Es gibt einige Stichworte in Drehbüchern, bei deren Klang erfahrene Produzenten und deren Produktionsleiter Gänsehaut bekommen... Tiere im Film gehören zu diesen Reizwörtern.
Nicht nur Produzenten, auch viele Schauspieler fürchten Szenen oder gar Filme, in denen sie neben Tieren spielen. Zu groß ist einfach die Attraktivität, da kann sich der erwachsene Schauspieler noch so sehr bemühen, die Aufmerksamkeit der Zuschauer wird auf jeden Fall beim tierischen oder dem jungen Spielpartner liegen.
Regisseure und Produktionsleiter denken dreimal nach, bevor sie Szenen mit Kindern oder Tieren einplanen. Während bei Kindern vor allem die reduzierten Arbeitszeiten für Kinder (5 Std. am Drehort, davon maximal 3 Std. Drehzeit pro Tag) die Planung erschweren, liegt es bei Tieren an deren mangelndem Willen, Regieanweisungen zu folgen.
Tiere kommen in Filmen häufiger vor, als man denkt, es gibt Hundefilme, Katzenfilme, Pferdefilme, Affenfilme und mehr als eigene Genres.
Die „einfache“ Lösung
Immer wieder sind Filmteams ganze Tage damit beschäftigt so banale Szenen, wie eine Katze die zum Darsteller A tapst und sich mal eben streicheln lässt, oder der Frosch, der im Gras sitzt und quakt, zu drehen. Und immer wieder fallen die Planungsstäbe der Teams auf scheinbar simple Lösungen herein.
Die Freundin der Maskenbildnerin hat genau so eine Katze wie gewünscht und die ist so zahm, dass sie sich von jedem streicheln lässt... Der Nachbar vom Aufnahmeleiter hat eine total süße Katze, die sogar kleine akrobatische Kunsttücke kann...
Gemach, gemach! Eigenlösungen sind riskant
Team liegt lockend und mit allen Köstlichkeiten der Tierfutterindustrie ausgestattet am Set und versucht zum 76 ten Male die Katze dazu zu bringen, doch zum Darsteller im Bild zu tapsen, statt wahlweise zu ihrem „Frauchen“ oder dem Kameraassistenten, dessen Schuhe eine nicht nachvollziehbare Anziehung auf das Tier zu haben scheinen.
Außerdem rennt die Katze viel zu schnell, das passt dem Kameramann gar nicht. Der eilig herbeigeholte Tierarzt der dem Tier ein Beruhigungsmittel verabreicht (wie tierlieb!), bewirkt tatsächlich, dass das Tier langsamer zu ihrem Frauchen oder den Schuhen des Kameraassistenten tapst. Den Hauptdarsteller lässt das niedliche Tierchen nach wie vor unbeachtet links liegen.
Variante II
Der große, bedrohliche Schäferhund, der den Einbrecher-Darsteller beim Einbruch in die Villa stellen soll ist das Haustier des Baubühnen-Mannes. Doch so sehr der „Einbrecher“ sich auch bemüht, ängstlich und erschreckt zu wirken, da der Schäferhund ihn ständig nur freundlich beschnuppert, gelingt die Szene einfach nicht.
Selbst Tiere, die „normalerweise“ auf alle Anordnungen ihrer Eigner reagieren, verändern vor der Kamera, insbesondere vor einem Filmteam, ihr Verhalten.
(Von Menschen hört man ab und zu Ähnliches).
Was kann man tun? – Nun bei Goldfischen oder Pferden, die am Zügel durchs Bild geführt werden sollen oder gar nur in der Box stehen, sind keine besonderen Probleme zu erwarten. Auch Spinnen, Goldhamster oder Meerschweinchen im Terrarium stellen das Team nicht vor unlösbare Probleme.
Mit Profis arbeiten
Tiere, insbesondere Katzen und Hunde, wenn sie denn unbedingt in Szenen vorkommen müssen, sollten sobald sie auch nur die geringste „Aufgabe“ zu bewältigen haben, ausschließlich dressierte Tiere sein.
Es gibt diverse Tier-Service Firmen die eine große Bandbreite auch exotischer Tiere für alle Aufgabengebiete trainiert haben. Manchmal, wenn ein Tier innerhalb eines Filmes besonders viele unterschiedliche Aufgaben übernehmen muss, werden auch zwei ähnliche Tiere eingesetzt, die unterschiedliche Fähigkeiten andressiert bekommen haben.
Wenn in einem Film Tierbabys eine wichtige Rolle spielen, kann es sein, dass wegen des raschen Wachstums mehrere ähnliche Tierbabys während der Drehzeit mitspielen.
Mag sein, dass man den Hund des Baubühnen-Mannes kostenfrei bekommen kann, wohingegen das trainierte Tier schon mal 500,- Euro am Tag (inkl. Trainer) und mehr kosten kann. Bedenkt man aber, was so ein ruinierter Drehtag inklusive aller Teamgehälter kostet, ist dieses Geld nicht schlecht investiert.