Tolles Programm plötzlich ausgebremst
Eigentlich ist es eine feine Sache, Rechenaufgaben nicht im Bearbeitungsprogramm, sondern in einem externen Programm abarbeiten zu lassen. Und wer viel mit der Creative Suite arbeitet, verschiebt rechenintensive Jobs natürlich in das entsprechende Adobe Programm. Doch der Media Encoder ist nach dem letzten Update plötzlich extrem langsam geworden. Was ist da los? Wer mehrere Videofiles in Premiere Pro rausrechnen oder vielleicht parallel weiter an anderen Files arbeiten möchte, konnte bisher bequem das Rendern in den Media Encoder verschieben. Dort wurde der Job dann im Hintergrund erledigt. Gleiches gilt auch für After Effects Animationen etc.
Doch plötzlich braucht der Media Encoder abenteuerlich lange Rechenzeiten. Videos, die in H264 normalerweise in 30 Minuten herausgerechnet wurden, dauern nun gerne mal 9 Stunden und mehr.
Fehlersuche
Natürlich sucht jeder zunächst einmal die Ursachen bei sich selbst. Das veränderte Export Menü bei Premiere Pro etwa, könnte ja auch eine mögliche Fehlerquelle sein. Doch das Ändern der Einstellungen, auch der Verzicht auf einen zweiten Renderdurchgang zum Optimieren bringen keinerlei Verbesserung. Die Renderprozesse dauern so lange wie in der Frühzeit der Computer mit Dualcore-Rechnern. Auch das Zusammenspiel von Windows Updates mit dem Encoder hat nichts mit der drastischen Verlangsamung zu tun.
Vier kurze Videos, die im alten Media Encoder etwa zwei Stunden gebraucht haben, würden nun drei Tage an Rechenzeit benötigen. Was kann nur die Ursache sein? Wurde versehentlich in der Timeline ein falscher Out-Punkt gesetzt? Arbeitet der Prozessor langsamer? Sind einzelne Speicherriegel defekt und zu wenig Arbeitsspeicher übrig? Sind zu viele andere Programme geöffnet? Nein, Nein und nochmal Nein!
Kaum zu glauben...
Erst die Suche in einschlägigen Foren bringt dann die Gewissheit: Adobe hat tatsächlich in den Media Encoder einen schwerwiegenden Programmfehler eingebaut, der zahllose User verzweifeln lässt. Im offiziellen englischsprachigen Adobe-Forum klärt dann der Produkt-Manager von Adobe, ein gewisser Fergus H. auf, dass da offensichtlich ein Problem besteht, welches Adobe seit März 2022 bekannt ist. Der Produktmanager entschuldigt sich für den Fehler und erklärt in seinem Post, dass sein ganzes Team mit höchster Priorität an der Behebung des Problems arbeite. Ende August schließlich erläutert der Adobe Produktmanager, dass man endlich das Kernproblem identifiziert und bereits eine interne Version des Encoders erstellt habe, die das Problem behebt. Bis zum September 2022 ist es Adobe noch nicht gelungen, einen entsprechenden Bugfix zu verbreiten, der diese Misere behebt.
Hier der Link zum Forums-Thread: https://community.adobe.com/t5/adobe-media-encoder-discussions/extremely-slow-render-export-on-adobe-media-encoder-2022/td-p/12813374/page/2?profile.language=de
Wer also aktuell Renderaufgaben zu bewältigen hat, darf getrost auf den Media Encoder verzichten und sollte in dem jeweiligen Programm selbst die Renderaufträge rechnen lassen. Premiere etwa rendert aktuell seltsamerweise auch deutlich langsamer als sonst, benötigt aber zumindest nicht ganze Tage für ein zehnminutiges Video.
Update
Wie versprochen aktualisieren diesen Artikel: Mit der letzen Aktualisierung der Creative Suite Anfang September 2022 wurde das Problem offenbar behoben. An unseren Schnittplätzen hat der Encoder wieder in der gewohnten Qualität und Geschwindigkeit gerendert.