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Wassily plant, den ahnungslosen Franta zu ermorden. Jan Kurbjuweit (Franta) und Ben Hecker (Wassily) in "Franta" (Kamera: Immo Rentz, Regie: Mathias Allary)

 

Was ist das Böse eigentlich,- gibt es so etwas Absolutes überhaupt oder ist es nur unsere Erfindung? Filme jedenfalls arbeiten sehr gerne mit der Vorstellung des Bösen. Machen wir uns nichts vor, häufig sind dies sogar die interessanteren Filmfiguren, auch wenn man ihnen im richtigen Leben niemals begegnen möchte. All die bereits vorhandenen Vorstellungen vom Bösen erleichtern es den Drehbuchautoren und Regisseuren, Figuren mit geringerm Aufwand zu charakterisieren. Man muss nicht so viel erklären,- Böse sind eben böse und Punkt. Soweit das Klischee...

In dem Science Fiction Film "Minority Report" (Regie: Steven Spielberg USA 2002), versucht die Polizeiabteilung "Precrime" Morde zu verhindern, bevor sie passieren.Heute gibt es Forscher, die behaupten, per Gehirnscan Unehrlichkeit und Verbrechen erkennen zu können. In Filmen versuchen wir oft, den Zuschauern ebenfalls so eine Voreinschätzung zu den Filmfiguren mit auf den Weg zu geben.

Wie macht man das eigentlich, wenn man in einem Film unterschwellig suggerieren möchte, welches die Positiven und welches die Negativen Filmfiguren sind? Nun, es gibt natürlich Filme in denen von Beginn an klar erkennbar ist, welche Figuren negative Eigenschaften an den Tag legen. Es gibt aber auch solche, wo sich erst gegen Ende des Filmes herausstellt, dass Jemand einen üblen Charakter hat. Am deutlichsten ist natürlich immer die Handlung. Wenn eine Person in einem Film böse handelt, wissen die Zuschauer sogleich, wie es um den Charakter dieser Filmfigur bestellt ist. Doch welche Möglichkeiten und Hinweise auf das Dunkle, das Böse gibt es noch, die nichts mit der Handlung, den Dialogen etc. zu tun haben?

Auf welchen Ebenen kann man nun, neben der inhaltlich dramaturgischen Abfolge, Informationen unterbringen, um vielleicht schon gewisse Präferenzen zu verteilen? Gibt es Indizien, woran wir vielleicht erkennen können, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört?

 

Faszination des Bösen

Dass es oft gerade die Bösen in Filmen sind, die eine viel spannendere Persönlichkeit und viel emotionalere Situationen haben, ist den Herstellern offenbar entgangen. Sein wir doch mal ehrlich,- wie ist es denn bei den allermeisten Krimis? Sind die Szenen der KommissarInnen wirklich so aufregend? Entweder im Präsidium am Schreibtisch sitzen, irgendwo hinfahren, oder irgendwo Leute fragen, wo sie am Freitagabend zwischen 21 und 23 Uhr gewesen sind. Sind nicht die Bösewichte mit ihren Eitelkeiten, ihrer Hybris, ihren bösen Absichten, ihrem Hass, der Eifersucht oder schlichten Gier nicht so viel interessanter?

 

Kostümbild, Maskenbild

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Jan Kurbjuweit (Franta) und Ben Hecker (Wassily) in "Franta" (Kamera: Immo Rentz, Regie: Mathias Allary)

 

Natürlich können Kostüm und Maske in jeder Richtung helfen, die Charaktere im Film zu unterstützen. Dazu dient eine ganze Palette an Hilfmitteln, von Kleidung, Accessoires, Kosmetik, Frisuren, Masken bis hin zu Prothesen. Was das Kostümbild angeht, so ist dieses natürlich auch immer wieder der Mode unterworfen. Waren früher die Bösewichte sehr gerne in Schwarz gekleidet, tragen diese heute auch gerne gerade das Gegenteil,- Weiß oder Eierschalenfarbene Kleidung. Viele Bösewichte sind in den Filmen inzwischen unendlich reich, können sich jeden Luxus leisten und keben in einer Luxusumgebung, in der sie fern jeder Art von Verschmutzung leben. Da sind Leinen,- oder Seide die perfekten Materialien.

Das Maskenbild kann natürlich auf vielfältige Weise die Ausstrahlung einer Filmfigur verändern. Angefangen von den Augen, wo Augenringe, dunkle Lidschatten etc. durch entsprechende Gestaltung die Wirkung enorm verändern können. Farbige Kontaktlinsen können zudem weitere Irritationen hinzufügen. Ein Mensch, dessen Pupille nahezu schwarz wirkt, ist für den Zuschauer zutiefst irritierend. Gerne werden Faltenlinien wie die Nasen-Lippen Linie oder auch die Mundwinkelfalten vorsichtig verlängert. Die hängende Mundpartie lässt ein Gesicht mürrisch und unzufrieden wirken. Um einen natürlichen Eindruck zu erwecken, malt man diese Falten mit einem flachen Pinsel, der zur Innenseite (zur Nase hin) scharf und nach außen hin diffuser, verschwommener.

 

Ausstattung, Requisite

Wie so oft, macht es viel mehr Spaß, die Universen der Bösewichte auszustatten, als die der normalen Filmfiguren. Insbesondere die Farbdramturgie kann hier hilfreich sein, wenn es darum geht, den Hass, Neid, das Giftige in einer Filmfigur zu unterstreichen. Ein getrübtes Gelb oder Grün, ein undurchsichtiges Schwarzgrau, - die Möglichkeiten mit Farbe zu erzählen sind vielfältig. Natürlich muss man dies in realistischen Geschichten zurückhaltender tun, hat man es mit Fantasy,- oder Comicfiguren wie Batman zu tun, darf man schon mal tiefer in den Farbkasten hineinlangen.

Allein schon über die Gegenstände kann man unendlich viel über die Figuren erzählen. Das Handy, die Möbel, die Wände, die Türen, das Auto, das Fenster, die Treppe, die Uhr, die Lampen, der Schreibtisch, das Bett, ein Musikinstrument, das Schoßtier und vieles mehr. Dabei haben die Ausstatter und Requisiteure in den letzten Jahrzehnten immer öfter mit ganz unerwarteten Problemen zu kämpfen,- den Rechtsabteilungen großer Produkthersteller.

 

Imagesorgen

Das ist nicht 100% bewiesen, aber es hält sich hartrnäckig das Gerücht, dass Apple sehr darauf achtet, dass in Filmen keine Bösewichte iPhones, iPads oder iMacs verwenden. Das geht natürlich am Einfachsten bei Produktionen, die Apple selbst finanziert oder an denen das Unternehmen beteiligt ist. Bereits bei dem 2002 ausgestrahlten FOX Thriller 24 fiel auf, dass die Guten mit Macs hantierten, während der Verräter mit einem Windows Rechner unterwegs war. Dann braucht man bei Filmen mit mehreren Verdächtigen nur noch auf die elektronischen Geräte achten, wenn man wissen will, wer der/die Täter-in war...

Ähnliches gilt auch für bestimmte Automarken, da möchten die Hersteller keinesfalls, dass Bösewichte in Filmen Fahrzeuge ihrer Marke fahren. Sind die Fahrzeuge auch schon ein Indiz für die Bösartigkeit ihrer FahrerInnen?

Theoretisch kann man, wenn es innerlich begründet ist, den Filmfiguren alle möglichen Produkte in die Hand geben oder diese konsumieren lassen, doch wer möchte sich schon mit den rechtsabteilungen großer Unternehmen anlegen, wenn diese den Ruf eines Ihrer Produkte oder der ganzen Marke gefährdet sehen?

2012 etwa war es der Brauerei Budweiser nicht recht, dass in dem Film "Flight" (Regie: Robert Zemecki) in dem es u.a. um Alkoholismus der Hauptfigur geht, dauernd Biergläser mit dem Firmenlogo zu sehen waren. Man fürchtete, die Marke könnte Schaden nehmen.

 

Bildausschnitt & Staging

Selbstverständlich können Bildausschnitt, Kameraposition und auch die Positionierung der SchauspielerInnen filmsprachlich eine Menge dazu beitragen, Filmfiguren unterschwellig zu charakterisieren. Wenn man beispielsweise daran denkt, dass die Zuschauer, zumindest in westlichen Kulturkreisen bei den Bildgrenzen stets die linke Seite als offen und die rechte Seite als geschlossen betrachten, so ergibt sich daraus, dass die positiv belegten Filmfiguren eher von links ins Bild kommen oder sich im linken Teil des Bildes aufhalten sollten, während die Bösewichte eher von rechts kommen oder sich eben auf der rechten Seite des Bildes aufhalten.

Um den Bösewichten mehr Macht zu verleihen oder deren Gefühl der Überlegenheit über Andere zu unterstreichen, kann die Kamera mit einer leichten Untersicht helfen.

 

Lichtführung

Augenlicht verschafft Präsenz, schafft Nähe, ja Sympathie. Das Weglassen von Augenlicht bewirkt in vielen Fällen das Gegenteil. Häufig bekommen Bösewichte im Film kein Augenlicht.

Matthieu Carrière hatte sich einmal bitter beklagt, dass er in seiner titelgebenden Rolle in "Malina" (Regie: Werner Schröter, D, Ö, 1991) stets dunkler ausgeleuchtet war, als etwa Isabelle Hupert, zu der Malina eine seltsame Beziehung hat. Dies mag aus der Sicht des Schauspielers, der optimal ausgeleuchtet sein möchte, nachvollziehbar sein, aber andererseits bringt diese andere Ausleuchtung auch das Diabolische, das Böse in der Figur Malina zum Ausdruck, der immerhin die weibliche Hauptfigur bedrängt, ihren Geliebten, einen jungen Ungarn, zu ermorden.

Die Verteilung von Aufhellung und Führung im Gesicht der Protagonisten kann ebenfalls Akzente setzen, die zu einer unbewussten Wertung durch die Zuschauer führen können. Undurchsichtige Charaktere bekommen häufig keine Aufhellung, sodass ein Teil des Gesichtes deutlich dunkler ist oder sogar fast im Schatten liegt.

 

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