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Medien und Wahrheit

In Kriegszeiten war es noch nie gut bestellt um die Wahrheit. Lange bevor man den Begriff "Fake-News" kannte. Das ist durch die vielfältigen modernen Medien, die dem Zuschauer vorgaukeln, live als Augen- und Ohrenzeuge direkt vom Wohnzimmer aus dabei zu sein, nicht anders geworden. Kein Wunder, gilt doch die Steuerung von Öffentlichkeitsmeinung mit den Mitteln der Desinformation als eine der wichtigsten Waffen moderner Kriege. Können wir den Nachrichten noch trauen, dürfen wir es überhaupt?

 

Ab 3:30 Uhr wird zurückgelogen!

Dass die Medien eine entscheidende Rolle bei der Beeinflussung der Bevölkerung spielen, zeigte sich bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts bei den Hörfunkübertragungen (Volksempfänger) und bei der Wochenschau. Diese auf Film gedrehten Nachrichten, die in den Kinos vor den Hauptfilmen gezeigt wurden, waren ab 1933 wichtiger Teil der nationalsozialistischen Propaganda

Während der Kriegsvorbereitung und des zweiten Weltkrieges wurde die Bevölkerung auf die angebliche Richtigkeit und den Verteidigungscharakter des Krieges eingestimmt. Interessanterweise gab es eine eigene Behörde für diese Aufgaben, das Reichspropagandaministerium.

Propagandaminister Goebbels nahm jede „Wochenschau" persönlich ab und bestimmte auch gestalterische Elemente wie Sprecherauswahl, Schnitt und Musik. Selbst die Kameraführung folgte festgelegten Mustern. Die Angriffe der deutschen Soldaten fanden stets von links nach rechts (bezogen auf das Filmbild) statt. Gegnerische Soldaten auf der Flucht gingen konsequenterweise immer von rechts nach links.

Panzer und Kriegsschiffe wurden aus leichter Untersicht gefilmt, um diese noch größer und mächtiger aussehen zu lassen.

  • Feindliche Waffen und Flugzeuge durften nur in brennendem, zerstörten Zustand gezeigt werden. Teilweise wurden sogar kleinere Panzerschlachten für die Kamera nachgestellt um eindrucksvollere Bilder zu erzielen.

 

 

Kriegskameraleute reisten mit den Soldaten mit um den Zuschauern eine möglichst unmittelbare Teilnahme am Geschehen zu ermöglichen.

An Maschinengewehre montierte Kameras, lieferten Aufnahmen aus der Waffenperspektive.

Gerüchte von angeblichen Wunderwaffen wurden gestreut um die Gegner einzuschüchtern und gleichzeitig dem verzweifelten eigenen Volk Hoffnung zu geben.

Getötete deutsche Soldaten durften nicht gezeigt werden. Und auch Aufnahmen von Opfern unter den so genannten „Feinden" wurden vermieden. Goebbels fürchtete, dass der Mitleidsfaktor die Stimmung im Volk umschlagen lassen könnte.

Besonders wichtiger Bestandteil der Wochenschau waren Aufnahmen von der Freizeit der Soldaten. Fußballspielende, lesende, sich waschende, schwimmende und lachende Soldaten sollten belegen, dass der Krieg nur halb so schlimm sei.

Selbstverständlich arbeiteten auch die Alliierten, allen voran die Briten und Amerikaner auf dem Klavier der gefälschten Berichterstattung. Aber auch zahlreiche Spielfilme entstanden mit dem Zweck, das Gesicht des Gegners möglichst hässlich aussehen zu lassen. Zahlreiche dieser Streifen laufen selbst heute noch ab und an im britischen Fernsehen mit dem Ergebnis, dass sich die Deutschkenntnisse vieler Engländer auf Ausdrücke wie „Autobahn, Hitler, Herr Feldmarschall etc." beschränken.

Obgleich die tatsächlich verübten Verbrechen im Nazideutschland unvorstellbar waren, bedienten sich die Engländer bei ihrer Weltkrieg II-Propaganda eines Gerüchts, welches beim ersten Golf-Krieg eine Neuauflage erfuhr: Man behauptete, deutsche Soldaten würden Babys ermorden.

 

Vietnam-Krieg

 

Auch wenn die technischen Möglichkeiten der Berichterstattung über den Vietnam-Krieg recht eingeschränkt waren, so sind es dennoch Reportagen und Fotos von Journalisten gewesen, die den Druck der Öffentlichkeit auf die US-Regierung so groß werden ließen, dass diese sich schließlich entschloss, den Krieg zu beenden. Zu schmerzhaft waren die Bilder vom Schicksal der zivilen Opfer und die Berichte traumatisierter Kriegsheimkehrer, als dass eine Fortsetzung der ungleichen Auseinandersetzung politisch durchsetzbar gewesen wäre.

Für die künftige Informationspolitik der Militärs bestand die wichtigste Lehre aus Vietnam darin, dass sie nie wieder zulassen würde, die Veröffentlichung von Aufnahmen der Opfer auch unter eigenen Soldaten zu ermöglichen.

 

Erster Golf-Krieg

 

Bereits während des ersten Kuwait-Krieges (Gulf-War) spielte Manipulation zur Einstimmung der Weltbevölkerung auf einen Krieg eine entscheidende Rolle. Wer kann die Wahrnehmung von Menschen besser beeinflussen als Werbe- und PR-Agenturen? Folgerichtig wurde die weltgrößte PR-Agentur Hill & Knowlton mit einem Budget von fast 11 Millionen USD beauftragt, die amerikanische Bevölkerung für einen Irak-Krieg zu motivieren. Das Geld stammte von der kuwaitischen Regierung sowie diversen Industrieunternehmen und wurde durch eine Organisation namens „Citizens for free Kuwait" vergeben. Dass hier kein Drittland an der amerikanischen Regierung vorbei Meinungsbildung betrieb, ergibt sich bereits aus der Tatsache, dass der Chef von Hill & Knowlton, Freund und Berater vom damaligen Präsidenten Bush Senior war.

Neben der inzwischen legendären Brutkasten-Lüge im Oktober 1990, produzierte die Agentur zahlreiche Nachrichten-Videos, die von Fernsehstationen rund um den Globus als journalistische Berichterstattung gesendet wurden. Der Augenzeugenbericht eines 15 jährigen Mädchens namens Nayirah von angeblich durch irakische Soldaten getöteten Säuglingen in einer Kuwaitischen Klinik war ein PR-Geniestreich um den UN-Sicherheitsrat auf Kriegskurs zu bringen. Dass die PR-Agentur bei dieser Lüge die Tochter des Kuwaitischen Botschafters zur „Hilfskrankenschwester" und Augenzeugin umfunktioniert hatte, kam erst Jahre später ans Tageslicht. Der stellvertretende Agenturchef, Lauri Fitz-Pegado persönlich hatte Nayirah für ihre "Zeugenaussage" trainiert.

Die Kriegsberichterstattung bestand vornehmlich aus SNG-Aufnahmen von Reportern, die von Hoteldächern in Bagdad, Kuweit oder Tel Aviv berichteten, als auch aus offiziellen Cruise-Missile-Videos, welche die amerikanischen Militärs freigegeben hatten, die weltweite Fernsehgemeinde von absoluten Präzisionstreffern zu überzeugen. Darüber hinaus gab es das bereits erwähnte Material der PR-Agentur Hill & Knowlton zu sehen.

Heute sind sich die meisten Journalisten darüber einig, dass sie zu unkritisch die faszinierenden Aufnahmen, die ihnen die Amerikaner zur Verfügung gestellt hatten, übernommen haben.

 

Jugoslawien- Krieg

 

Eine der wichtigsten Aufgaben der Informationsbüros aller beteiligten Nationen war es, das Stichwort "Krieg" gar nicht erst aufkommen zu lassen. Ersatzformen wie „Militäraktion" oder „humanitäre Intervention" sollten den Eindruck zerstreuen, dass das Eingreifen der Nato-Truppen trotz des humanitären Hintergrunds, eine kriegerische Aktion darstellte.

Die Bilder, die auf den Fernsehschirmen aller Programme und Länder identisch waren, wurden von den Militärs freigegeben und dienten der permanenten Rechtfertigung scheinbar sauberer, nur Häuser und Waffen vernichtender Angriffe. Bis auf einen kleinen Schnitzer, das Bekanntwerden eines irrtümlichen Angriffs auf einen Flüchtlingstreck, gelang die Vermittlung des guten, sauberen Eingreifens perfekt.

Auf Pressekonferenzen durften die anwesenden Journalisten keine Rückfragen stellen, angeblich strategische Gesichtspunkte verbaten es, etwaige Zweifel an den offiziellen Darstellungen zu formulieren. Viele der in den Medien verbreiteten Massaker haben nach dem heutigen Stand der Erkenntnisse gar nicht stattgefunden.

Auch im Jugoslawien-Krieg spielte eine PR-Agentur gezielt mit falschen Informationen. Laut Squat.Net arbeitete Ruder Finn Global Public Affairs daran, die Bewertung von Kroatien, Bosnien-Herzegowina und der kosovarischen Opposition positiv zu gestalten und die Serben möglichst negativ darzustellen.

Ihre Aufgabe bestand unter anderem darin, vorgefertigte, werbewirksame und stimmig erscheinende Formulierungen zu erschaffen, die für die Berichterstattung besonders geeignet waren, und diese unter Journalisten, Meinungsträgern, Universitäten und Organisationen zu verbreiten.

Besonders intensiv arbeitete die Agentur mit Hinweisen auf serbische Vernichtungslager, und brachte vorbelastete Begriffe wie „ethnische Säuberung", „Konzentrationslager" usw. ins Spiel. Unter anderem arbeitete die Agentur Leitartikel für renommierte Zeitungen wie die „New York Times", „Washington Post", und das „Wall Street Journal" aus.

 

Irak-Krieg 2003

Bereits im Vorfeld des von Präsident Bush und seiner Regierung gewollten Krieges gegen den Irak mussten starke Metaphern herhalten, um einen Krieg als gerecht erscheinen zu lassen. Von einer Achse des Bösen war die Rede, welche die Staaten Irak, Iran und Nord-Korea mit den Urhebern der Anschläge vom 11. September verbinde. Hinterfragt man das starke Bild, wird augenfällig, dass Irak und Iran miteinander verfeindet, und höchstwahrscheinlich keinerlei Verbindung zu Nord-Korea haben. Einen Beleg für irgendeine Verbindung der drei Staaten mit Al Qaeda blieb die US-Regierung bis heute schuldig. Dennoch wurde das starke Bild der bösen Achse durch beständige Wiederholung im Bewusstsein vieler US-Amerikaner zu einer realen Bedrohung.

Für die Verbreitung der „richtigen" PR- Informationen wurde in den USA eigens ein Ministerium gegründet, das „Office of Global Communications". Hierfür wurde bereits 2001 die Werbespezialistin Charlotte Beers gewonnen, ihr Auftrag ist die „strategische Kommunikation". Zeitgleich mit dem Beginn des Irak-Krieges ist Beers aus "Gesundheitlichen Gründen" von ihrem Job zurückgetreten. Neben der üblichen Nachrichtensperre werden hier gezielt Nachrichten geschmiedet, die dem Kriegsziel hilfreich sein könnten. Selbstverständlich werden die diversen Präsidenten-Ansprachen auch in irakischer Sprache im irakischen Rundfunk übertragen.

Zusätzlich wurde einmal mehr eine freie PR-Agentur, die Werbeagentur Rendon Group engagiert, das Image des Pentagons auf Hochglanz zu polieren.

Gezielte Gerüchte der unterschiedlichen Kriegsparteien jagen einander. Tarik Asis, der Vize von Sadam Hussein soll geflüchtet sein. Hussein soll zahlreiche Doppelgänger haben und dank eines gigantischen Bunker- und Tunnelsystems praktisch unauffindbar sein. Die Amerikaner haben zahlreiche Wunderwaffen, die den Krieg innerhalb weniger Tage entscheiden werden usw.

Amerika wäre nicht Amerika, wenn es nicht für die Pressestatements ihres Oberkommandierenden Generals eigens einen Media-Center eingerichtet hätte. Ausgestattet hat die dazu in die Wüste nahe Katar gebaute Halle für 200.000 Dollar der Filmausstatter George Allison, der auch schon für Disney und Metro-Goldwyn-Meyer gearbeitet hat. Ein wenig erinnert das Set an die Schaltzentralen der James-Bond Filme: Kinofiktion und Kriegswirklichkeit wachsen noch enger zusammen.

Doch auch der Irak arbeitet gezielt mit Desinformation. Die PR-Behörde des Landes ist das Informationsministerium, welches dafür sorgt, dass ausschließlich kampfeswillige, dem Staatschef ergebene Gefolgsleute in der ausländischen Berichterstattung auftauchen dürfen.

Zwischen all diesen Desinformationspolen befinden sich zahlreiche Korrespondenten, die meisten von ihnen in Kuwait, Amman, Jordanien, und im Iran, Orte von denen aus bestenfalls die von den US-PR-Soldaten organisierten Pressetermine in den Militärlagern gedreht werden können. Denn durch die offizielle Drohung des Pentagons an alle Korrespondenten, Hotels wie das „Raschid" und Satellitenanlagen zu bombardieren, soll die unabhängige Berichterstattung aus Bagdad unmöglich gemacht werden.

Um zudem Journalisten mental mit ihrer Truppe zu verbinden, haben die USA sogenannte „embedded correspondents" zugelassen, die („Erbsensuppe verbindet") in militärischen Einrichtungen wie auf den Flugzeugträgern mit den Mannschaften zusammen leben. Journalisten werden von den Militärs durch die Wüste zu interessanten „Locations" gefahren, einige fahren sogar in den angreifenden Panzerkolonnen mit, es soll ihnen an Bildern nicht mangeln.

So werden sich wieder Kamerabilder aus Raketenperspektive abwechseln mit Freizeitbildern von Soldaten im Fitnessraum, beim Lesen oder am Laptop. Es wird keine Bilder von toten US-Soldaten geben, keine Zivilopfer und gegnerische Waffen dürfen nur zerstört gezeigt werden, die „Wochenschau" lässt grüßen. Auffällig ist, wie oft die Korrespondenten 2003 im Konjunktiv sprechen. „Es könnte sein, möglicherweise, es sieht so aus als ob...“ Es scheint, als wären viele Journalisten dieses Mal nicht mehr bereit, sich zu Sprachrohren der Kriegspropaganda machen zu lassen.

Merkwürdigerweise wurde in den vergangenen Monaten so oft von Wahrheit, Gerechtigkeit, vom Guten gegen das Böse, ja von Gott gesprochen, dass man sich wirklich fragt, warum einmal mehr die Menschlichkeit auf der Strecke geblieben ist.

 

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