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Schallplatte Telefunken 

Nein, keine Sorge, die Welt wird nicht wieder auf analoge Technologien umgestellt, doch nicht nur die gute alte Schallplatte erfreut sich wachsender Beliebtheit. Nachdem sich die "Nur Digital ist Wunderbar" Prediger ein wenig ausgepowered haben, wagen sich hier und da auch Fachleute und Kenner, etwas offensiver mit der Frage der Qualität, der Haptik und des Geschmacks umzugehen. Der Schauspieler Johnny Depp etwa, führt angeblich stets eine alte Schreibmaschine mit sich, auf der er seine Schreibarbeiten erledigt. Ob man so weit gehen muss, ist zumindest diskussionswürdig und für längere Texte wie Drehbücher etc. nicht wirklich zu empfehlen.

 

Schallplatte

Es ist schon erstaunlich, was sich rund um die Anfang des 20 ten Jahrhunderts von Emile Berliner erfundene Schallplatte in unseren Tagen so alles tut.

Einstmals in Schellack und später in Venyl gepresst, wurde die Schallplatte ab den 70er Jahren großflächig von der CD verdrängt, die viele Vorteile zu bieten schien. Nicht erst seit heute wissen wir, dass die technischen Festlegungen von Damals ein nicht so glücklicher Kompromiss waren. Was Viele Audiophile damals behaupteten, dass die analoge Schallplatte besser klänge, ist zum Teil richtig, zum Teil aber auch eine Gewöhnung an Artefakte. Frequenzverfälschungen der analogen Wiedergabe empfinden Viele als "wärmer", als natürlicher. Analoge "Digital Remastered"-Neuauflagen beliebter Alben werden von diversen Labels erfolgreich vermarktet.

Inzwischen werden noch immer in kleinen Stückzahlen Plattenspieler gebaut und der Musikmarkt registriert erstaunliche Wachstumsraten bei den Verkäufen analoger Schallplatten. Kenner schätzen die Wärme und den Klangreichtum der analogen Scheiben und so wundert es wenig, dass sogar neue Presswerke eröffnet werden. Im Australischen Melbourne wird von der Firma "Program Records" im kommenden Jahr ein weiteres Presswerk eröffnen, welches modernste Technologie zur Herstellung von Schallplatten verwendet und sogar noch große Qualitätssteigerungen verspricht.

Dass die gängigen digitalen Audioformate für Consumer CD und MP3 nicht wirklich qualitätsvoll sind, belegen inzwischen auch digitale Download/Streaming Angebote mit höherwertigeren Dateien.

Mehr zu Tonwalze, Schallplatte & Co

 

Magnetband

 

Zuerst auf Draht, dann auf Papierstreifen mit Metallstaub beschichtet und irgendwann dann auf Kunststoffolie war das Magnetband über viele Jahrzehnte der einzige bearbeitbare Tonträger. Und auch heute noch haben Musikstudios, die etwas auf sich halten, irgendwo noch Tonbandmaschinen stehen. Der Sound und die besonderen Klangeffekte, wenn man in die Sättigungsbereiche gerät, sind auch heute noch bei vielen Musikern begehrt. Dass man diese Effekte auch bei digitaler Aufnahme nachträglich simulieren kann, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings lässt sich das so aufgenommene Material digital deutlich besser weiterverarbeiten als analog.

Im Filmton gehören die Nagra sowie die Stellavox zu begehrten Sammlerobjekten. Die Lagerfähigkeit von Magnetband ist allerdings nicht so gut. Je moderner die Bandsorten wurden, desto dünner wurden die Metallbeschichtungen. Und je dünner die Metallschicht, desto kürzer bleibt die Magnetisierung erhalten. Aber ein paar Jahrzehnte schaffen die Magnetbänder dennoch.

Mehr zur Geschichte der magnetischen Tonaufnahme

Mehr zu analogem O-Ton

 

Analoger Film

Es ist schon erstaunlich, welche Qualität und welche visuelle Kraft von analogen Fotos und Filmaufnahmen ausgeht, wenn man sie in optimaler Abbildungsqualität betrachtet. Interessanterweise haben sie was die Farbwiedergabe angeht, bereits Vieles durch die Abstimmung der Farbkuppler im Entwicklungsprozess vorweg geleistet, sodass die Farbkorrektur in einigen Bereichen deutlich einfacher war als heute bei der Bearbeitung von RAW Material. Zugegeben, man kann mit RAW viel mehr Parameter beeinflussen, aber allein schon die optimale Bestimmung von Hauttönen erfordert weitaus mehr Aufwand, als es beim analogen Film je der Fall war. Auch die Farbübergänge und der Kontrastumfang sind auch heute noch die Messlatte, für die digitalen Systeme.

Eastman Kodak, jene Firma deren Gründer, George Eastman den analogen Film in der bekannten Form aus der Wiege gehoben hat, stellt auch heute noch analoges Filmmaterial her und dies sogar bis hin zum Format 65 mm. Die Garantieverträge über Mindestabnahmemengen, die Kodak mit den Hollywood Studios vor ein paar Jahren geschlossen hatten um die weitere Herstellung analogen Negativfilms zu sichern, sind inzwischen ausgelaufen. Doch überraschenderweise verkauft Kodak ohne diese vertragliche Absicherung inzwischen sogar mehr Rohfilm. Kinofilme wie "Dünkirchen" (Regie: Christopher Nolan), "The Old Oak" (Regie: Ken Loach), "Asteroid City" (Regie: Wes Anderson), "Fallende Blätter" (Regie: Aki Kaurismäki), "Past Lives" (Regie: Celine Song) oder "Killers of the Flower Moon" (Regie: Martin Scorsese) sind eindrucksvolle Beispiele dieser Tendenz.

Auch für die Archivierung von Filmen (das wird dann über drei schwarzweiße Farbauszüge gelöst) über viele Jahrzehnte hinweg ist analoger Film weiterhin unschlagbar. Und vielleicht, wird Kodaks neue Super 8 Kamera doch noch irgendwann erscheinen und das Thema noch einmal von einer anderen Seite aufrollen.

 

Sofortbild Fotos

Es ist schon seltsam, in analogen Zeiten war Polaroid die einzige Möglichkeit, ein Foto kurz nach der Belichtung bereits betrachten zu können. Ein Feature, was mit den Displays digitaler Kameras obsolet wurde. Polaroid musste Konkurs anmelden, der Markenname wurde aber aufgekauft und hat überlebt. Freunde der Polaroid Fotografie haben unter dem Namen „Impossible“ eine letzte noch funktionierende Fabrik nahe der Deutsch-Holländischen Grenze wiederaufgebaut, die wieder Filme herstellt und sich auch um die Neubelebung der Kameraproduktion bemühte.

Ob Leica, Lomo, Polaroid oder Fuji,- auch das tot geglaubte analoge Polaroid Sofortbildverfahren findet überraschend wieder Freunde. Obwohl sich die Aufnahmen nicht beliebig digital kopieren, per app versenden lassen, sondern genau ein Mal als chemischer Prozess im Fotomaterial selbst entwickelt, existieren, sind sie Ausdruck eines bestimmten, individuellen Moments. Dabei ist ihre Qualität gar nicht hoch, das war sie nie bei Sofortbildfotografie, doch ihr Look und diese Einmaligkeit finden wieder Freunde. Zwar nicht mehr primär als Arbeitswerkzeug, dafür mehr als originelles Gadget.

Wer dieses Erlebnis sucht, sollte beachten, es gibt nicht nur analoge, sondern auch digitale Sofortbildkameras. Bei diesen wird tatsächlich ein digitales Bild erzeugt was dann mit einem eingebauten Miniatur Zink,- oder Thermosublimations-Drucker ausgedruckt wird. Das ist ein gangbarer Kompromiss, aber eben nicht mehr analog.

Sicherlich überwiegen die Vorteile digitaler Techniken in den meisten Bereichen, doch es ist wichtig, dass darüber die Anmutung, die Qualität und Emotionalität mancher analoger Techniken nicht vergessen werden und fordernder Maßstab für digitale Weiterentwicklungen bleiben.

 

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