Die Industrie wird nicht müde, mit immer höheren Auflösungen, höherer Bildfrequenz und höherem Kontrastumfang (Dynamikumfang) immer neue Geräte bei den Filmherstellern und den Endkunden, den Zuschauern ins Bewusstsein zu bringen.
Der effektive Nutzen für den Zuschauer wird dabei nur halbherzig überprüft, wenn man etwa in Hinblick auf die Auflösung bedenkt, dass der Unterschied zwischen 2 K (1806 × 1086 Pixel Auflösung) und 4 K (3.840 x 2.160 Pixel Auflösung) Auflösung (Angaben gelten für ein 1:1,66 Bildformat) bei einem Flatscreen von etwa 52 Zoll Größe nur bei einem Abstand von höchstens 1 Meter und 50 Zentimeter überhaupt vom menschlichen Auge wahrgenommen werden kann. Also einfach nur die Auflösung zu erhöhen wird kaum Käufer in die Geschäfte locken.
Die wirklich sinnvollen Verbesserungen
Interessanterweise ist das japanische Fernsehen, NHK, welches bereits zum Jahrtausendwechsel an 4K geforscht hat, inzwischen in der Entwicklung von 8K angekommen, betrachtet diese Auflösung allerdings als reines Projektions,- und Leinwandformat für riesige Bildflächen.
Interessanter scheint da schon die Erhöhung der Dynamik, also des Kontrastumfangs, den die Kameras aufzeichnen, aber auch die Displays wiedergeben können. Hier holt die digitale Welt nur langsam das auf, was der analoge Film so viele Jahrzehnte schon beherrschte.
Eine weitere Stellschraube ist die Bildwechselfrequenz, wo man sich von 50 oder 60 Vollbildern in der Sekunde noch realistischere Bildwirkungen erhofft. Zumindest im Kino hat sich das bisher nur bedingt als erfolgreich erwiesen.
Ganz gleich, welche der geplanten Verbesserungen auch zur Anwendung kommt, es wird sich beim Zuschauer nur dann durchsetzen, wenn man den Qualitätssprung auch sehen kann. Interessanterweise hat man festgestellt, dass Zuschauer dazu neigen, bei höheren Bildschirmgrößen den Betrachtungsabstand zu vergrößern, wodurch der gewünschte Effekt höherer Auflösungen sich wieder in Nichts auflöst.
Auch die Aufnahmeseite steht neuen Herausforderungen gegenüber
Gänzlich ungeklärt ist auch, wie denn derartige Formate auf der Aufnahme,- und Bearbeitungsseite gehandhabt werden sollen. Nutzt man 4K, hohe Dynamik (HDR) sowie hohe Bildfrequenz (HFR) gemeinsam, landet man bei etwa 12 Gbit/s, das ist ein Vielfaches der etwa 1,5 Gbit/s, die man momentan mit HDTV benötigt. Wohlgemerkt bei der Aufzeichnung.
Und noch viel rätselhafter scheint es, wie man derartige Qualität durch das Nadelöhr der Internetverbindungen übertragen möchte, da sind extreme Datenkompressionen notwendig, die Vieles der ursprünglichen Qualität schlichtweg wegrechnen müssen. Aus den 12 Gbit/s werden dann nämlich 30 Mbit/s, also mal eben ein Vierhundertstel der ursprünglichen Informationen.
Bandbreiten ungeklärt
Bereits das HD Signal kommt ja nicht unkomprimiert in die Wohnzimmer und auch hier kann man bereits ab und an störende Artefakte beobachten. Etwa wenn man den EIndruck hat, dass nur die Person im Vordergrund sich bewegt, und atmet, während der gesamte Bildhintergrund wie ein Standfoto aussieht. Oder die Farbflächen mit ihren Begrenzungen, die es so im realen Bild niemals gegeben hat.
Aktuell sind es eher die IP-basierten Anbieter wie Netflix, Amazon und teilweise Sky, welche mit 4K Inhalten vorpreschen, die klassischen Fernsehanbieter halten sich sehr zurück. Verständlich, deren Investitionen in ganze Playout-Linien werden teilweise über Jahrzehnte abgeschrieben. Jetzt in eine Technik zu investieren, die in zwei Jahren vielleicht überholt ist, möchte kein Fernsehverantwortlicher. Zögerliche Versuche konzentrieren sich zumeist auf Sportübertragungen.
Kaufargumente
Technischer Fortschritt ist in jedem Fall zu begrüßen, der Markt wird zeigen, was den Menschen letztendlich wirklich wichtig ist, was sie für sinnvoll erachten werden und wofür Sie Geld ausgeben werden. Die Grenzen zwischen Hype und sinnvoller Optimierung sind dünn.
Vielleicht ist es eher die von den Herstellern grandios reduzierte Lebensdauer der Fernsehgeräte (früher hielt ein Röhren-Fernseher auch gerne mal 15 bis 20 Jahre) welche dann zu Neukäufen führen wird und wenn man schon mal dabei ist, will man dann natürlich die neueste Technik. Ob man überhaupt einen Unterschied wird wahrnehmen können, wird noch zu beweisen sein. Auf den Fachmessen rund um den Globus werden die Displays jedenfalls von Festplatten mit Input gefüttert, das Bild von den entsprechenden Satelliten in 4K wäre vermutlich kaum geeignet, Fachbesucher zum Staunen zu bringen. Vielleicht wird es dann doch eher die HB BluRay, die den eigentlichen Qualitätsvorsprung in die Wohnzimmer liefern wird...