Ein wichtiger Unterschied bei Objektiven ist die Frage, ob es sich um Festoptiken (Primes) oder Zoomoptiken handelt. Festobjektive sind genau für die eine Brennweite, für die sie bestimmt sind, optimiert. Zoomobjektive verknüpfen die Linsen verschiedener Brennweiten miteinander und können so variable Bildausschnitte erfassen. Deshalb können sie nur Kompromisse sein.
Zooms sind eine seltsame Sache,- sie vereinen die optischen Eigenschaften mehrere Objektive in einem. Während man im ersten halben Jahrhundert Filmgeschichte nur Festbrennweiten kannte, brachte die Konstruktion von Zoomobjektiven eine visuelle Neuerung in die Filmarbeit hinein. Gerade für dokumentarische Arbeiten bieten sich Zoomobjektive an. Dort fehlt einfach die Zeit, dauernd die Objektive zu wechseln, um eine andere Brennweite nutzen zu können. Zu den Pionieren bei der Entwicklung von Zoomobjektiven gehören Zeiss, Angenieux, Voigtländer und Cooke. Eines der ersten, vielleicht sogar das erste Zoomobjektiv für Film war 1952 das Zeiss 2/30-120 mm Pentovar welches allerdings nur für 35mm Kinofilmformat (ähnlich APS-C) gerechnet war. Als eines der ersten Zooms für das Vollformat gilt das 1959 vorgestellte Zoomar 2,8/36-82 mm von Voigtländer.
Da sie zu Anfang noch nicht so hochwertig waren, fanden sie bei Kinofilmen seltener Verwendung. Erst nach diversen Verbesserungen, vor allem dem Einsatz asphärischer Linsen, haben sich vor allem in den 70er Jahren auch Spielfilmregisseure und Kameraleute mit den ungewöhnlichen Allroundern beschäftigt. Die ersten, die mit den ab 1960 verfügbaren Angenieux-Zooms (Suprématic) teilweise in ihren Filmen arbeiteten waren Godard bei "Eine Frau ist eine Frau"(1961) und "Die Verachtung" (1963) sowie Truffaut bei "Jules und Jim" (1962). Kameramann bei allen drei Nouvelle Vague-Filmen war Raoul Coutard. Doch nicht nur in Frankreich,- überall auf der Welt nutzten Filmemacher die Zoomobjektive für spezielle Einstellungen oder auch ganze Filme. So etwa Alfred Hitchcock in "Vertigo" (1959), Roberto Rosselini bei "Acts of the Apostles" (Atti degli Apostoli, 1968), Nicolas Roeg in "Wenn die Gondeln Trauer tragen" (1974) oder Luchino Visconti in "Tod in Venedig" (1971). Viele andere Regisseure wie Sergio Leone, Stanley Kubrick oder Peter Jackson haben in ihren Filmen auch später mit Zoomeinstellungen gearbeitet.
Weitere Begriffe für Zoomobjektive sind Vario-Objektiv, Transfokar sowie Transfokator. In Deutschland wurden sie von Kameraleuten auch gerne als "Gummilinsen" bezeichnet.
Anwendungsbereiche
Während es früher fast nur "All in One" Zooms gab, gibt es inzwischen drei verschiedene Kategorien für Zooms: Weitwinkel, Standard und Telezoom. Wie die Begriffe schon erkennen lassen, werden damit jeweils verschiedene Zoombereiche abgedeckt. Auf diese Weise können kürzere Zooms hergestellt werden, die man für den gewünschten Einsatzzweck auswählen kann. Im Grunde genommen erlauben sie es, vereinfacht ausgedrückt, die Objekte, die man aufnimmt, zu verkleinern oder zu vergrößern. Die meisten Kameraleute verwenden sie, um schnell beim Drehen die Brennweite zu verändern. Den Vorgang des Veränderns aber verwendet man dann im fertigen Film nicht. Man nennt das dann einen "Technischen" Zoom. Die Kamera läuft also weiter im Aufnahmemodus, während die Brennweite teilweise auch ruckartig verändert wird.
Anders die sogenannte Zoomfahrt, bei der man die Brennweitenveränderung zu einem Teil der Einstellung werden lässt und so in den späteren Film hineinschneidet. Damit diese Fahrten gleichmäßig werden, verwendete man früher Dämpfungselemente (Fluidzoomantrieb) oder heute zumeist Zoommotoren. Es gibt auch Zoomobjektive die einen eingebaut Antrieb für die Brennweitenveränderung haben, sogenannte Power-Zooms. Bei diesen kann die Zoomfahrt durch Taster bzw. Zoomwippen an der Kamera gesteuert werden. Solche Zoomfahrten sind aber nicht identisch mit echten Kamerafahrten, weil sich die Perspektive im Bild nicht verändert.
Zooms werden verwendet, um den sogenannten "Vertigo-Effekt" herzustellen, die gegenläufige echte Kamerafahrt kombiniert mit einer Zoomfahrt.
Vorteile
Zoomobjektive sparen Platz und Gewicht, verglichen mit Festbrennweiten.
Man kann, ohne Objektive wechseln zu müssen (was Zeit kostet und das Risiko von Staub, der auf den Sensor gelangt, in sich birgt) mit verschiedenen Brennweiten arbeiten.
Nachteile
Verglichen mit gleichwertigen Festbrennweiten ist die Abbildungsleistung schlechter
Die Lichtstärke ist nicht so hoch
Bei preiswerteren Zooms ändert sich beim Verstellen die Lichtstärke
Das Gewicht ist höher
Da ein Zoomobjektiv in der Regel mehr Linsenelemente enthält als ein Festobjektiv, sind sie häufig weniger scharf und weisen eine höhere chromatische Aberration auf. Außerdem haben sie auch eine kleinere Öffnungsblende, die weniger Licht einlässt damit hat man auch eingschränktere Möglichkeiten hinsichtlich der Schärfentiefe. Es ist schwerer, den Hintergrund in Unschärfe abzubilden.
Besonderheiten der Filmaufnahme
Bei hochwertigen manuellen Objektiven für Filmzwecke wurde ein hoher Aufwand getrieben, damit sich die Bildweite und der Fokus möglicht wenig verändern. Während es bei Fotoaufnahmen nicht so sehr darauf ankommt, wie das Zoom beim Verstellen der Brennweite mit der Schärfe umgeht, spielt es beim Film/Video eine entscheidende Rolle. Wenn man nämlich in der laufenden Aufnahme oder auch bei einer Reihe einzelner Einstellungen die Brennweite verändert, ist es mühsam bis untolerierbar, wenn sich dann die Schärfe verändert und ein einmal scharfes Bild in ein Unscharfes verwandelt.
Seltsamerweise kam das früher kaum vor, da blieb die Schärfe stabil, man hat hohen Aufwand betrieben um das auszugleichen. Doch bei neueren Zooms mit Autofokus ist das scheinbar anders. Die meisten hersteller sparen sich die Mehrkosten und verlassen sich darauf, dass der Autofokus ohnehin die sich ändernde Schärfe mitregelt. Da an professionellen Spielfilmsets praktisch nie mit Autofokus gearbeitet wird, soeilt das also eine wichtige Rolle. Man muss also gezielt darauf achten, dass das Zoomobjektiv "parfokal" ist, so der Fachausdruck wenn die Schärfeeinstellung konstant bleibt, wenn die Brennweite verändert wird.
Auf jeden Fall ist hier genaue Kontrolle gefragt, wenn man nicht hundertprozentig sicher ist, wie das Zoom mit der Schärfe umgeht. Peaking ist hier eine zuverlässige Kontrolle der Schärfe im Sucher.
Hochwertige Zooms sind teuer
Waren Zoomobjektive früher eher als Kompromiss bewertet, gibt es heute einige wenige Spitzenobjektive, welche auch Kinotauglich sind. Diese bieten durchgängig eine hohe Offenblende an, bei Standardzooms sind durchaus T 2,0 und höher möglich. Die Berechnung und die Herstellung dieser Objektive sind sehr aufwändig, diverse Arbeitsschritte sind nur in Handarbeit möglich und einige Spitzenzooms werden sogar nur in Einzelfertigung auf Bestellung hergestellt. Zu den Spitzenzooms gehören zum Beispiel das Angenieux Optimo 28 - 76 mm, Fujinon HK4, Fujinon HK3, Cooke S4/i 15-40mm CXX, Canon CN20x50 IAS H liegen preislich teilweise bei 60-90.000 €.
Doch auch die preiswerteren Zooms sind heutzutage zum Teil auf einem sehr hohen Niveau. Dies ist vor allem durch die schnelleren Computerprozessoren möglich geworden, welche die aufwändigen Berechnungen der notwendigen Linsen und mechanischen Bestandteile der Zooms in kürzerer Zeit und mit höherer Präzision bewältigen.
Wer nicht das Geld eines luxoriösen Mittelklassewagens übrig hat, kann entweder die Spitzenzooms für den jeweiligen Dreh mieten, oder aber auf hervorragende Foto-Zooms zurückgreifen, bei denen zwar nicht alles perfekt ist, aber die inzwischen ein hervorragendes Niveau erreichen. Doch auch hier gibt es riesige Unterschiede, wie unser Vergleich etwa von zwei Zooms von Zeiss und Sony eindrücklich belegt hat.