"Batgirl" soll trotz 70 Millionen Dollar an Produktionskosten nicht gezeigt werden. Was steckt dahinter und wie oft kommt so etwas vor? Trotz vieler Millionen Dollar Kosten, sieben Monaten Drehzeit in Schottland und einem hervorragenden Cast soll der neue Batgirl Film überraschend nicht fertiggestellt und nicht gezeigt werden. Weder als Streaming, noch im Kino. Geplant war "Batgirl" als Streaming-Eventfilm, wobei man sich fragen muss, welche Qualitätsunterschiede da zwischen Kino und Streaming gemacht werden. Werden Streamingfilme weniger sorgfältig oder weniger aufwendig hergestellt und könnten deshalb im Kino nicht funktionieren?
Die Produktionsfirma Warner Bros hat im Sommer 2022 entschieden, den bereits abgdrehten und geschnittenen Film mit Leslie Grace in der Hauptrolle und Michael Keaton als "Batman" nicht zu veröffentlichen. Der Film soll weder im Kino noch auf Streaming-Diensten zu sehen sein, was so viel wie Giftschrank bedeutet. Der Film stand von Anfang an unter keinem guten Stern, Regisseure wurden mehrmals ausgewechselt, mehrere Szenen mussten mehrfach neu gedreht werden.
Die Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah sind geschockt, weshalb ihr Film nicht fertiggestellt und in die Kinos kommen soll. Doch mit Studiosystemen ist es wie mit Fernsehauftragsproduktionen. Die Kreativen haben keine Rechte an dem gedrehten Film,- die Auftraggeber können sie, wenn sie wollen, einfach ungenutzt ins Archiv verschieben. Warner hat geäußert, dass der Film auch wegen Corona immer teurer geworden sei und offenbar nicht die Erwartungen des Produktionsriesen erfülle. Auch von Restrukturierung wird gesprochen, was auch immer das bedeuten mag. Bei Testvorführungen soll sich das Publikum wenig begeistert geäußert haben. Unter vorgehaltener Hand wird auch behauptet, der Batgirl-Film sei so schlecht, dass er deshalb weggeworfen wird.
Der Film befindet sich in einem Zustand, der noch weit von der Fertigstellung entfernt ist. Die ganzen (teuren) VFX Effekte fehlen und außerdem müssten offenbar noch einige Szenen nachgedreht werden. Den Regisseuren jedenfalls wird der Zugang zum Material und Schnitt verweigert.
Vermutet wird, dass der gescheiterte Versuch, so einen Blockbuster Stoff, der aber nur für Streaming-Verwertung im Warner eigenen HBO-Max gedreht wurde, dahinter steckt. Mit den vergleichsweise niedrigen 70 Millionen zu wenig stark ausgefallen ist um im Kino zu laufen, andererseits baut Warner gerade seine Strategie um und will wohl doch keine Kinostoffe in dem Streamingkanal uraufführen.
Kein Einzelfall
Es kann viele Gründe geben, weshalb ein Film nicht so wird, wie erwartet. Man kennt das von Serien, die eingestellt, von Serien-Piloten die nie fortgesetzt werden. Und eigentlich, wenn man ehrlich ist, gäbe es viele Filme, die nicht wirklich gezeigt werden müssten, weil sie so schlecht sind. Dass aber sogar Millionenschwere Kinofilme im Giftschrank verschwinden, ist noch einmal eine Dimension größer. Für Independent Producer wäre es unvorstellbar, mal eben 50, 60 oder 70 Millionen zu verbrennen. Doch genau das geschieht hin und wieder im Mainstream Kino.
Aber wie ist das möglich, wer kann es sich leisten, produzierte Filme so einfach ohne Auswertung verschwinden zu lassen? Sicher, es gibt vieles in der wunderbaren Welt der Wirtschaft, Steuerlücken, die es manchmal möglich machen, dass Unternehmen viel Geld in den Sand setzen ohne wirklich welches zu verlieren. Dank geschickter Steuervermeidungs Taktiken sind die absurdesten Vorgänge möglich. So kann es sein, dass es für Warner Bros günstiger ist, den Film finanziell abzuschreiben, als noch mehr Geld etwa für Nachdrehs oder aufwändige Postproduktion hineinzustecken.
Giftschrank-Filme
(Unvollständige Liste)
Uncle Tom's Fairy Tales (Regie: Richard Pryor, 1968)
Die Hauptrolle spielte der Regisseur selbst,- seine Ehefrau verhinderte später, dass der Film veröffentlicht werden konnte
Cocksucker Blues (1972)
Der Dokumentarfilm begleitete die Rolling Stones auf einer Tournee. Einige der Backstage Aufnahmen mit den Stones zeigten auch Heroin-Verwendung und um ihren Ruf nicht zu schädigen, verhinderten die Stones später die Veröffentlichung des Films.
The Day the Clown Cried (1972)
Die US Komikerlegende Jerry Luis wollte sich darin als Schauspieler, Regisseur und Autor ein Denkmal setzen. Er spielte einen Komiker, der in einem KZ die dort gefangenen Kinder unterhielt. Im Grunde genommen eine ähnlich Story wie Jahre später "Das Leben ist schön" . Aber offenbar ist Jerry Luis die sensible Gradwanderung die so ein schwieriges Thema erfordert misslungen. Er selbst entschied, den Film verschwinden zu lassen.
Nothing Lasts Forever (Regie: Tom Schiller, 1984)
Bill Murray spielt einen erfolglosen New Yorker Künstler, der auf eine Mission zum Mond geschickt wird. Der Film war angeblich so schlecht, dass MGM ihn im Giftschrank verschwinden ließ.
My Best Friend’s Birthday (Regie: Quentin Tarantino, 1987)
Mit gerade mal 20 Jahren drehte Tarantino diesen No Budget Film. Angeblich wurde der größte Teil des gedrehten Materials im Kopierwerk bei einem Feuer zerstört, so blieben nur rund 30 Minuten übrig, die anb und an auf Filmfestivals liefen.
Dark Blood (Regie: George Sluizer, 1993)
Es sollte der letzte Film mit Schauspieler River Phoenix werden, der während der Dreharbeiten verstarb. Einige wenige Szenen fehlten noch bis zur Fertigstellung.
Fantastic Four (Constantin Film, 1994)
Der deutschen Produzent Bernd Eichinger musste den Film völlig überstürzt drehen, weil sonst bereits erworbene Stoffrechte verfallen wären. Der Film sollte, was Team und Darsteller*innen nicht wussten, nie veröffentlicht werden und verschwand.
Don's Plum (Regie: R. D. Robb, 1996)
Leonardo DiCaprio und Tobey Maguire spielten in dem weitgehend improvisierten Film die Hauptrollen. Allerdings waren viele Szenen so peinlich, dass die beiden Schauspieler vor Gericht die Aufführung des Filmes verbieten ließen.
The Brave (Regie: Johnny Depp, 1997)
Johnny Depps Regiedebüt erntete so viele schlechte Kritiken bei Festivaleinsätzen in Europa, dass er beschloss, den Film nie in die Kinos zu bringen.
Big Bug Man (2008)
Der Film war der letzte von Schauspieler Marlon Brando, allerdings ein animierter Film. Er wurde nie veröffentlicht, vielleicht auch um das Gedenken an Brando, der zu dem Zeitpunkt schon schwer krank war, zu schützen.
Hippie Hippie Shake (Regie: Beeban Kidron, 2010)
Es handelt sich um einen Film der die Memoiren des australischen Verlegers Richard Neville wiedergibt. Die bekannte Produktionsfirma "Working Title" hat den Film realisiert. Angeblich hat Balthazar Getty die Aufführung verhindern lassen.
Gods behaving badly (Regie: Marc Turtletaub, 2013)
Seltsame Geschichte rund um antike Götter, die sich im hier und heute in New York in Liebesgeschichten einmischen. Trotz Christopher Walken und John Turturro so schlimm, dass man beschloss den Film nicht zu zeigen.
Empires of the Deep (Regie: Scott Miller, Michael French, China 2014)
Der Film sollte eine chinesische Kopie von Avatar werden. Die Hauptdarstellerin stieg aus und wurde ersetzt und obwohl man ganze vier Regisseure auswechselte und die Kosten explodierten, wurde einfach kein funktionierender Film daraus.
Batgirl (2022)
Trotz großem Budget und abgeschlossenem Dreh durch die Produktionsfirma Warner Bros eingestellt
Mothership (2023)
Sci-Fi-Film mit Halle Berry in der Hauptrolle. Eigentlich 2021 abgedreht und schon im Schnitt, hat Netflix festgestellt, dass Nachdrehs erforderlich sind. Da neben Berry auch zwei Kinder in Hauptrollen zu sehen sind, die sich in den Jahren sehr stark verändert haben, hat man das gesamte Projekt eingestampft.