Überall wird über Videoformate, Codecs und Container philosophiert, warum sind diese in der digitalen Cinematographie so wichtig und was steckt dahinter?
Immer mehr
Zunächst einmal sollte man sich vor Augen halten, dass mit der Digitalisierung die Informationsmenge gegenüber analoger Aufnahme gut und gerne acht bis zehnmal größer wird. Digitalisierung lässt also die Datenmengen zunächst einmal explodieren.
Die reale Welt, wie wir sie sehen und hören, kennt kontinuierliche Wellen, akustische oder auch visuelle, um diese irgendwann verlustfrei speichern und bearbeiten zu können, müssen wir sie in ein digitales System umwandeln. Dafür werden die analogen Bild,- oder Tonsignale mit einer hohen Frequenz (mindestens doppelt so hoch wie die höchste Frequenz des analogen Signals) abgetastet.
Platz sparen
Um diese gigantischen Datenmengen zu verkleinern, versucht man die Informationen mit Hilfe verschiedener Codecs zu reduzieren (verlustfrei) und/oder zu komprimieren (verlustbehaftet).
Dieser Vorgang findet sowohl auf der Bildseite, als auch auf der Tonseite statt. Zusätzlich werden noch wichtige Informationen zu den jeweiligen Aufnahmen als sogenannte Metadaten abgespeichert. Dazu gehören Zeitinformationen wie Tag und Uhrzeit der Aufnahme, oder auch Voreinstellungen der Kamera.
Diese unterschiedlichen Arten von Daten, also Informationen, Video und Audiodateien werden gemeinsam in sogenannten Containerdateien zusammengefasst. Diese nennt man auch Videoformate. Diese geben zugleich Informationen weiter, wie man diese verschiedenen Dateien so miteinander verknüpfen muss, dass sie sinnvoll zusammenarbeiten. Bekannte Containerformate sind beispielsweise: Quicktime, Flash, AVI, DivX, Matroska, MP4, OMFI u.a.
In diesen Containern sind dann verschiedene Codecs zusammengefasst. Also für das Videobild beispielsweise MPEG-4 und den dazugehörigen Ton im Format MP3. Dazu kommt dann vielleicht noch eine Datei für Videountertitel, Menüs etc. All das könnte sich zusammen in einem AVI Container befinden.
Dateien zusammenfassen
Damit diese verschiedenen Dateien sinnvoll in einem Container Platz finden, müssen sie von einem sogenannten Multiplexer zusammengeführt werden. Techniker sprechen auch gerne davon, dass die Dateien gemuxt werden. Videobild und Ton werden in dem Container mit Hilfe verschiedener Codecs komprimiert, damit die Dateien nicht zu groß werden.
Umgekehrt werden diese Daten bei der Wiedergabe wieder von einem Demultiplexer aufgesplittet.
Nicht alle Container sind in der Lage, viele unterschiedliche Dateien zusammenzufassen. Untertitel lassen sich beispielsweise eher mit VOB (DVD-Container), MP4 oder MKV abspeichern.
Letztlich hängt also die Qualität eines Containerformats von seinen Zutaten ab. Sind die möglichen enthaltenen Videocodecs hochwertig, beispielsweise mit Codierung einzelner Bilder (Intraframe) statt über ganze Bildergruppen hinweg (Interframe) also ohne die gefürchteten GOPs (Group of Pictures), und mit hoher Farbtiefe (4:2:2 mindestens) dann haben wir es mit einem qualtitativ hochwertigen Containerformat zu tun. (AVC Intra, REDcode, Cineform, ProRes usw.)
Wird ein verlustfreier Codec verwendet, werden die Datenmengen recht groß, häufig kann man die dann mit einem normalen Office-Computer gar nicht mehr abspielen.
Verwirrspiele
Die eigentlich klare Trennung zwischen Containern und Codecs wird schön durcheinandergebracht durch Videoformate wie MPEG, die nämlich auch einen gleichnamigen Codec besitzen. MPEG1 war für Standard Definition der verbreitetste Container und Codec.
MPEG-2 ist ein neuerer Container (Videoformat) und verwendet den Codec H262. Er hat noch immer die Endung .mpg oder mpeg, wird aber auch als video.ts oder .vob Datei gespeichert.
MPEG-4 ist da als Container (Videoformat) durch den verwendeten Codec H264 nochmal deutlich moderner und effektiver. Vor allem ist das Format sehr variabel. Insbesondere für HD kommt es mit geringem Speicherbedarf aus. HD TV aber auch die BluRay arbeiten damit. mp4 oder m4v sind typische Endungen. Allerdings haben sich die Lizenzbesitzer in der Vergangenheit mit recht seltsamen Forderungen an die User etwas unbeliebt gemacht.
QuickTime ist ein von Apple entwickelter Container (Videoformat), der wegen der einzelnen Adressierbarkeit jedes Bildes vor allem für den Videoschnitt sehr gerne genutzt wird. FinalCut Pro, Premiere oder Avid können QuickTime Dateien schneiden. Die gängige Endung dieser Dateien ist .mov
AVI (Audi Video Interleave) ist ein relativ alter Container mit dem Microsoft QuickTime etwas entgegensetzen wollte. Die Qualität war gut, allerdings war der Codec nicht sehr effizient, was bedeutet, dass der Speicherbedarf recht hoch war. Neuere Derivate des AVI Formats wurden dank effektiverer Codecs wie DivX zwar leistungsstärker, dennoch setzte sich AVI im Profibereich nie durch. Typische Dateiendung: .avi
ASF sollte als Nachfolger von AVI die gewünschten Verbesserungen bringen und wurde vor allem als WMV (Windows Media Video) bekannt. Obwohl die Qualität recht ordentlich ist, hat sich dieses Format im Profilager ebenfalls nie durchsetzt.
Weitere Videoformate wären noch FLV (Flash), MKV (Matroska) sowie deren Weiterentwicklung HTML5.
Vielleicht können wir künftig etwas entspannter bleiben, wenn wieder Jemand über Container oder auch Videoformate berichtet, jene Behälter, in denen Video, Audio und andere Daten zusammengefasst werden, die mit Hilfe von Codecs möglichst effektiv datenreduziert werden.