Tricksereien
Filmtricks sind fast so alt wie der Film selbst. Viele digitale visuelle Effekte basieren auf über 100 Jahre alten analogen Vorbildern. Auch wenn die Computer-Industrie behauptet, man könne ja alles im Rechner erledigen: Die klassischen Filmtricks, die bereits Filmpioniere wie Meliès verwendeten, haben auch heute noch hier und da ihre Berechtigung. Modellbau-Spezialisten für Trickbauten, Matte-Painter und Trickkameraleute sind nach wie vor gefragt. Abgesehen davon basieren auch die meisten modernsten Compositing-Verfahren letztlich auf Grundideen klassischer Filmtricks.
Es gibt unzählige Trickverfahren, die alle verschiedenste Illusionen erzeugen sollen. Viele Tricks helfen, enorme Kosten bei der Ausstattung zu sparen, andere erlauben es, Dinge zu zeigen, die real gar nicht möglich wären. Science Fiction, Fantasy aber auch viele historische Filme bekommen durch die Visuellen Effekte (VFX) erst den entscheidenenden Kick.
Wie kommen die Trickelemente in den Film?
Dies kann im einfachsten Fall in Form eines Zwischenschnitts geschehen. In einem Film in dem eine Feuersbrunst tobt, braucht man nur in den Nahen bis Amerikanischen im Bild Feuer (Spezial-Effekte) zu zeigen. Das komplett brennende Gebäude wird als (brennendes) Modell gedreht und dazwischengeschnitten. Doch heutige Zuschauer erwarten weitaus mehr von visuellen Effekten.
Aufwendiger ist die Kombination von Trick- und Realaufnahmen. Hier werden Aufnahmen der Schauspieler und realer Sets innerhalb der gleichen Einstellung kombiniert mit gemalten oder generierten Trickmodellen. Dies kann bereits bei der Aufnahme als Kameratrick geschehen, also ganz ohne digitale Bearbeitung oder analoges Zusammenkopieren, wie früher im Kopierwerk.
Als Kasch im Kompendium (Abdecken eines Bildteils) und Mehrfachbelichtung
Per Rück-, oder Aufprojektion
Als Spiegeltrick oder Glastrick (aus Glas gemalte Zusätze zum realen Motiv oder durch Teilspiegel zum realen Motiv hinzugespiegelte Modelle).
Als Doppelbelichtung
Dies und noch mehr wurde früher auch im Kopierwerk an der optischen Bank (Oxberry), einer Kombination aus hochpräziser Kamera und Projektoren gemacht. Heute wird es fast ausschließlich am Computer (Compositing) realisiert. Was die Kosten angeht, so ist der Trick bei der Aufnahme (Kameratrick) am günstigsten, im Kopierwerk war er bereits teurer und am Computer wiederum recht erschwinglich, vor allem wenn man es selbst bewerkstelligen kann und kein Personal benötigt. Werden entsprechende Firmen damit beauftragt, kann es alledrings recht teuer werden. Im Videobereich können Bilder oder Modellelemente elektronisch per Green- oder Blue-Key mit realen Bildern verbunden werden. Es gibt auch Studios, die mit Displays arbeiten, welche bereits den späteren Hintergrund der jeweiligen Einstellung darstellen. Diese Verfahren machen es den SchauspielerInnen einfacher, sich die jeweilige Situation vorzustellen.
Endlose Möglichkeiten
Die Ausstatter eines „Sandalen“-Films müssen für die Totale des Streitwagen-Rennens nur den unteren Bereich einer römischen Arena real bauen, und der gesamte obere Bildteil (Ränge, Mauern, Säulen) nur als Modell in das Bild hineinkopiert wird, bedeutet dies eine enorme Einsparung (Beispiel: "Ben Hur"). In einem Kriegsfilm müssen keine realen Straßen bombardiert werden, in einem Katastrophenfilm keine realen Hochhäuser einstürzen, das bedeutet einen deutlich kleineren Aufwand (Beispiel: "Earthquake").
Schauspieler sollen über einen Felsspalt springen. Damit das gefahrlos bleibt, springen sie in Wirklichkeit nur zwischen zwei Garagendächern, zwischen denen Sicherheitsnetze gespannt sind. Die Felsspalte wird über einen Teilspiegel als Modell eingespiegelt (Beispiel: "Ronja Räubertochter"). Für einen historischen Film wäre es ein riesiger Aufwand, moderne Leuchtreklame, Fenster, Antennen etc. auszublenden. So wird nur der untere Teil der Häuser historisch kaschiert und der obere Teil als Matte-Painting (auf Glasplatte gemalt) oder bearbeitetet (Antennen etc. wegretuschiert) Fotografie-Maske ins Bild eingebaut (Beispiel: "Im Namen der Rose"). An einer Häuserwand soll eine riesige Werbetafel hängen. Statt diese real zu befestigen, spiegelt man sie einfach als Matte-Painting oder Foto auf Glas ein.
Weitere Kapitel zum Thema Filmtrick
Hier finden Sie unter Filmgestaltung, Kamera, Licht, Regie, Schauspiel, Ton und Postproduktion wichtige Basics.