im Hochsommer bei Hitze gerne schon nach 10 Minuten Einsatz Dropped Frames produzierte und wenig später sich ganz abschaltet hatte. Oder man denke nur an die Überhitzungsprobleme so mancher Mirrorless Kamera, welche sie für Videoeinsätze disqualifizierte.
Professionelle Videokameras haben ein Design, bei dem die Hitzeentwicklung am Sensor durch passive Bauelemente wie Kühlrippen, Heat Pipes oder gar durch Lüfter abgeleitet wird. Nicht selten sind diese sogar von Außen als Bestandteil des Kameradesigns sichtbar. Vor allem die Lüfter aber zogen regelmäßig den Unmut der Tondepartments auf sich oder nötigten das Team dazu, Decken über die laustarken Kameras zu legen, was nicht nur einmal zu Totalschäden hochpreisiger Kamera geführt hat.
Sogar Cannes-Gewinner, die wir an dieser Stelle nicht namentlich nennen wollen, haben es schon geschafft, auf diese Weise Kameras zu ruinieren. Inzwischen haben praktisch alle Profikameras eine Schutzschaltung, welche die Kamera rechtzeitig runterfährt. Doch wirklich arbeiten kann man dann auch nicht.
Jede hochauflösende Kamera muss ein Temperaturmanagement haben
Das Problem ist also Herstellerunabhängig und weitreichend. Eigentlich sind die meisten Kameras für Arbeitsumgebungen zwischen 5 und 25 Grad ausgelegt. Nach unten zu den tiefen Temperaturen hin sind es andere Komponenten als die Sensoren, eher die Akkus, die Probleme machen, nach oben hin aber eindeutig die Kühlungsprobleme der Kameras.
Doch auch die Akkus haben so ihre Schwierigkeiten bei zu hohen Temperaturen. Die inneren chemischen Reaktionen werden bei Hitze deutlich intensiver, so kann Überdruck entstehen, der bei intakten Akkus durch Sicherheitsventile entweichen kann. Das führt aber zu geringerer Lebensdauer der Akkus und auch die Leistung ist schneller abgebaut. Es ist gar kein Wunder, weshalb so viele Akkus auf den einschlägigen Auktionsbörsen online angeboten werden.
Es gibt Länder, da kann man nur müde über 30 Grad Wärme lächeln und auch dort wird gedreht. Der Klimawandel beschert uns zusätzliche Plusgrade. Welche Maßnahmen können helfen, Hitzeprobleme zu reduzieren?
Grundlegende Tipps für den Hitzedreh
Es gibt durchaus einfache Maßnahmen, wie man sich besser mit seinem Equipment in heißen Drehbedingungen organisiert.
- Manche Dinge kann man sich schon denken, etwa dass man die Geräte nicht direkter Sonneneinstrahlung aussetzen sollte.
- Desweiteren sollte man die Geräte unbedingt so lange wie möglich ausgeschaltet lassen, erst kurz vor dem Aufnehmen hochfahren, danach gleich wieder ausschalten. Ausgeschaltet bedeutet ausgeschaltet, also nicht im Stand-By halten.
- Ist die Kamera etwa auf einem Stativ, sollte darüber ein Sonnenschirm aufgestellt werden. Wenn man den nicht hat, dann wenigstens die Kamera im ausgeschalteten Zustand mit weißem oder silbern reflektierendem Stoff abdecken. Niemals Lüftungsschlitze abdecken!
- Für den Transport zum Filmset lieber den Kofferraum bzw. einen verschlossenen Kastenwagen verwenden, durch Glasfenster kommt mehr Hitze.
- Silberne Gerätekoffer reflektieren besser die Sonneneinstrahlung, schwarze, die vielleicht "cooler" aussehen, absorbieren das Licht und heizen sich auf.
- Auch wenn Geräte heiß laufen, keinesfalls in den Kühlschrank legen, die Feuchtigkeit kann Schaltkreise kurzschließen...
Tipps für kompakte Kameras
Die vorgenannten Tipps gelten für alle Kameras. Doch bei kompakten, hochauflösenden, insbesondere Mirrorless Kameras selbst bei intelligenter Konstruktion wie Sonys ZV-E1 oder FX 3 sind zusätzliche Maßnahmen erforderlich. Je kleiner und kompakter die Kameras sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Überhitzungsproblemen kommt. Einige Kameras haben konstruktionsbedingt und bei längerem Betrieb bereits bei moderaten Temperaturen Überhitzungsprobleme und schalten sich selbst ab.
- Bei recht kleinen Kameras kann es helfen, die Akkus und die Bodeplatte vom Stativ zu kühlen. Sie übertragen dann die Kälte auch auf die Kamera.
- Man kann im Menü vieler Kompaktkameras die Selbstabschaltung bei Hitze höher stellen. Vorsicht,- wenn man "High" im Menü wählt, kann das die Kamera beschädigen.
- Das Klappdisplay sollte nicht geschlossen, sondern weit geöffnet sein
- Auf einem Stativ ist die Kamera kühler als in der Hand, Stative bei denen die Basisplatte der Kamera klein ist, erlauben mehr Luftstrom.
- Die Rückseite der Kamera sollte frei sein
- Keine externen Monitore verwenden, da die Bereitstellung eines externen Bildes in der Kamera meistens mehr Wärme erzeugt.
- Mini-Lüfter, die man mit Saugnäpfen an der Kamerarückseite hinter dem Display anbringen kann (z.B. der Ulanzi Cooling Fan) können die Temperatur kompakter Kameras deutlich reduzieren und die Selbstabschaltung verhindern oder deutlich hinauszögern. Meist besitzen diese mehrere Geschwindigkeitseinstellungen, in der niedrigsten Lüftergeschwindigkeit sind sie so gut wie unhörbar.
Mit diesen Maßnahmen sollten Drehs bei hohen Temperaturen ihren Schrecken verlieren. Wer eher das gegenteilige Problem hat und bei eisigen Temperaturen dreht, findet hierfür Tipps in unserem Artikel über Kältedrehs.