Auch wenn einem das vielleicht gar nicht so geläufig ist, das Kino hat sich viele Male den glänzenden Eisflächen, den Eisprinzessinnen und Prinzen, den Winterfantasien gewidmet. Eis bedeutet für Manche auch größte Unsicherheit, Kontrollverlust oder schiere Anarchie. Unvergessen etwa die Schlittschuhszene in "Das Wunder von Mailand" (Vittorio de Sica) in welcher durch Magie Soldaten, welche die Stadt der Obdachlosen räumen wollen, hilflos auf einer plötzlich auftauchenden Eisfläche schlittern und ihren unheilvollen Auftrag nicht ausführen können.
Traumwelten um jeden Preis
Zumeist sind dabei Filme entstanden, welche die Faszination für alle Arten von Eissport befeuern. Eislauf,- und Showveranstaltungen auf dem Eis (.z.B. "Holiday on Ice") waren im 20ten Jahrhundert hoch im Kurs beim Publikum. So verwundert es wenig, dass zahlreiche Filme entstanden, die rund um Eislauf angelegt waren. Die Zauberwirkung der Eisflächen nutzte nicht nur Walt Disney, der Rehe, Elefanten und mehr auf die Eisfläche zeichnen ließ, sondern auch Durchhaltefilme des Dritten Reichs, die ein deprimiertes, niedergeschlagenes, ja traumatisiertes Publikum für 90 Minuten in Illusionswelten entführen wollten. Bekanntestses Beispiel dafür ist die österreichische Produktion "Der weiße Traum", die 1943 zu einem Zeitpunkt herauskam, zu dem die Schrecken des menschenverachtenden Weltkrieges und der Naziherrschaft omnipräsent waren.
Die Textzeile des musikalischen Haupttitels "Drum kauf dir einen bunten Luftballon, nimm ihn fest in deine Hand,- stell dir vor, er fliegt mir dir davon in ein fernes Märchenland" lässt erahnen, wie die Zuschauer hier eingelullt werden sollten um der düsteren Wirklichkeit zu entfliehen.
Prinzessinnen und Prinzen
Nicht wenige Filme, die in den folgenden Jahrzehnten entstanden, widmeten sich mehr oder weniger direkt den Irrungen und Wirrungen attraktiver Eisprinzessinnen und Prinzen. Kinofilme, real und animiert eroberten die Leinwände weltweit und wurden vorzugsweise jeweils in der Weihnachtszeit gestartet bzw. im Fernsehen ausgestrahlt. Teenager, aber auch ein erwachsenes Publikum fieberten jeweils mit, wer welchen Contest gewinnt, wer welches eislaufende Herz erobert.
Einige der Filme, wie etwa "Iceland" von 1942 schrammten allzu dicht an Geschlechterklischees entlang. Doch es waren hier und da auch Filme darunter, welche zeigen, wie hart, wie gnadenlos manche Sportler mit sich selbst und anderen umgehen, um an die Spitze zu kommen.
Dicht an der Realität
Darunter ist auch der Film "I, Tonya", der eine wahre Begebendheit nacherzählt, die in die Geschichte des Eiskunstlaufs eingegangen ist. In Detroit, Michigan, wurde am 6. Januar 1994 ein Anschlag auf Nancy Kerrigan verübt, eine damalige Favoritin im Eiskunstlauf für die Olympischen Spiele. Auf dem Weg von der Eisfläche in die Umkleide wird sie von zwei Männern mit Schlagstock überfallen, die auf ihre Knie eingeschlagen.
Der Auftrag war es, die junge Frau so zu verletzen, dass sie nicht mehr weiter trainieren kann, Der perfide Plan stammte von drei Männern, darunter der Ehemann von Tonya Harding, Kerrigans Rivalin auf dem Eis seinerzeit. Doch zum Glück sind die Knieverletzungen nicht so stark, dass Kerrigan doch bei den Olympischen Spielen in Lillehammer 1994 laufen und einen sensationellen nur um einen Zehntelpunkt von der Goldmedallie (Ukraine, Oksana Bajul) entfernten zweiten Platz erringen kann. Ihre Konkurrentin, deren Mann den Anschlag mit in Auftrag gegeben hatte, lief ebenfalls, landete aber weit abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze. Nach der Olympiade beendeten beide Frauen ihre Eislaufkarrieren.
Ein (unvollständiger) Überblick
"Iceland" 1942 Dauer: 79 Minuten Regie: H. Bruce Humberstone
"Der weiße Traum", 1943, Regie: Géza von Cziffra Eisrevuefilm
"Die große Kür" 1964 Dauer: 99 Minuten FSK 6 Regie: Franz Antel
"Eisfieber" 1978 Dauer: 109 Minuten Regie: Donald Wrye FSK 6 Drama
"Liebe und Eis" 1992 Dauer: 83 Minuten FSK: 6 Regie: Paul Michael Glaser Sportfilm
"Ein Leben auf Glatteis" 2000 Dauer: 99 Minuten Regie: George Erschbamer Fantasy, Drama
"Die Eishockey- Prinzessin" 2005 Dauer: 92 Minuten Regie: Francine McDougall Drama, Komödie
"Die Eisprinzessin" 2005 Dauer: 94 Minuten Regie: Tim Fywell Drama, Sport
"Die Eisprinzen" 2007 Dauer: 93 Minuten FSK 6 Regie: Josh Gordon, Will Speck Komödie
"Eisfieber 2" 2010 Dauer: Regie: Donald Wrye Drama
"Der Feind in meinem Leben" 2013 Dauer: 90 Minuten Regie: Bernd Böhlich
"Die Anfängerin" 2017 Dauer: 98 Minuten Regie: Alexandra Sell Komödie
"Kiss and Cry" 2017 Dauer: 78 Minuten Regie: Chloé Mahieu, Lila Pinell Coming-of-age, Drama
"I, Tonya" 2017 Dauer: 120Minuten FSK 12 Regie: Craig Gillespie Filmbiografie
"Immer, wenn du bei mir bist" 2018 Dauer: 108 Minuten FSK 6 Regie: Oleg Trofim Drama, Sport