Aufbauphase
Die neue Filmtechnikmesse fand zum zweiten Mal in der Motorworld München, Lilienthalallee 33 statt. Was gab es, was gab es nicht? Es hat sich schon 2022 bei der ersten Ausgabe der neuen Filmtechnikmesse abgezeichnet, der Verdrängungskampf mit der Cinec geht in die nächste Runde. Der Termin ist geschickt an das Ende des Münchner Filmfests gesetzt, mit dem die Messe auch PR-technisch kooperiert. Wer allerdings das ganze Münchner Filmfest aktiv besucht hat, wird vielleicht nicht so glücklich darüber sein, erschöpft in das nächste Event hinein zu schliddern.
Von der Ausrichtung her sind die Ähnlichkeiten zur Cinec enorm (Ausstellungsfläche, Seminare, Netzwerken) und es kann als gesichert angenommen werden, dass zwei derartige Fachmessen, noch dazu zeitlich relativ dicht beieinander, keinen Platz in der Branche finden werden. Zudem versucht sich die CineExpo etwas weniger steif zu präsentieren,- Food-Trucks und lockerer Umgang mit den Zugangsvoraussetzungen lassen die Messe etwas jugendlicher erscheinen. Die Preise an den Food-Trucks sind allerdings weniger jugendlich orientiert, das ist doch eher München Maximilianstraße.
Die zweite Ausgabe der ExpoCine in München ist erwartungsgemäß noch etwas größer ausgefallen, als der Start 2022. In vier, teilweise miteinander verbundenen Hallen des Motorworld Geländes sowie einem Außenbereich, präsentierten zahlreiche Händler und Hersteller ihre neuesten Produkte aus der Film,- und Medientechnik.
Die Hallen selbst sind bereits ein Hingucker- historische Technik zur Druck und Dampfregulierung, zahllose Röhren, Tanks, all das bietet bereits ein spannendes Ambiente. Die Namen der Hallen sprechen für sich: Kohlebunker, Kesselhaus oder auch Dampfdom.
An vielen Ständen präsentieren Engländer und Amerikaner, aber auch Asiaten ihre Produkte, da hat sich etwas gegenüber der Cinec verschoben,- die Messe ist internationaler geworden. Kein Wunder, so wird sie ja auch von einem britischen Messeveranstalter organisiert. Das spürte man auch beim Messepersonal,- auch das dortige Personal kam aus England. Vielen Ausstellern ist man mit den Standpreisen entgegengekommen,- die Messe will wachsen, das schafft mehr Vielfalt.
Anbieter
Trotzdem waren auch diverse Anbieter nicht vertreten, vielleicht brauchten sie das auch nicht, weil ihre Produkte indirekt an Ständen von Zubehörfirmen massiv vertreten waren. So hatten Arri, RED oder Panasonic zwar keine eigenen Stände, ihre Kameras aber waren dennoch überall zu sehen. Immerhin, Sony, Blackmagic und Canon waren mit einem eigenen Stand vertreten.
Breit aufgestellt waren die Bereiche Objektive oder auch Licht und auch bei Grip, Dollies und Steadicam gab es eine gute Auswahl an Anbietern zu sehen.
Auch einige Berufsverbände wie der BVB (Licht & Dolly Grip), der BVK (Bundesverband Kamera) oder der VTFF (Verband technischer Betriebe für Film und Fernsehen) sowie Filmorganisationen wie der FFF Bayern (Film Commission) waren mit Ständen vertreten. Die HFF München bot mehrere Vorträge (u.a. Prof. Dr. Ing. Peter C. Slansky) und eine Präsentation der HFF an,
Recht dünn, aus unserer Sicht viel zu dünn, ist der Tonbereich ausgefallen, Firmen wie Sennheiser oder Ambient waren nicht vertreten, dafür aber neue asiatische Anbieter wie Deity oder Hollyland mit ihren Funkstrecken und Mikrofonen. Auch im Bereich der Dienstleister waren nur wenige Anbieter, wie beispielsweise die Münchner Campilots, die sich auf Kamerabewegungen, losgelöst vom Boden und physischen Beschränkungen spezialisiert haben, anzutreffen.
Spannende Vorträge, Workshops und Präsentationen boten zudem Gelegenheit, tiefer in technische und gestalterische Themen einzusteigen. So demonstrierte etwa Oscar Gewinner DOP James Friend wie er in seinem Film „All quit on the western front“ Licht gesetzt hat. Filmtechnik-Anbieter Teltec hatte ein virtuelles Studio mit einer großen LEW Wand aufgebaut samt Lichtanlage, (Litepanel Gemini 2x1, Quasar Science Rainbow 2 und Double Rainbow etc.) die mit der LED Wand synchronisiert gesteuert wurde. Themen wie Green Film Shooting oder unterschiedliche Bildwirkung von Objektiven gleicher optischer Parameter rundeten das Angebot ab.
Nein, extreme technische Revolutionen waren nicht auf der Messe zu sehen, aber zahlreiche Verbesserungen, Optimierungen, Fortschritte. Wie beispielsweise bei den 360 Grad rotierenden Remote Heads oder auch den LED Stufenlinsern, die endlich kompakter werden.Viele Neuerungen der letzten Jahre konnte man hier in entspannter Atmosphäre kennenlernen, vieles auch in Workshops oder Vorträgen.
Und immer wieder auch Themen und Technologien, die es von klassischen Anbietern schon in teuer gab und die es nun auch preiswerter aus Asien gibt. Auf jeden Fall ein lohnendes Event, auch um mit den Anbieter*innen ins Gespräch zu kommen, um Geräte einfach mal in die Hand zu nehmen, zu testen,- um Kolleg*Innen aus der Branche zu treffen und sich auszutauschen.