Sie waren bei ihrem Erscheinen technische Meisterstücke, ultrakompakt und zugleich auch sensibel. Heute liegen sie noch hier und da in alten Kamerataschen und warten auf ihre Wiederbelebung, um die alten Videoaufnahmen noch einmal anzuschauen oder in die File- basierte Computerwelt hinüberzuretten. Was man über die Kompakt Handhelds von damals wissen sollte...
Das neue Super 8
Irgendwann in den 80er Jahren passierte es, dass die weit verbreiteten Super 8 Kameras abgelöst wurden von analogen Amateurvideokameras. Diese waren zunächst klobig, die Aufnahmen erfolgten analog auf Videokassette, entweder Betamax oder VHS die Auflösung hatte etwas über 200 Zeilen, war also noch schlechter als das damals verbreitete Standard Definition Fernsehen. Als dann Super VHS kam, ein ebenfalls analoges bandgestütztes Format, konnte zumindest Standard Definition fast erreicht werden. Doch an Super 8 kam das alles nicht heran.
Das änderte sich erst in den 90er Jahren, als plötzlich mit Mini DV kompakte digitale Videokameras auf winzige Kassetten aufnehmen konnten. Die ersten Kameras waren noch recht teuer und etwas größer, doch bald schon kamen kompaktere Amateurkameras auf den Markt, die alles veränderten. Sie waren endlich das, was Super 8 einmal war,- kleine handliche "Überall Dabei" Videokameras. Die ersten Kameras dieser Art, die dann recht schnell den Markt aufrollten, stammten von Canon und von Sony. Beide Hersteller boten sowohl die kleinen Kameras mit Handschlaufen an, also auch etwas größere, anspruchsvollere Mini DV Henkelkameras, so benannt nach dem Tragegriff auf der Oberseite. Bie Canon waren dies die XM1 bzw. XL1 bei Sony die FX 1000. Diese waren mit 4000 bis 6000 DM damals erstaunlich teuer, boten aber dafür mehr Qualität, mehr Anschlussmöglichkeiten etc.
Die Kompakt Handhelds blieben zumeist unterhalb der 1000,- DM Marke, manche waren so bei etwa 400,- DM angesiedelt. Der Autofokus steckte noch in den Kinderschuhen, war langsam und fehleranfällig. Sie waren teilweise erstaunlich lichtstark, die 1: 1,6 ließen sich vor allem wegen der kleinen Sensoren natürlich leichter erreichen, als es bei den heutigen größeren Sensorformaten wie APS-C oder Fullframe der Fall ist.
Die eingebauten Mikrofone waren vergleichbar mit den Mikrofonen heutiger kompakter Kameras, meist gab es eine Zoomwippe, also einen Schalter mit dem man innerhalb des Zoombereichs näher heranholen oder in den Weitwinkelbereich fahren konnte. Bei den einfachen Modellen gab es dabei keine Möglichkeit die Zoomgeschwindigkeit zu verändern, die Motoren fuhren einfach mit einer Geschwindigkeit durch den Brennweitenbereich.
Sensible Mechanik
Für die Kompaktheit waren einige technische Tricks notwendig. So waren die kleinen Handhelds in der Regel 1-Chip Kameras und sie verfügten über einen ausfahrbaren Laufwerksschacht. Hier konnte man die winzigen Kassetten einlegen, dann fuhr der Schlitten wieder in das Kameragehäuse und zwei Fühlhebel zogen das Band aus der Kassette und um die kleine rotierende Kopftrommel. Dieser Schlitten, der Einzug der Kassette in das Kameragehäuse ist es übrigens auch, an dem viele der alten Kameras scheitern. Die Steuerung und die Motoren, welche diesen mechanischen Vorgang übernehmen, fallen nämlich gerne durch Alterung, flasche Lagerung (etwa im feuchten Keller) oder auch durch Fehlbedienungen aus. Wer nun also noch so eine alte Mini-DV besitzt und die alten Bänder in Videodateien umkopieren möchte und feststellt, dass das Laufwerk nicht mehr sauber arbeitet, sollte Reparaturversuche lieber unterlassen. Die Miniaturisierte Mechanik ist sehr empfindlich und ohne Fachkenntnisse kriegt man das selbst wenn man viele andere Dinge reparieren kann, nicht selber hin. Aber auch die Beauftragung eines Reparaturbetriebes,- die eigentlichen Hersteller verweigern die Reparatur solch alter Kameras- lohnt nicht. Da ist es besser in den gängigen Kleinanzeigen-Portalen nach dem identischen Modell zu suchen. Das ist deshalb wichtig, weil die Justage der rotierenden Videoköpfe auf die sehr feinen Spuren bei den verschiedenen Herstellern und Modellen leicht differierte. Im Zweifel also immer versuchen das gleiche Kameramodell zu bekommen. Die Preise sind günstig,- niemand dreht mehr mit den alten Mini DV Kameras,- man braucht sie nur noch zum Einspielen der Videos in den Computer.
Und dann gibt es natürlich noch die Anwendung, dass man für ein aktuelles Filmprojekt in dem auch Videoausschnitte von früher vorkommen (etwa bei der Aufklärung eines Verbrechens oder einer Filmfigur, die sich erinnert) scheinbar alte Aufnahmen neu drehen muss und dafür den alten Look benötigt. Hierfür eignen sich die alten Handhelds hervorragend.
Adapter auf aktuelle Geräte
Zum Sichten der Videos kann man übrigens mit einem kleinen Trick auch auf die meisten aktuellen Flatscreens adaptieren. Die Kleinen Camcorder besitzen meist, wegen des begrenzten Platzes, nicht über analoge oder digitale BNC oder Cinch Anlschlüsse, sondern einen speziellen Miniklinkenanschluss mit vier statt der bei Kopfhörern üblichen drei Pole. Meist waren entsprechende Kabel mitgeliefert die am anderen Ende dann auf drei Cinch-Stecker ein Video und zwei Audiosignale herausführten. Viele Flatscreens besitzen aber keine analogen Cinch Anschlüsse mehr,- die von Sony etwa besitzen ebenfalls nur einen kleinen 3,5 mm Klinkenstecker als AV Eingang. Bei den einschlägigen Versandhändlern gibt es aber beispielsweise solch ein Kabel mit zwei Miniklinken AV Steckern an beiden Seiten, ein sogenanntes "1M 3.5mm Audio Video AV-Kabel" für 6 Euro mit dem man den Camcorder und den Bildschirm miteinander verbinden kann. Außerdem besitzen die Camcorder meist auch über eine kleine Firewire Buchse, damit kann man die Kamera mit einem Computer verbinden. Falls der Computer, was sehr wahrscheinlich ist, über keine Firewire-Buchse mehr verfügt, gibt es entsprechende Adapter.
Ein gewisser Sündefall war der Umstand, dass man bei den kleinen Handhelds für den Audiobereich auch eine niedrigere digitale Auflösung als 16 Bit einstellen konnte, nämlich 12 Bit. Das merken oft Anwender, die alte Bänder mit besseren Geräten einlesen wollen,- die größeren Recorder oder Player beherrschen diese niedrigere Sample Rate eben nicht. Man kann dann zwar die Videobilder sehen, nicht aber den Ton übertragen. Auch deshalb ist es wichtig, möglichst das gleiche Modell wie das Gerät mit dem die Kassetten aufgenommen wurden, zu verwenden.