Wer am Set keine Klappe schlagen will, dem hilft Timecode weiter, um Kameras und Ton synchron zu verkoppeln. Ambient bietet hier seit Jahrzehnten das "Lockit" System an, irgendwie ist es fast zum Synonym für Timecode am Filmset geworden. Es wurde über die Jahre immer wieder überarbeitet und modernisiert und bietet in der letzten Version praktisch alles, was man benötigt, um auch größere Filmsets zu beherrschen. Die hier vorgestellte Vorgehensweise gilt mehr oder weniger auch für Geräte anderer Anbieter.
Was man sich vor allem vor Augen führen sollte, ist die Tatsache, dass Timecode nicht automatisch Synchronität bedeutet. Es ist lediglich eine Zeitinformation, die wenn sie stabil genau ist, dabei hilft, mehrere Geräte miteinander synchronisieren zu können. "Wenn sie stabil genau läuft" deutet bereits darauf hin,- auch Timecodes können eine gewisse Ungenauigkeit haben, welche sich mit der Dauer immer mehr aufaddiert. Hier sind möglichst präzise Timecodegeneratoren gefragt und es ist wichtig, dass alle Geräte, also Kameras und auch Tonrecorder möglichst im gleichen Takt laufen. In Fernsehstudios wird das im Allgemeinen über einen gemeinsamen Takt gewährleistet, ein Video-Synchronsignal, auch Blackburst oder GenLock genannt.
Mit einem System wie das Ambient Lockit kann man verschiedenste Geräte auch ohne Kabelverbindung miteinander und ohne GenLock synchronisieren. Geräte wie der ACL 204 sind dank ihrer Antenne voll funktionstüchtige generatorgepufferte Timecode-Sender/-Empfänger. Mit einem entsprechenden Computer verbunden, wird der Lockit ein MIDI-Timecode-Interface und kann zwischen LTC und MTC wandeln. So kann man bei bei Konzerten die Kameras mit einem Pro-Tools-System synchronisieren.
Die Idee des aktuellen Lockit Systems geht ziemlich weit. Da gibt es praktisch zu jedem synchronrelevanten Gerät einen eigenen Empfänger. Für das Tonaufnahmegerät etwa genügt der kleine Tiny Lockit, für Kameras der ACL 204 und selbstverständlich kann man auch eine geeignete digitale Synchronklappe (Lockit Slate) in das System integrieren. Per Software App, die mit den einzelnen Geräten über WLan kommuniziert, kann man all diese Geräte auch am Notebook kontrollieren, Dinge wie der Akkustand etc. lassen sich aus der Distanz kontrollieren.
Digitale Kameras haben oft einen Versatz von 2-3 Frames zwischen Bild und extern aufgenommenem Ton. Dieser Offset hat mit der Rechenzeit bei der Bildbearbeitung innerhalb der Kameras zu tun und kann indem man im Lockit diesen Offset einstellt, ausgeglichen werden.
Die LockitScript App sammelt von allen beteiligten Geräten Informationen und erlaubt es, Script/Continuety direkt in die Software alle wichtigen Eintragungen vorzunehmen. Auch für DITs und Data-Wrangler bietet die App durch das Erfassen von Metadaten der verschiedenen Geräte bis hin zu Informationen datengestützter Objektive zahlreiche Vorteile.
An dieser Stelle beschreiben wir den einfachsten Workflow, ganz ohne Funkübertragung und App, also einfach nur die Übertragung eines einheitlichen Timecodes an alle beteiligten Geräte.
Setup beim Audio Recorder
Beim einem Setup wird häufig der Audio-Rekorder, beispielsweise ein SoundDevices als Master verwendet und die Kamera / Kameras ist der Slave. Die Kamera folgt also dem Timecode des Audio-Recorders. Meistens sind die internen Uhren der Audiorecorder genauer, als die der Kameras und außerdem werden bei den Kameras häufiger Veränderungen etwa an der Bildwechselfrequenz vorgenommen, z.B. für Zeitlupe oder Zeitraffer. Damit sind sie keine zuverlässige Synchronbasis.
Man beginnt also damit, beim Tonrecorder, in diesem Fall der Sound Devices 744 im Recorder-Menü die Timecode-Framerate einzustellen, bei Fernsehen in Europa sind das 25 B/Sekunde. Ebenfalls im Recorder Menü muss man dem Gerät mitteilen, welchen Timecode-Mode man wünscht. Häufig wird "Free Run" oder "24h Run" verwendet.
Die Timecodefuktion Hold kann man auf Off stellen, der Recorder ist in unserem Beispiel ja nicht als Slave gedacht.
Professionelle Audiorecorder besitzen eine Timecode-Buchse, beim Sound Devices 744 befindet diese sich auf der rechten Seite des Gerätes, die zugleich als Ein,- und Ausgang ausgelegt ist. Man steckt in diese Buchse ein entsprechendes Kabel, welches die Ausgangssignale verwendet. Das andere Ende des Kabels könnte man direkt in eine entsprechend ausgelegte Kamera stecken, hierfür müsste man, je nach Kamera, evtl. auf BNC adaptieren. Doch eine Kabelverbindung zwischen Tonrecorder und Kamera ist oft nicht gewünscht, deshalb steckt man das andere Ende des Kabels in den Eingang eines "Lockit".
Setup beim Lockit
Wenn man den oberen Schieber am Lockit nach links schiebt, so kann man diverse Einstellungen mit einem kleinen Micorschalter vornehmen. Hier wird im Prinzip vor allem die Bildwechselfrequenz (25 B/Sek), das Videoformat und eben ob er als "Slave" oder "Master" fungieren soll, eingestellt. In unserem Fall dient der "Lockit" als Slave, damit wir den Timecode des Audio-Rekorders übernehmen und an die Kamera übermitteln können. Direkt neben den Microschaltern ist auch ein kleiner Kippschalter zum Ein- und Ausschalten des Lockit. Wenn noch kein Timecode über das Kabel zugeführt wird, blinkt eine rote LED neben der seitlichen Buchse mit dem Timecodeeingang. Sobald man das Timecodekabel, welches das Signal aus dem Tonrecorder überträgt, eingesteckt hat, blinkt die LED Grün. Der Lockit erhält ein Synchronsignal und übernimmt nun den Timecode des Audiorecorders.
Setup an der Kamera
Nun kann man mit dem Lockit beispielsweise genau diesen Timecode auf alle Kameras, mit denen man dreht, sowie, falls vorhanden, auf die Timecode-Klappe übertragen. Viele Videokameras besitzen, wie schon angesprochen, keine kleinen Lemo-Stecker, sondern größere BNC Stecker. Hierfür besitzt das Lockit auch BNC- Ein,- und Ausgänge, man verwendet dann also BNC Kabel zum Übertragen des Timecodes.
Man hat verschiedene Optionen, wie man der Kamera nun den Timecode vorgibt. Entweder steckt man das Lockit nur kurz an und gibt der Kamera quasi eine Zeitinfo, welche die interne Uhr der Kamera weiter verwendet, oder man lässt das Lockit dauerhaft an der Kamera eingesteckt. Die Timecodeuhr der Kamera ist in der Regel nicht so genau, hier sollte man zumindest alle paar Stunden wieder neu die Zeitinfo vom Lockit auf die Kamera übertragen. Kamera und Tonrecorder haben so den identischen Timecode, im Schnittprogramm können Bild und Ton dann automatisch lippensynchron angelegt werden.
Alternativen
Ähnliche Funktionen in kompakterer Bauweise bieten die Geräte von Betso, konkret die Betso - SBOX-2RF , das ist ein Timecode- und Wordclock-Generator mit HF-Protokoll, der drahtlos einen Master-Timecode an beliebig viele Empfänger sendet. Es gibt auch eine passende Timecode-Klappe.
Da trotz dieser eigentlich perfekten Timecode-Übereinstimmung dennoch Pannen und Fehler vorkommen können, wird an vielen Timecode-Filmsets trotzdem noch die klassische Filmklappe geschlagen. Sicher ist sicher....