Sie sind nur auf Betrug ausgelegt und spielen mit den Hoffnungen der Nachwuchs,- und Independent Filmemacher. Vorsicht, Ihr werdet abgezockt!
Filmfestivals sind in der Regel sehr wichtige und oft beglückende Möglichkeiten, sich mit seiner filmischen Arbeit einem Publikum zu stellen, zu diskutieren, Kolleg-inn-en kennen zu lernen und auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen. Und manchmal kann man sogar Preise oder lobende Erwähnungen erringen. Wichtige bedeutende Filmfestivals haben ganze Filmkarrieren angestoßen.
Festivals können also richtig toll sein und die Mehrheit von ihnen lohnt den Besuch, nicht nur als Filmemacher-in, sondern auch als Bessucher-in. In jeder Vita liest es sich gut, wenn der eigene Film auf vielen Festivals gelaufen ist und vielleicht sogar Preise oder lobende Erwähnungen erhalten hat. Filmemacher treiben also nicht wenig Aufwand, ihre Filme auf möglichst vielen Filmfestivals einzureichen.
Dabei muss gesagt sein, dass bei vielen größeren Festivals so genannte Programmer herumreisen und Filme sichten, die Auswahl findet also nicht nur über eingesandte oder hochgeladene Videos statt und ist mitunter extrem aufwändig.
Manche Filmfestivals finden an den unglaublichsten Orten statt und sind ein willkommenes Vehikel, um den Fremdenverkehr anzukurbeln oder einer heruntergekommenen von Abwanderung ausgezehrten Gemeinde irgendeine Form der Aufmerksamkeit zurück zu geben. Es gibt so viele Filmfestivals in der Welt, wie noch nie zuvor und da ist es kein Wunder, wenn unter diesen auch einige furchtbare Festivals sind. Furchtbar weil sie schlecht bis gar nicht organisiert sind, weil sie an mühsamen Orten stattfinden, weil sie ihre Gäste schlecht hosten oder ein furchtbares Programm lieblos bis gar nicht zusammengestellt haben. Zu den eher furchtbaren Filmfestivals gehören etwa das "Moustache Filmfestival" in Portland, bei dem ebensolche Bärte im Mittelpunkt der Filme oder wenigstens im Gesicht eines Hauptakteurs stehen müssen, oder das Golden Apricot Film Festival in Armenien, wo über 500 Filme gezeigt werden und von Auswahl nichts zu spüren ist.
Doch so enttäuschend so manches dieser Festivals auch sein mag, sie haben einen entscheidenden Vorteil,- sie finden tatsächlich statt. Man kann hinreisen, kann bei seiner Filmvorführung dabei sein und kann seine Erfahrungen wie auch immer diese sein mögen, machen. Doch in den letzten Jahren hat eine Spezies an Festivals zugenommen, die diesen wichtigen Aspekt gar nicht erfüllen...
Scam Film Festivals
Man möchte es kaum glauben, aber in Zeiten breit angelegter Internet-Betrügereien, Enkel-Telefontricks, Millionenerbe-Mails und mehr, haben schlaue Betrüger die Hoffnungen von Nachwuchs,- und Amateurfilmemachern ins Visier genommen und Filmfestivals ins Leben gerufen, die es gar nicht gibt. Ausgerechnet die Nachwuchs-Leute, die ohnehin mit kleinsten Budgets, oft Selbsterspartem Geld und mit vielen Entbehrungen ihre Filme hergestellt haben, werden von skrupellosen Betrügern mit Fake-Filmfestivals abgezockt.
Ihr Zweck besteht nicht darin, Filme auszuwählen und zu einem gegebenen Zeitpunkt einem größeren Publikum öffentlich zu zeigen, sondern einzig und allein darin, saftige Anmeldegebühren zu kassieren. Angesichts der hohen Zahlen an Einreichungen, können Anmeldegebühren von 100,- USD und mehr schon richtig viel Geld in die Kassen betrügerischer Veranstalter spülen. Manche von ihnen beglückwünschen nach Einreichung die Filmemacher-in dazu, ausgewählt worden zu sein und listen dann die eingereichten Filme sogar auf der Festival-Fake Internetseite auf und geben vor, ein Progamm zusammengstellt zu haben.
Nur damit wir uns nicht falsch verstehen, auch viele seriöse Filmfestivals verlangen Anmeldegebühren, einerseits um den hohen Selektionsaufwand (Sichten, Auswählen) zu finanzieren, andererseits um durch die finanzielle Hürde die Zahl der Einreichungen zu reduzieren. Aber hier sind Beträge um die 50,- USD üblich und wie gesagt, es sind echte, renommierte Festivals.
Leider tummeln sich auch viele Fake-Filmfestivals auf Anmeldeplattformen wie "FilmFreeway" oder "Withoutabox", die offensichtlich nicht in der Lage oder gewillt ist, hier die Speu vom Weizen zu trennen.
Checkliste unseriöser Filmfestivals
Es gibt einen Weltverband und auch länderspezifisch Verbände der Filmfestivals. Zum Beispiel der VBFF, der Verband Bayerischer Filmfestivals. Seriöse Filmfestivals sind in aller Regel Mitglied in einem solchen Verband. Auch sind die größeren Filmfestivals auf der Liste der FIAPF, des Interessenverbandes zahlreicher internationaler Filmproduzenten-Verbände. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_FIAPF-akkreditierten_Filmfestivals)
Festivals haben in der Regel ein großes Team. Dieses Team nennen sie auch auf ihren Webseiten, wenn es da gar keine Namen gibt, sollte man seine Zweifel haben.
Renommierte Filmfestivals existieren in der Regel schon viele Jahre, einige bereits viele Jahrzehnte. Ein Festival, welches keine Geschichte vorzuweisen hat, könnte unseriös sein.
Filmfestivals sind teuer. Um die Kosten zu decken sind praktisch alle Filmfestivals neben staatlichen Fördermitteln auch auf Sponsoren angewiesen. Sie listen diese Sponsoren dann auf ihrer Webseite und haben zumeist auch Medienpartner. Ein Festival, welches hier keinerlei Partner vorzuweisen hat, könnte Fake sein.
Anmeldegebühren sind in Amerika sehr, in Europa eher wenig verbreitet, obwohl auch hier die Zahl langsam steigt. Doch die Anmeldegebühren sind bei seriösen Festivals nie so hoch. 100,- USD für einen Kurzfilm sind doch eher ungewöhnlich.
Einreichfristen werden von echten Festivals gesetzt um die oft sehr mühsame Auswahlarbeit überhaupt leisten zu können. Große Festivals bekommen heutzutage mehrere Tausend Anmeldungen zugeschickt. Der Auswahlprozess braucht viel Zeit, deshalb endet die Frist viele Monate vor dem Festivals selbst. Wenn ein Filmfestival sehr lange Einreichphasen hat, manche bis zu einem ganzen Jahr oder seine Fristen immer wieder verschiebt, erneuert, so sollte einen das misstrauisch machen.
Festivals loben Preise aus und die meisten davon sind dotiert. Wenn ein Festival sehr viele Preise verspricht, die alle undotiert sind und zudem noch viele lobende Erwähnungen ausspricht, und natürlich all das nur im Internet und es keinerlei physische Präsenz gibt, sollten alle Alarmglocken schrillen.
Gerne geben sich die Fake-Filmfestivals auch wohlklingende Namen, verweisen im Namen auf weltbekannte Großstädte wie London, Paris, New York oder gleich ein ganzes Land. Aber bloß weil es die Stadt Toronto gibt, ist das "Toronto Creative Actionfilmfestival" noch nicht automatisch genau so physisch existent.
Manche der Betrüger machen sich nicht mal die Mühe, für die verschiedenen Fake-Filmfestivals unterschiedliche Webseitenlayouts zu gestalten. So waren die Fake Festivals
California Film Awards
Alaska International Film Awards
Oregon Film Awards
Colorado Film Festival
Mountain Film Awards
Honolulu Film Awards
Yosemite Film Festival
Alle sind mit den gleichen Webseitentemplates gestaltet. Das ist genau so seltsam wie die fehlende Transparenz ihrer Betreiber.
Ähnliches gilt etwa für Anschriften und Kontaktdaten von Fake Filmfestivals. Oft sind die genannten Adressen der angeblichen Festivalbüro gar nicht existent. Man kann das mit etwas Internet Recherche schnell rausfinden.
Seriöse Filmfestivals haben eine Jury und stellen deren Mitglieder auch stolz vor. Wenn ein Festival darüber gar keine Auskunft gibt, sind Zweifel angesagt.
Einige dieser Fake Festivals verlangen von den "Gewinnern" hohe Beträge, wenn sie den Preis bzw. die Trophäe tatsächlich erhalten wollen. So etwas würde ein echtes Festival nicht tun.
Filmfestivals zeigen ihre Filme öffentlich. Es gibt keine "Internet" Filmfestivals. Festivals die ihre Filme nicht aufführen, sind keine. Punkt.
Thema mit Variationen
Diese üble Masche gibt es natürlich auch in Form von Drehbuchwettbewerben oder gar in Kombination von Filmfestival und Drehbuchwettbewerb. Also bitte auch hier unbedingt aufpassen und nicht auf Betrüger reinfallen.
Vor allem aber darf man sich die Freude an den echten Festivals, und das ist ja die überwältigende Mehrheit, nicht nehmen lassen. Festivals müssen überhaupt nicht riesig sein, das hat mit Qualität wenig zu tun, es gibt viele kleine Filmfestivals, die hervorragend sind. Also bitte nicht von der Größe eines Festivals auf dessen Seriosität schließen. Einige der tollsten Festivals weltweit sind richtig klein und zugleich genial.
Filmfestivals sind eine wunderbare, weltumspannende und bereichernde kulturelle Einrichtung, die in Zeiten, in denen kaum mehr Kinoslots für Arthouse und Independent Produktionen existieren, die wichtigsten Begegnungen mit dem Publikum darstellen. Man sollte sich nicht durch die wenigen Fake-Festivals irritieren lassen,- es lohnt sich, bei echten Festivals dabei zu sein, man darf nur nicht auf Betrüger reinfallen.