Magisches Hilfmittel
Irgendwie klingt "Chimera" nach Sagenwelt, und tatsächlich handelte es sich in der griechischen Mythologie bei der Chimära um ein feuerspeiendes Wesen, genauer ein Mischwesen. Statt Feuer speien die Chimeras, von denen hier die Rede ist, eher Licht und ihre Wirkung ist tatsächlich ist eher sagenhaft, wie genial Chimeras helfen, an Filmsets das Licht optimal zu kontrollieren...
Irgendwie ist es immer ein Widerspruch, einerseits weiches Licht haben zu wollen, andererseits aber wenig Streulicht im Raum zu produzieren. Chimeras helfen, genau diesen Spagat zu meistern. Sie erzeugen nämlich wunderbar weiches Licht über eine größere Fläche, was ideal für Gesichter etc. ist und verhindern aber zugleich, dass das Licht im Raum streut und damit die gewünschten Kontraste zunichte macht.
Auf ihrer Vorderseite haben Chimeras meistens eine Art weiße Bespannung, die oft mit Ösen oder Klettverschlüssen an dem Stoff der Chimera befestigt ist. Diese Bespannungen gibt es in unterschiedlichen Dichten, wichtig ist natürlich, dass diese möglichst temperaturfest ist, denn in der Nähe von Scheinwerfern und genau da werden die Chimeras ja eingesetzt, wird es ganz schön heiß.
Chimeras produzieren zunächst einmal vor oder um einen Scheinwerfer herum eine Art Leuchtkasten, der nach hinten und zu den Seiten schwarz und lichtdicht ist. Dieser Kasten besteht meistens aus lichtichtem Textil, welches mit einem Gestänge aufgespannt ist. Je nach Bauform kommen dafür vier, sechs oder acht biegsame Stangen zum Einsatz.
Diese Stangen werden mit Hilfe eines sogenannten Speedrings am Scheinwerfer befestigt. So ein Speedring ist aus massivem Metall bzw. Aluminium und muss eigens auf den jeweiligen Scheinwerfer optimiert sein. Das macht Speedringe in der Regel teuer. Und für fast jeden Scheinwerfertyp benötigt man einen anderen Speedring. Diese müssen nämlich einerseits einen Ring besitzen, der genau in die Aussparungen passt, in welche man normalerweise die Tore bei einem Scheinwerfer einsetzt und andererseits auf der anderen Seite Bohrungen, in welche man die Stangen für die Chimera einsetzen kann.
Leicht und Vielseitig
Damit man die Chimera möglichst universell einsetzen kann, also samt Scheinwerfer sowohl an Stativen als auch an Rigs oder Polecats von der Decke hängend, sind sie sehr leicht aufgebaut. Sie haben wenig Gewicht und lassen sich, wenn sie zusammengelgt sind, leicht transportieren. Natürlich verwenden auch Fotografen mit Blitzanlagen Chimeras, gerade in der Portraitfotografie ist weiches, großflächiges Licht sehr gefragt.
Wir wollen an dieser Stelle nicht verschweigen, dass es auch Billigware aus Asien gibt, wo die Befestigungen für die Stangen im aufspannbaren Chimera-Stoff nach kurzer Zeit ausreißen oder aber der Speedring auf Plastik ist. Das muss nicht heißen, dass man nicht auch preiswerte Angebote finden kann, die etwas taugen, doch es schadet nicht, hier Vergleiche anzustellen und Kundenbewertungen besonders genau durchzulesen.
Während es früher fast ausschließlich Chimeras gab, die vor die Scheinwerfer gebaut wurden, gibt es seit einigen Jahren auch solche, bei denen der Brenner (meistens Halogen oder HMI) mitten in der Chimera sitzt.
Das hat den Vorteil, dass das Licht von der innen weißen oder silberfarbenen Chimera besser reflektiert wird und damit die Ausbeute höher ist. Beim konventionellen Scheinwerfer wird ja nur das Licht, was durch die Öffnung des Scheinwerfers fällt, in der Chimera auf die weiße Bespannung geworfen.
Auf dem Bild ist eine Chimera von Dedolight zu sehen, bei welcher der HMI-Brenner sich innerhalb der Chimera befindet. Auf diese Weise wird die Lichtausbeute deutlich höher und auch das Gewicht noch einmal reduziert.
Um den HMI Brenner gibt es lediglich einen Schutzglas-Zylinder, aber kein schweres Scheinwerfergehäuse und keine Stufenlinse, wie etwa bei der Verwendung eines Stufenlinser-Scheinwerfers mit einer normalen Chimera.
Ebenfalls auf dem Bild zu sehen ist sowohl eine Flag, eine Abdeckfahne oder genauer gesagt ein Cutter, sowie darunter gehängt eine ND-Folie. Beides sorgt dafür, dass das weiche Licht in voller Intensität nur auf das Gesicht der Person fällt, die in diesem Fall interviewt werden soll. Die Kleidung hingegen soll kein Licht abbekommen.
Wenn man am Lichtaustritt, also dort wo die weiße Gaze gespannt ist, ein Gitter, ein sogenanntes Grid befestigt, wird das weiche Licht sogar gerichtet. Es gibt also eine ganze Menge Möglichkeiten, diese praktischen Lichthelfer für die jeweilige Drehsituation zu modifizieren. Wie man in der Praxis mit Filmlicht und auch mit Chimeras arbeitet, erfahrt Ihr im Movie-College Workshop Licht