Software
Eine neue Generation an Software erlaubt es, relativ komfortabel die Aufnahmen mehrerer Kameras zu 360 Grad Aufnahmen zusammenzufügen. Dies lassen sich die meisten Anbieter aktuell sehr fürstlich bezahlen, dabei sind die in diesen Programmen verwendeten Techniken durchweg ältere in anderen Programmen teilweise Jahrzehnte lang vorhandene visuelle Effekte und Tricks. Insbesondere Programme wie After Effects aber auch Photoshop (für 360 Grad Fotos) haben eigentlich alle Tricks an Bord, allerdings bisher nicht in der vieles vereinfachenden Automation, die dezidierte Stitch-Programme mitbringen. Man kann davon ausgehen, dass Adobe sicher auch dieses Segment bedienen wird.
Zu den bekannteren Programmen, die es uns erlauben, einzelne Videos zu einer 360 Grad Videoaufnahme zusammenzufügen, gehört Videostitch und gehörte Autopano. Beide nicht wirklich billig, Videostitch kostet etwa 1000 USD, "Kolor Autopano Video Pro" kostete sogar noch mehr. Eine der wenigen verbliebenen Alternativen ist das kostenpflichtige Mistika, welches man im Monatsabo erhalten kann.
Autopanos Ende
Kolor, der französische Hersteller von Autopano, hat im September 2018 geschlossen. Nachdem die Firma von GoPro gekauft wurde, hatten viele Anwender die Befürchtung, das dies nicht gut sein würde für die Weiterentwicklung der Software. Diese Befürchtungen haben sich bestätigt. Inhaber einer Lizenz können mit den jeweiligen Programmen von Kolor weiterarbeiten, doch spätestens wenn sie auf eine neue VR Kamera wechseln, wird für sie das Programm wertlos.
Videostitch
Für Videostitch wird empfohlen PTGui zu verwenden um sich Vorlagen zu erstellen, das kostet dann weitere 200 USD. Für Kolor wird zusätzlich Giga4 empfohlen. Allerdings ist der Workflow mit PTGui mühsam, da man mit Bildsequenzen und Batch-Rendering arbeiten muss. Da ist Mistika deutlich komfortabler.
Typische Arbeitsschritte am Beispiel von Videostitch
Die Vorgänge sind bei allen Stitch-Programmen eigentlich sehr ähnlich, man kann also die Abläufe auf alle Programme mehr oder weniger genau so übertragen.
Importieren
Nachdem man das Programm geöffnet hat, kann man die Videodateien entweder mit dem Menübefehl "Open Videos" importieren oder aber einfach per Drag an Drop auf die Arbeitsfläche ziehen.
Gleich zu Beginn sollte man sein Projekt benennen und abspeichern. Der Befehl "Safe File as" bietet die entsprechende Option an.
Synchronisieren
Wenn die individuellen Videos importiert sind, muss man sie als nächstes synchronisieren. Das ist wichtig, damit Bewegungen und Bildteile zueinander passen. Sonst bewegt sich der Kopf eines Menschen vor seinen Beinen durch den 360 Grad Raum. Videostitch bietet drei verschiedene Wege an, Audio, Motion und Flash.
Wenn man bei der Aufnahme mit seinem Kamera-Array eine Art Synchroninformation hergestellt hat, etwa indem man das Stativ auf dem sich die Kameras befinden einmal hin, und her gedreht hat, so muss man nur noch in den einzelnen Videos die entsprechende Stelle im Anzeigefenster heraussuchen und dann auf "Motion" klicken.
Die zweite Methode ist akustisch, man sollte in der Nähe der Kamera in die Hände klatschen oder wenn es professioneller sein soll, die Klappe schlagen. Dann kann das Programm auf den Ton synchronisieren.
Wer sicher gehen will, benutzt einfach beide Methoden.
Kalibrieren
Die automatische Kalibrierung kann über Frame-List oder Sequence geschehen. Dazu wählt man vier/fünf einzelne Bilder verteilt über die ganze Timeline aus, klickt jedes Mal wenn man eines gewählt hat, auf das Plus Symbol neben dem Kästchen und fügt damit das Bild hinzu. Danach auf den Button Calibrate from Frame List klicken und das Programm rechnet.
Farb,- und Belichtungskorrektur
(Color Calibration) Hier kann man wählen ob man nur Farbkorrektur oder zusätzlich auch den Weißabgleich mitmachen möchte. Man klickt auf Anfang (0000) und Ende (xxxx) der Sequenz (Timeline auf Ende und auf den rechten Marker klicken) und klickt dann darüber auf den Button "Adjust Sequence". Dann korrigiert Videostitch eventuelle Unregelmäßigkeiten in der Belichtung der einzelnen Kameras.
Stabilisierung
Falls die Kamera sich bewegt hat, sei es, weil sie sich auf einem Fahrzeug befand oder gar an einem Menschen, kann die Stabilisierung zur Qualitätsverbesserung beitragen. Befand sie sich auf einem Stativ, dann ist die Stabilisierung natürlich unnötig. Auch hier wählt man wie bei der Belichtungskorrektur wieder die ganze Sequenz aus und das Programm stabilisiert die Aufnahme.
Orientierung
Im nächsten Schritt wird die Orientierung festgelegt. Mit dem Befehl Orientation erscheint ein Raster auf dem Bildschirm und man kann mit der Maus den Horizont gerade biegen. Sobald man damit fertig ist, kann man oben rechts auf den "Process" Button klicken.
Dann kann man festlegen, wo das Ergebnis hin gespeichert werden soll.
Schneiden
Die fertig gestitchten Clips können nun in einem Schnittprogramm wie etwa Adobe Premiere geschnitten werden. Dazu müssen natürlich die entsprechenden Voreinstellungen für die Sequenz übereinstimmen. Dann die fertig geschnittenen Aufnahmen exportieren im Format 4096 X 2048.
YouTube
Damit die Filme dann etwa in YouTube richtig als 360 Grad steuerbar sind, müssen sie noch mit entsprechenden Metadaten versorgt werden. Hierfür gibt es weitere Programme wie etwa die "360 Video Metadata App" oder dem "Spatial Media Metadata Injector". Für andere Player ist das nicht erforderlich. Programme wie Adobe Premiere liefern diese Metadaten inzwischen automatisch auch ohne diese App gleich beim rausrendern als VR Video mit.
Kamerahersteller liefern eigene Software mit
Inzwischen liefern die meisten Kamerahersteller eigene Stitching-Programme gleich mit ihrem Kameras mit, so etwa GoPro das Fusion Studio, Insta 360 das Insta360 STUDIO oder Kodak mit der Pixpro das PIXPRO SP360/SP3604K. Die universellen Stitchprogramme befinden sich damit offenbar langsam auf dem Rückzug.
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