Natürlich kauft sich heute niemand mehr einen Videorekorder, die Zeiten sind vorbei, aber viele besitzen noch einen, allein schon, um die alten Videoaufnahmen noch sichten oder endlich digitalisieren zu können. Doch was tun, wenn das Gerät versagt? Es ist schon merkwürdig, die Lebensdauer selbst hochwertigster, professioneller Geräte wird immer wieder selbst bei geringer Benutzung ausgerechnet durch Materialschwäche relativ banaler Bauteile enorm verkürzt. Wegen ungenügender Stabilität oder zu rascher Abnutzung immer des gleichen Materials landen jährlich Hunderttausende von Videorekordern, Kassettenrekordern und Tonbandgeräten auf dem Müll!
Der größte Feind all dieser Geräte hat einen Namen: Gummi. Man findet es als Andruckrolle für den Transport des Bandes (Capstan) oder als Antriebsriemen für Bewegungsübertragung etwa von Motoren zu Schwungscheiben oder dem Einfädelmechanismus etc. in praktisch allen Geräten, in denen Ton- oder Videosignale auf Bandmaterial aufgezeichnet werden.
Kurzlebiges Material
Längst ist mit Gummi nicht mehr der Naturkautschuk gemeint, der lange teuer importiert werden musste und den Mitte des 19. Jahrhunderts Herr Goodyear durch Vulkanisierung für Reifen verfügbar machte. Gummi wird heute bei der Herstellung mit diversen Zusätzen wie Schwefel oder Weichmachern fast wie echte Kunststoffe in die gewünschte Dichte, Elastizität und Form gebracht. Bedauerlicherweise wird bei diesem Vorgang die Haltbarkeit der Produkte manchmal außer Acht gelassen.
Die Schwachstellen
Die häufigsten Schwachstellen sind einseitig abgenutzte Andruckrollen, oder ausgeleierte Gummiriemen. Aber auch Andruckrollen, deren Gummi aufweicht, klebrig oder krümelig, rissig wird, kommen immer wieder vor. Das Ergebnis sind Videorekorder, die das Videoband am Rand beschädigen (Rädern), fressen oder gar nicht mehr richtig transportieren. Da manche Servicewerkstätten ihre Leistungen an den Stundensätzen von Herzchirurgen orientieren, werden ständig eigentlich funktionsfähige Geräte als "Lohnt sich nicht mehr"-Kandidaten verschrottet.
Das wir uns nicht falsch verstehen: Manche Reparaturen erfordern hohes Fachwissen und aufwändige Messtechnik. Und häufig lohnt ein ohnehin billiges Gerät, was eine lange Lebenszeit hinter sich hat, tatsächlich keine aufwändigen Reparaturen mehr. Doch wenn die Fehler nur auf schlecht verarbeitetes Gummi zurückzuführen sind, wäre die Reparatur, ein wenig handwerkliches Geschick vorausgesetzt, mit überschaubarem Aufwand oft selbst zu bewältigen. Längst muss man die Ersatzteile nicht mehr zwingend vom Rekorder-Hersteller beziehen, diverse Spezialanbieter versenden die passenden Andruckrollen oder Antriebsriemen auch per Post.
Selber reparieren
Wenn also Ihr Gerät als "nicht mehr Wert zu reparieren" gilt, und die Fehler etwas mit Bandbeschädigung oder fehlendem Transport zu tun haben, kann man, statt es wegzuwerfen, versuchen es selbst zu reparieren.
Aber! Beginnen Sie die Reparatur nur, wenn:
die Garantie für Ihr Gerät abgelaufen ist!
Sie ein gewisses feinmechanisches Geschick haben!
Sie vor Öffnen des Gerätes den Netzstecker aus der Steckdose gezogen haben!
Das Movie-College möchte Ihnen Hinweise geben, da aber die Gerätetypen und Fehlerursachen vielfältig sind, können wir nicht für Ihren Erfolg bei der Reparatur garantieren. Die Reparatur erfolgt auf Ihre eigene Verantwortung und auf eigene Gefahr!
Erster Schritt wäre, das Gehäuse vom Gerät abzunehmen. Dazu benötigen Sie meistens einen kleinen Kreuzschlitz-Schraubenzieher und viel seelische Kraft, denn so manches teure Amateur-Gerät ist im Innern so primitiv aufgebaut, dass einem der Atem stockt. Früher übliche verwindungsfeste Alu-Druckguss Chassis sind längst windigen Plastik-Konstruktionen gewichen. Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, aber dennoch: Alle Schrauben bitte gut aufheben, in ein Kästchen, eine Tasse etc. - sie werden wieder benötigt. Schrauben unterschiedlicher Größe getrennt aufbewahren und aufnotieren, an welche Stelle diese gehören! Die obere Abdeckung besteht meist aus Oberer und den seitlichen Abdeckungen, während die Unterseite meist aus einem Bodenblech besteht.
Reparatur der Gummiriemen
Ob Sie die obere oder untere Abdeckung öffnen sollten, hängt von dem Fehler ab: Wenn Ihr Videorekorder das Band zwar einfädelt, dann aber nicht transportiert, könnte es neben anderen Ursachen (z. B. verharzte Schmiermittel) an einem der Gummiriemen liegen, die sich meist auf der Unterseite des Videorekorders befinden. Manchmal ist es zusätzlich notwendig, auf der Unterseite eine Platine zu entfernen oder zur Seite zu klappen. Diese kann mit Schrauben oder durch Plastikklips gesichert sein. Wenn die Gummiriemen sichtbar sind, kann man deren Zustand leicht mit den Fingern testen. Sind sie lappig, ausgeleiert und haben kaum mehr Elastizität, so könnten sie die Ursache für Antriebsfehler sein.
Statt die Motorkraft etwa auf Schwungscheibe (Capstan) oder Kassettentransport weiterzuleiten, rutschen sie oder laufen völlig leer. Dann sollte man sie auswechseln. Dazu kann man sie meist einfach von den Rädern zwischen denen sie gespannt sind, abziehen. Die passenden Ersatzriemen kann man bestellen, oft gibt es sie im Set, die Kosten sind gering.
Reparatur der Andruckrolle
Wenn das Videoband am Rand beschädigt (gerädert) oder geknittert wird, könnte es an der Andruckrolle liegen. Das ist die Gummirolle, welche das Band beim Transport gegen die Metallachse des Capstan-Antriebs drückt. Vielleicht die häufigste Fehlerursache bei Videorekordern. Um hier ranzugelangen, muss die obere Abdeckung abgeschraubt werden. Wenn die Andruckrolle abgenutzt, einseitig schräg oder abgeschliffen ist, kann sie die Ursache für Bandbeschädigungen sein. Diese können dann Bildstörungen zur Folge haben.
Achse der Schwungscheibe - die neue Andruckrolle wird auf Zapfen gesteckt
Meist kann man sie einfach nach oben von der Arche auf der sie sitzen abziehen. Manche sind auch durch ein Plastikstöpsel auf der Achse gesichert, dann muss zuvor der Stöpsel entfernt werden. Oder in ihrem Inneren ist eine kleine Schraube, die man von oben lösen und die Andruckrolle danach abziehen kann.
Sie lassen sich für die meisten nicht zu alten Geräte nachbestellen. Meist sind die Kosten überschaubar, da aber einige exotischere Teile auch etwas teurer ausfallen können, sollte man vorher nachfragen und nur bestellen, wenn man sich sicher ist.
Achtung: Bildstörungen ohne Bandbeschädigungen (Videokassette anschauen, vordere Klappe öffnen und Band im Licht betrachten) haben andere Ursachen.
Und wenn der Recorder ausgemustert werden soll...
Sollten Sie sich insgeheim aber freuen, dass die Videokiste fehlerhaft ist, und beglückt sein über ein Argument, sich endlich einen DVD-Player oder Harddisk-Rekorder zu leisten, so schmeißen Sie die den alten Videorekorder nicht weg, verschenken Sie ihn lieber per kostenlosen Kleinanzeigen, damit jemand anders sich für wenig Geld wieder ein funktionstüchtiges Gerät herstellen kann.
Hinweis:
Das Movie-College haftet nicht für eventuell entstehende Schäden an Personen oder Geräten. Da es sich um netzbetriebene Geräte (Berührung von spannungsführenden Teilen kann lebensgefährlich sein) handelt, sind die erforderlichen Schutzmaßnahmen einzuhalten.