Teile des Zombiefilm Remakes von "28 Tage später" von Regisseur Danny Boyle ("Slumdog Millionaire") wurden mit einem 15 Pro Max gedreht. Angeblich wurden einige Einstellungen des Films von Danny Boyle mit einem Handy gedreht. Diese Information wird weder von der Produktion, noch von Teammitgliedern bestätigt, die zudem eine Schweigeverpflichtung unterschrieben haben. Das soll möglicherweise an die Besonderheit des ersten ursprünglichen Films (Regie: Danny Boyle, UK 2002) anknüpfen, der damals mit einer XL 1 Mini DV Kamera von Canon gedreht wurde.
Damals passte die rohe, farbreduzierte und niedrig aufgelöste Ästhetik des DV-Formats zu dem beklemmenden Eindruck der filmischen Vision einer Virusepidemie, die damals schon Themen wie SARS oder COVID ähnelte. Nun also soll ein Smartphone mit zum Einsatz gekommen sein, was an die "Quick and Dirty" Produktionsweise des ursprünglichen Films anknüpft.
Mit solchen Meldungen muss man allerdings vorsichtig umgehen, schließlich dienen sie Marketingzwecken und sie vermitteln den Eindruck man würde so einen 75 Millionen Dollar Film mal eben mit einem Smartphone drehen können. Dem ist nicht ganz so, für das Danny Boyle Remake wurde eine ganze Reihe von Kameras verwendet und nicht alle Einstellungen entstanden tastächlich mit einem 15 Pro Max. Und das auch nicht so pur, aus der Hosentasche gezogen, sondern in einem Kameracage genauer gesagt dem Beastgrip Pro-System mit Adaptern, um hochwertige Prime-Objektive (Festbrennweiten) verwenden zu können, die viel teurer als das ganze Smartphone waren.
Smartphones für Kinofilme
Es ist immer wieder vereinzelt und wirklich sehr selten mit Smartphones für Kinozwecke gedreht worden. Zu den wenigen Beispielen gehören "Tangerine" (Regie: Sean Baker, USA 2015) , "Unsane" (Regie: Steven Soderbergh, USA 2018) oder "I Play with the Phrase Each Other" (Regie: Jay Alvarez, USA 2013). "28 Tage später" ist sicherlich der bisher teuerste Film, an dem Smartphones beteiligt waren.
Manchmal wurde die Entscheidung tatsächlich aus finanziellen Gründen getroffen, wie bei Sean Bakers "Tangerine", manchmal aber auch nur um zu beweisen, dass es möglich ist, so zu drehen. Wenn die Bildästhetik des Smartphones mit der Story des Films übereinstimmt, sind die visuellen und technischen Einschränkungen der Smartphones am leichtesten zu akzeptieren. In "I Play with the Phrase Each Other" geht es um eine Gruppe von isolierten Menschen, die nur über Smartphones miteinander kommunizieren. Der Film wurd übrigens in Full HD mit der FiLMIC Pro App aufgenommen. Für die Bildstabilisierung verwendete man ein Steadicam-Smothee-Stativ.
Verschiedene Apps, wie die Blackmagic Camera App erlauben inzwischen viele manuelle Einstellmöglichkeiten, an den optischen Gegebenheiten der kleinen Sensoren und Linsen können sie aber nur sehr bedingt etwas ändern.
Tatsächlich sind die Einschränkungen, welche so ein Gerät mit sich bringt, allein schon aus optisch physischen Gründen so groß, dass hochwertige Filme auch in Zukunft mit hochwertigen Profikameras aufgenommen werden.
Entscheidung für das iPhone
Bei "28 Tage später" dreht Danny Boyle wieder gemeinsam mit dem Kameramann Anthony Dod Mantle, mit dem er auch den ursprünglichen Zombiefilm und natürlich seinen Oscar-Hit "Slumdog Millionaire" gedreht hat.
Die Produktion hatte bisher geheim gehalten, dass auch iPhones zum Einsatz kamen, geleakte Bilder von den Dreharbeiten zeigen aber aufwändig mit Fernschärfe, Mattebox etc. aufgerigte Smarthones, mit denen Aufnahmen entstanden.
Der offenbar verwendete Beastgrip Adapter arbeitet ähnlich wie vor Jahrzehnten die Super 35 Adapter mit denen man auf den damals noch kleinen Kamerasensoren eine geringere Schärfentiefe erzeugte. Auch bei dem hier verwendeten System handelt es sich um einen DOF-Adapter (Tiefenschärfe Adapter) der es erlaubt Vollformat-Objektive zu verwenden, die das Bild auf einen Bildschirm projizieren von dem das Smartphone abfilmt.
Mit aktuellen Smarthones kann man in 4 K drehen, die Kameras er verschiedenen Premium Hersteller sind inzwischen auf einem sehr hohen Niveau. Das iPhone bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die Videos in Apple ProRes mit Log-Profil aufzunehmen. Damit kann man einen größeren Dynamikumfang erhalten und hat mehr Möglichkeiten in der Farbkorrektur. Die Aufnahmen sind farbentsättigt und müssen in einem geeigneten Programm wie Premiere Pro oder Da Vinci erst in Sachen Kontrast und Farbe "entwickelt" werden.
Autor des neuen Films ist Alex Garland, der auch den ersten Film geschrieben hat. Der fertige Film soll im voraussichtlich im Juni 2025 in die Kinos kommen. Für den Cast wurden Jodie Comer, Aaron Taylor-Johnson, Ralph Fiennes und Cillian Murphy verpflichtet.