Indirekte Beeinflussung
Wenn Ihr die Problematik um die unterschiedlichen Farbtemperaturen bereits kennt, wird Euch dieses Thema nicht ganz fremd sein. Nicht nur die Farbtemperatur des auftreffenden Lichts gilt es zu beachten, auch die Farbigkeit der Umgebung spielt eine entscheidende Rolle.
Farbige Lichtreflexionen entstehen, wenn Licht von einer farbigen Oberfläche abgelenkt oder reflektiert wird und dabei deren Farbe annimmt.
Wenn Licht auf eine glatte und spiegelnde Oberfläche trifft, wird es in einem bestimmten Winkel von dieser Oberfläche reflektiert. (Einfallswinkel ist gleich dem Reflexionswinkel) In einem solchen Fall bleibt die Farbe des Lichts weitgehend erhalten.
Anders ist es aber bei einer diffusen Reflexion, bei der das Licht in unterschiedliche Richtungen gestreut wird. Das ist eben bei Oberflächen der Fall, die nicht glatt und spiegelnd, sondern eher rauh sind. In diesem Fall von Reflexion wird das Licht in verschiedene Wellenlängenbereiche gestreut, was dazu führt, dass das reflektierte Licht eine andere Farbe besitzt, als ursprünglich.
Einfache Reflexion
Die Farbe, in der wir ein Objekt sehen, hängt von zwei Faktoren ab:
Von der Farbe bzw. der Farbtemperatur des Lichtes, mit dem es beleuchtet wird (einfallender Lichtstrom). Von der Beschaffenheit der Oberfläche des Objektes (Textur) und damit der Lichtart, die das Objekt reflektiert (reflektierter Lichtstrom/Remission). Setzt man den reflektierten Lichtstrom in ein Verhältnis zum eintreffenden Lichtstrom und betrachtet die verschiedenen Wellenlängen, so erhält man die spektrale Remissionskurve. Solange das Motiv, an dem sich das Objekt oder die Person, die wir aufnehmen, sich farblich neutral verhält (also weiße, graue oder schwarze Wände hat), gelten auch unsere Gesetzmäßigkeiten für neutrale Farbwiedergabe.
Zweifache Reflexion
Doch was, wenn unser Objekt (oder unsere Person) nicht nur von direktem Licht, sondern auch noch von nicht farbneutralem, reflektiertem Licht beleuchtet wird? Wenn unser Darsteller sich vor einer roten Ziegelmauer, in einer grünen Wiese oder in einem gelben Rapsfeld befindet?
Eine Farbverschiebung tritt auf und der Darsteller wird außer dem direkten Licht (Sonnenlicht/Kunstlicht) auch noch reflektiertes, farbiges Licht abbekommen. Dann nämlich wird etwa die Haut dort, wo nicht direktes Sonnenlicht auftrifft, durch das reflektierte Sonnenlicht farblich verfremdet. Das kann ein schöner, willkommener Effekt sein, die impressionistischen Maler haben es uns vorgemacht.
Es kann aber auch zu unschönen Veränderungen führen, die gar nicht gewollt sind. Wer schon einmal sommerliche Szenen unter grell leuchtenden Sonnenschirmen gedreht hat, weiß, was hier gemeint ist.
Korrekturen
Erfahrene Ausstatter denken in solchen Fällen auch an die Kameraabteilung und bevorzugen weiße oder nur farblich entsättigte (Pastell) Sonnenschirme und Tischdecken. Auch die Kostümabteilung ist in dieser Hinsicht zuweilen gefordert.
Welcher Schauspieler hat schon gerne einen knallroten Kopf, nur weil er vor einer Ziegelmauer steht, oder läuft grün im Gesicht an, weil die saftige Wiese so stark reflektiert?
Man kann in einem solchen Fall durch Änderung der Position des Schauspielers, durch Abdecken der reflektierenden Fläche (soweit nicht im Bildausschnitt sichtbar) oder durch Licht anderer Farbtemperatur derartige Effekte korrigieren. Außerdem kann man diese Farbveränderungen auch durch Überlagern mit hellerem, neutralem Licht wieder beheben.