Ganz gleich, ob No,- Low Budget oder Filmstudenten- Drehs, wenn die Erfahrung fehlt, das Budget klein bis gar nicht vorhanden ist, lauern viele Gefahren, die einen ohnehin schon aufwändigen Dreh extrem erschweren, manchmal sogar komplett zum Erliegen bringen können. Zum Glück verdrängt man schlechte Erfahrungen gerne, doch für die Qualität des Filmes, den Zusammenhalt von Teams oder gar ganzen Hochschulkursen, sind derartige Erfahrungen manchmal verheerend. Dabei wären viele Probleme im Vorfeld vermeidbar gewesen.
Grund genug, sich einmal einige der größten Gefahrenherde etwas genauer anzuschauen und sieben Tipps, wie man dagegen steuern kann.
Drehbuch
Ein gutes Drehbuch schüttelt man nicht mal so eben aus dem Ärmel. Das ist viel Arbeit. Und eine Komödie ist noch viel schwieriger, selbst wenn man ein paar witzige Einfälle hat, ist das noch kein Drehbuch und erst recht kein Film. Die Gagdichte für eine gute Komödie muss sehr hoch sein, diese Ideen müssen erst einmal entwickelt werden. Wer sich für so genial hält, dass er/sie ein Drehbuch in nur wenigen Stunden oder Tagen zusammenschreiben kann, riskiert unter Umständen eine große Enttäuschung, wenn der fertige Film dann nicht überzeugt.
Tipp 1: Ausreichend lange das Drehbuch entwickeln. Fassungen von Leuten lesen lassen, die sich auskennen, überarbeiten und noch mal überarbeiten...
Vorproduktion
Besonders die aktiveren in so einem Team beklagen oft, dass viele Andere im Team recht unmotiviert waren. Wenn dann die Regie viele organisatorische Aufgaben übernehmen muss und sonst nur zwei, drei aus dem Team sonst noch in der Vorbereitung helfen, fehlt eigentlich die Zeit, sich auf die Regie gut vorzubereiten. Wenn sich das während des Drehs fortsetzt, kann man sich seiner eigentlichen Aufgabe, der Regie, gar nicht vernünftig widmen. Wenn man sich nur so nebenbei um das Casting kümmert, fällt auch die Auswahl an Schauspieler,-inne-n entsprechend klein aus.
Tipp 2: Entweder man findet Jemand, der die Schauspieler zum Casting einlädt und das auch organisiert, oder wenn man es wirklich selbst machen muss, dass sollte genügend Zeit zwischen Dreh und Casting liegen, damit man für alle anderen Vorbereitungen ausreichend Zeit hat.
Schauspieler
Schauspieler, die bei No Budget oder Studentenfilmen mitwirken, tun dies häufig, weil sie sich Demo Material für die Bewerbung auf "richtige" und gut finanzierte Projekte erhoffen. Alle Jobs, bei denen sie Geld verdienen können, sind ihnen natürlich wichtiger, weshalb es häufiger vorkommt, dass Schauspieler , die schon zugesagt hatten, kurzfristig absagen, weil sie eine bessere Gelegenheit gefunden haben. Oder manche sind notorisch beleidigt, etwa weil man ihnen nicht mal die Flugkosten vom anderen Ende des Landes bezahlen konnte, sondern bestenfalls den Bus.
Tipp 3: Den anderen Schauspielern, die man nicht auf Platz 1 der Favoriten hatte, trotzdem sehr freundlich und positiv absagen, dann kann man, falls nötig, auch kruzfristig dort nachfragen, falls man wegen einer Absage neu besetzen muss.
Besser nur Leute vor Ort casten, wenn den Schauspielern noch Kosten entstehen um mitzuspielen, ist das Grundgefühl selten gut. Mit Freundlichkeit und dem Gefühl, dass man sich kümmert und sie umsorgt, kann man die Stimmung von Schauspielern im positiven Sinne beeinflussen.
Dreh
Unpünktlichkeit am Set kann Drehtage dramatisch beeinträchtigen. Viele machen die Erfahrung, dass man sich nicht 100 Prozent auf Jeden verlassen kann. Das führt zu Enttäuschungen. Wenn die Regie und beim Licht,- und Kameraaufbau sowie der Setorganisation mithelfen muss, wird die Zeit zu knapp.
Außerdem macht man mehr Fehler, Anschlussfehler, Inszenierungsfehler usw. Wegen der Zeitnot lässt man vielleicht sogar einzelne Einstellungen weg, die einem dann aber im Schnitt fehlen. Und: Es gibt immer auch Jobs, die nicht so "cool" wirken, aber genau so notwendig sind. Requisiten und Kulissen transportieren, das Set einrichten, reinigen, ausräumen, Essen holen, herumtelefonieren um Sponsoren zu finden usw. Wer sich scheut, auch anstrengendere Tätigkeiten zu übernehmen, zieht beim restlichen Team nicht unbedingt große Sympathien auf sich.
Tipp 4: Nie unter Zeitdruck in den Dreh gehen, immer ausreichend Helfer dabei haben für Transporte, Vorbereitung etc. Oder, wenn die Helfer fehlen und man selbst ran muss, ausreichend Zeit zwischen der körperlichen Arbeit und dem Dreh haben, damit man seine eigentlichen Aufgaben gut und erholt vorbereiten kann.
Equipment/Technik
Wenn man aus Unachtsamkeit die Kamera nicht benutzen kann, weil jemand die Speicherkarte verlegt hat, sind die Konsequenzen erheblich. Selbst wenn man dann statt der Produktionskamera (Sony F3) als Ersatz mit einer DSLR Spiegelreflex dreht um den Drehtag zu retten, hat man plötzlich keine Möglichkeit, in den Fotoapparat die Tonsignale des professionellen Tonequipments einzuspeisen.
Tipp 5: Feste Plätze für alles Equipment, Koffer, Taschen und einen Verantwortlichen für die Daten, für das Aufbewahren, überspielen, löschen von Speicherkarten.
Catering
Man möchte meinen, wenn wenig Geld da ist, kann man auch schon mal für ein paar Tage mit bescheidenem Essen auskommen. Das ist vom Prinzip her richtig, allerdings tappen viele Teams in die Schokoriegel-Doppelkeks-Limonaden-Falle. Derartiges als Basisverpflegung anzubieten zermürbt das motivierteste Team. Deshalb sollte man immer darauf achten, dass es am Set vernünftiges Essen gibt.
Tipp 6: Das muss nicht wirklich teuer sein, selbst Kartoffelsalat, Brezen etc. sind als Verpflegung ein besseres Notprogramm als Kekse. Gerade Pasta oder auch Asiatisches Essen kann man häufig in größeren Mengen für kleines Geld bekommen. Im Notfall muss jeder im Team etwas dazu geben, aber das ist allemal sinnvoller und wirkt Wunder.
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Postproduktion
Ein typisches Fallbeispiel: Persönliche Differenzen zwischen Regie und Schnittstudentin machen die Zusammenarbeit nahezu unmöglich. Die Schnittstudentin fühlt sich bei Kritik persönlich angegriffen und möchte nicht, dass die Regiestudentin daneben sitzt. Sie erlaubt deshalb nur zwei Vorführungen, bei denen die Regie Anmerkungen machen darf, die die Schnittstudentin mitschreibt.
Wenn der Cutter, die Cutterin vielleicht sogar ganz alleine „sein Ding durchzieht", kommt es nicht selten vor, dass die Regie dann eine eigene Schnittfassung erstellt, was eigentlich nicht Sinn der Übung sein soll.
Tipp 7: Frühzeitig besprechen, wie man gemeinsam an dem Schnitt arbeitet und Aufgaben klar verteilen. Cutter können ihre Versionen anbieten, doch Regisseure dürfen ihre Wünsche und Kritik äußern. Die Zusammenarbeit ist immer ein Dialog. Alles andere ist unprofessionell.
Fazit
Generell ist eine der wichtigsten Erkenntnisse: Gute Vorbereitung ist zwingend notwendig, um Probleme zu vermeiden und starke Ergebnisse zu erzielen. Wenn man Problemzonen nicht ignoriert, sondern vorher offen darüber nachdenkt und spricht, können auch Drehs ohne Geld zu spannenden und für alle Beteiligten positiven Erfahrungen werden.