Die Disney-Company feiert 2023 ihr hundertjähriges Bestehen, und damit ein ganzes Universum an fantastischen Figuren. Gefeiert wird das Unternehmen, welches, beginnend mit einer gezeichneten Maus eine wohl einmalige Bekanntheit rund um den Globus erreicht hat. Der Gründer, Walt Disney hatte bereits 2001 sein 100 jähriges Jubiläum, er wurde nämlich am 5. Dezember 1901 in Chicago geboren. Die Legende will es, dass Walter Elias Disney schon als junger Mann mit gerade mal 20 Jahren begann, professionell zu zeichnen. Er gründete 1920 seine erste Firma, “Laugh-O-Gram”. Doch bereits eine erste finanzielle Krise, der Konkurs von “Laugh-O-Gram” beraubte ihn der Rechte an seiner ersten selbsterschaffenen Zeichenfigur, "Oswald das glücklichste Kaninchen der Welt". Und weil er mit seinen Zeichnungen von geizigen Geschäftsmännern ausgebeutet wurde, machte er sich bald schon mit seinen Bruder Roy selbstständig. 1923 verließ er dafür Kansas City und ging mit seinem Bruder nach Hollywood wo er die Walt Disney Company gründete.
Der angestellte Disney-Zeichner Ub Iwerks erdachte daraufhin eine Alternative zu Kaninchen Oswald,- eine Maus, die in dem Zeichntrickfilm Steamboat Willie im ersten Tonfilm-Zeichentrickkurzfilm das Licht der Welt erblickte. Nach dem Erfolg wurde die Figur dann in "Mickey Mouse" umbenannt. Eigentlich wollte Disney die Figur „Mortimer the Mouse“ nennen, doch seine Frau gab ihr den Namen „Mickey Mouse“.
Disney war in der Lage, die Produktionskapazitäten ausbauen. Er entwickelte das Format der "Silly Symphonies", in denen auch Donald Duck zum ersten Mal zu sehen war. In der frühen Zeit des Tonfilms waren Zeichentrickfilme eher als Kinovorfilme gedacht, also relativ kurz.
Der Zeichentrickfilm "Schneewittchen" stellte Disneys Traum dar, den weltweit ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm herzustellen. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigt Disney 750 Mitarbeiter*Innen. Doch der Aufwand, "Schneewittchen" in der gewünschten Qualität herzustellen, war größer, als von Disney ursprünglich angenommen. Das lag nicht zuletzt auch an seinem Perfektionismus und an seiner grenzenlosen Kontrollwut. Der Film sollte als erster Zeichentrickfilm im damals noch jungen Technicolor Farbverfahren entstehen. Für eine realistische Bildtiefe wurde eigens die von Disney entwickelte Multiplan-Kamera gebaut, die es ermöglichte, Vorder, Mittel,- und Hintergrund in verschiedenen Abständen abzubilden. Der Filmmusik-Score wurde aufwändig produziert.
Ursprünglich kalkulierte Disney 250.000 Dollar Kosten und eine Produktionszeit von 18 Monaten. Daraus wurden ganze drei Jahre und die Produktionskosten stiegen auf 1,75 Millionen Dollar, eine für die damalige Zeit extrem hohe Summe. So verschuldete Disney sich sehr hoch und musste mehrere Jahre lang zittern, ob die Premiere des Filmes die Schulden wieder decken würde.
Heute wissen wir, "Schneewittchen" wurde zu einem unvergleichlichen Triumph und führt unangefochten die Top 100 der beliebtesten Zeichentrickfilme an. In den Jahren darauf folgten weitere abendfüllende Zeichentrickfilme wie "Pinocchio" (1940), "Dumbo (1941)", "Bambi" (1942), Cinderella (1950), "Susy und Strolch" (1955), oder Dornröschen (1959). Eine Sonderstellung nahm der Musikfilm Fantasia (1940) ein. Werke von Beethoven, Tschaikowski und Strawinsky wurden in animierte Fantasiewelten übersetzt. Der aufwändig produzierte Soundtrack war im damals neuen Stereo-Verfahren aufgezeichnet. Leider floppte der Film an den Kinokassen, er war vermutlich zu visionär. 1961 folgte "101 Dalmatiner" als 17. abendfüllender Disney Zeichentrickfilm. Viele dieser Klassiker sind inzwischen aufwändig restauriert worden.
Der letzte Film, an dem Walt Disney noch selbst mitarbeitete, war "Das Dschungelbuch" (The Jungle Book). Die Premiere erlebte er nicht mehr mit. 1966 stirbt Walt Disney, der ein starker Raucher war, am 15. Dezember nach einer Lungenkrebs-Operation in Burbank, Kalifornien. Zum damaligen Zeitpunkt schätze die Disney-Corporation, dass jedes Jahr in der ganzen Welt etwa 240.000.000 Menschen mindestens einen Disney-Fim angeschaut haben. 1971 starb auch Walt Disneys Bruder Roy.
Die von Walt Disney und später der Disney Company geschaffenen Figuren, Welten und Geschichten waren und sind beste Familienunterhaltung. Dabei hat man sich durchaus gewollt immer wieder von der Wirklichkeit entfernt, mit Vereinfachungen, selbst Klischees gearbeitet und hat Fantasiewelten kreiert, die möglichst überall auf der Welt funktionieren und an keine Geschmacks,- oder gar Zensurgrenzen stoßen. Mit heutigem Rollenverständnis haben die frühen Disney-Filme wenig zu tun, doch man darf nicht ganz übersehen, dass die Gesellschaft sich in der Mitte des letzten Jahrhunderts an einem anderen Punkt befand. Und da die Filme bemüht waren, möglichst breite Publikumsschichten anzusprechen, orientierte man sich an dem, was die Gesellschaft in der jeweiligen Entstehungszeit der Filme für richtig erachtet hat.
Über die Jahre sind natürlich zahlreiche Geschäftszweige hinzugekommen. Die Erlebnisparks, Natur,- und Realspielfilme, Fernsehshows, ja ein eigener TV Kanal und vieles mehr. Schon früh schickte Disney Kameraleute los um Tieraufnahmen zu drehen, nach denen die Zeichner*Innen dann möglichst realistische Bewegungsabläufe der Tiere erstellen konnten. Daraus resultierten dann sogar eigene Tierfilme, wie "Die Wüste lebt". Den Tierfiguren mit menschlichen Eigenschaften blieb der Konzern treu, auch in seinem Welthit "Der König der Löwen" aus dem Jahr 1994.
Heutige Disney-Filme werden nicht mehr gezeichnet. In Zusammenarbeit mit Studios wie Pixar entstehen CGI generierte Filme, welche nach wie vor weltweit ein großes Publikum begeistern. So etwa bei "Toy Story" dem ersten komplett im Computer generierten Animationsfilm. Die Geburt dieses ersten abendfüllenden CGI Films war gar nicht so einfach. Jeffrey Katzenberg, der Leiter von Disneys Filmabteilung und John Lasseter, der Kreativchef einer kleinen unbekannten Firma namens Pixar mussten sich dafür zusammenraufen. Lasseter war 7 Jahre vorher als Zeichner bei Disney gekündigt worden, weil er sich bereits 1983 zu sehr mit Computeranimation beschäftigte.
Und ähnlich wie damals bei "Schneewittchen" hatte man sich beim Aufwand ziemlich verkalkuliert. Die damaligen Computer waren nicht sehr leistungsstark. Das Rendern eines einzelnen Filmbildes dauerte je nach Bildinhalt zwischen 45 Minuten und 30 Stunden. Der ganze Film hatte 114.240 Einzelbilder - die Renderfarmen arbeiteten daran 800.000 Stunden. Auch das Drehbuch war anfänglich nicht überzeugend und musste nochmal gründlich überarbeitet werden. Und einmal mehr gelang ein Animationswunder,- "Toy Story" wurde ein großer Kinoerfolg.
"Findet Nemo" (2003) die Geschichte von dem verirrten Clownfisch Nemo erzielte dann neue Rekorde und erhielt einen Oscar als bester Animationsfilm. 2006 kauft Disney Pixar.
Und dennoch gibt es nicht wenige Fans, die nach wie vor die frühen Disney Klassiker lieben, weil sie so lustig, spannend und fantasievoll sind und weil man an manchen Stellen ganz wunderbar die eine oder andere Träne kullern lassen kann.