Außerirdisch
Auch wenn das Anliegen jedes Tonmeisters ist, einen möglichst puren, unverfälschten Ton aufzuzeichnen, so gibt es in der Nachbearbeitung beim Filmton diverse Situationen, wo das Tonsignal aus dramaturgischen, technischen oder atmosphärischen Gründen bewusst verfremdet wird.
Wenn beispielsweise die unwirkliche Wahrnehmung von Filmfiguren getrübt durch Krankheit, Alkohol oder sonstige Drogen akustisch illustriert werden soll, werden gerne Modulations- oder Zeiteffekte verwendet. Bei der Suche nach adäquaten akustischen Elementen für extreme Zeitdehnung im Bild (extreme Zeitlupe) oder Time-Slice Aufnahmen sind akustische Time-Stretch-Effekte sehr willkommen.
Will man den „Doppler-Effekt“ nachbilden, den Effekt etwa eines Krankenwagens, dessen Sirene beim Annähern immer höher wird, beim Entfernen dann wieder tiefer, so helfen Pitch-Effekte mit variabler Tonhöhe. Der Effekt taucht auch bei Autohupen, bimmelnden Straßenbahnen, heulenden Formel 1-Rennwagen etc. auf.
Sci-Fi Filmroboter oder Zeichentrickmonster werden gerne mit „metallischen“ Stimmen versehen, die selbstverständlich auch aus den Effektgeräten stammen. Die Belastung für die Stimmbänder der Sprecher, wenn sie häufig eine fremde Tonlage sprechen müssen (Beispiel: Pumuckel) ist enorm hoch. Deshalb werden die gequetschten hohen Stimmen vieler Trickfiguren (Disney, Schlümpfe etc.) meist elektronisch verändert.
Modulationseffekte
Die Frequenzmodulation bewirkt eine periodische Tonhöhenschwankung. Die Geschwindigkeit und Intensität der Modulation kann dabei über Frequenz und Amplitude der modulierenden Schwingung bestimmt werden. Chorus, Flanger und Phaser sind Effekte, bei denen das Signal verzögert und mit leichter Frequenzmodulation versehen, mit dem Originalsignal gemischt wird. Die hierbei entstehenden Phasenverschiebungen, führen zu Phasing-Effekten und erzeugen jeweils einen charakteristischen, künstlichen Klangeffekt.
Die Amplitudenmodulation beeinflusst die Lautstärke des Signals. Die Stärke und Geschwindigkeit der Lautstärkenänderung kann auch hier über die modulierende Frequenz eingestellt werden. Dadurch wird ein Tremolo-Effekt erzeugt.
Verzerrer
Verzerrungen (Distortions) entstehen durch Übersteuern analoger Geräte (zu hoher Pegel), können aber auch von Effektgeräten erzeugt werden. Digitale Geräte zu übersteuern, sollte man dagegen in jedem Fall vermeiden, weil das entstehende Knacken wenig erfreulich klingt!
Bei den entsprechenden Effektgeräten, die es sowohl als analoge Röhren und Transistorgeräte sowie als digitale Prozessoren gibt, ist die Intensität der Verzerrung und die Klangfarbe des bearbeiteten Signals regelbar. Dabei werden entweder die analogen Signale über den Arbeitspunkt der Verstärkerkreise hinaus ausgesteuert oder im Digitalen Bereich durch Beimischen wechselnder, nicht harmonischer Oberwellenanteile zu bestimmten Frequenzbereichen erzielt.
Der Grad der Verzerrung bei Sprachinformation hat auch Einfluss auf die Verständlichkeit. Will man etwa den Funksprechverkehr zwischen Funkgeräten, Raumschiff und Bodenstation etc. nachbilden, so wird neben dem gezielten Filtereinsatz auch ein leichtes Verzerren der Sprache zum realistischen Höreindruck beitragen.
Audioprogramme zur digitalen Nachbearbeitung bieten die Möglichkeit Dauer (Länge) und Tonhöhe einer Audiodatei beliebig zu verändern. Bei Musikaufnahmen kann man damit nachträglich falsche Töne oder unpräzises Timing korrigieren. Ansonsten ist diese Funktion bestens geeignet um Klänge zu verfremden und Geräusche herzustellen, die so nicht existieren.
Die einfachste Möglichkeit besteht darin, die Audiodatei (oder ein Tonband) in anderer Geschwindigkeit abzuspielen. Das dabei auftretende Phänomen nennt sich Totaltransposition. Die Tonhöhe nimmt ab, je langsamer das Material abgespielt wird und gleichzeitig dauert es länger. Umgekehrt nimmt die Tonhöhe mit der Abspielgeschwindigkeit zu und das Material wird kürzer. In beiden Fällen ändert sich der Klang erheblich (möglicherweise zum Vorteil).
Daneben kann man Tonhöhe und Dauer getrennt bearbeiten : Pitch-Shift und Time Stretch/ Compress heißen die Funktionen. Hier wird die Audiodatei komplett umgerechnet und die für die Totaltransposition typischen Klangänderungen kommen weniger zum tragen. Je nachdem, wie das Tonmaterial beschaffen ist, treten dafür häufig unerwünschte Störgeräusche und Modulationseffekte auf. Man sollte also eher kleinere Änderungen vornehmen.
Die enorme Miniaturisierung in der Elektronik hat dazu geführt, dass meist mehrere der vorgenannten Effekte in einem einzigen Hardware-Gerät zu finden sind oder entsprechend gemeinsam im Set als Software-Plug-Ins für Workstations angeboten werden.
Mehr zu Toneffekten
1. Teil: Toneffekte – Filter
2. Teil: Hall und Echo
3. Teil: Dynamik