Wenn Fans die Prequels oder Fortsetzungen ihrer Kultfilme weiterdrehen, ist jede Menge Eigeninitiative notwendig um an die Vorbilder heran zu kommen. Während die Vorbilder auch gerne mal 200 Millionen Dollar und mehr zur Verfügung hatten, entstehen die Fanfilme zumeist ohne oder mit einem sehr kleinen Budget und versuchen es dennoch, möglichst nah an ihre Vorbilder heran zu kommen. In solch einem Projekt liegen unzählige Herausforderungen verborgen und wenn man es dann endlich, oft nach Jahren geschafft hat, den Fanfilm zu finalisieren, beginnen häufig auch noch juristische Streitigkeiten mit den Produktionsfirmen der Vorbilder.
Generell sind die Anstrengungen gewaltig, die erforderlich sind, um ein Fanprojekt hochwertig zu produzieren, denn wenn es wirklich gut werden soll braucht man Schauspieler*Innen und einen technisch kreative Teammitglieder, die professionelle Ansprüche erfüllen. Außerdem ist professionelles Equipment und wegen der meist notwendigen VFX auch eine leistungsstarke Postproduktion notwendig. Schließlich haben die Fans den Anspruch, dem ursprünglichen Look, der visuellen Anmutung etc. der Vorbilder möglichst nahe zu kommen. Da man in der Regel nicht über das Bugdet verfügt, mit den Kameras der Originale (Arri Alexa, RED, Sony F65 etc.) und den zugehörigen Anamorphotischen Festbrennweiten zu drehen, müssen Workarounds gefunden werden, die es erlauben, möglichst nahe an den Originallook heran zu kommen. Da kommen dann eher kleinere, preiswertere Kameras (Blackmagic, Sony, Canon, Lumix etc.) und spärische Objektive von Anbietern wie Sigma, Tokina, Samyang zum Einsatz. Während in früheren Jahrzehnten Fanfilme oft schon an den technischen Unterschieden sofort zu erkennen waren, ist hochauflösende Technologie heute viel leichter zugänglich. Hochwertige Kameras, digitale Audioausrüstung und leistungsstarke Schnittsoftware sind inzwischen erschwinglich. Gerade wenn es um VFX geht, spielen zudem die Auflösung und die Farbtiefe des Materials eine entscheidende Rolle.
Und da alle Beteiligten in der Regel an diesen Filmen ehrenamtlich neben ihren eigentlichen Jobs mitarbeiten, ziehen sich auch die Dreharbeiten erfahrungsgemäß in die Länge. Auch wenn alle Beteiligten unengeltlich arbeiten, entstehen natürlich trotzdem erhebliche Kosten, die darf man nicht unterschätzen. Die Kosten für Ausrüstung, Requisiten, Kostüme, Fahrten, Reisen, Catering und Postproduktion können erheblich sein. Man braucht schon einen großen Willen und unendliche Motivation, derartige Projekte durchzuziehen. So können auch immer wieder Situationen entstehen, die das Projekt unerwartet erschweren. Kameraleute oder Schauspieler*Innen, die eigentlich zugesagt hatten, sagen kurzfristig ab, weil sie bezahlte Jobs für die geplanten Drehtage bekommen haben. Das passiert vor allem immer dann, wenn diese Positionen nicht von Fanfilmern ausgeübt werden, denn letztere sind oft sehr leidenschaftlich und motiviert, weil sie sich mit einem Thema filmisch beschäftigen, welches sie lieben und bewundern. Andererseits kann man verstehen, dass Leute, die von dem, was sie tun, leben, bezahlte Jobs natürlich den ehrenamtlichen Tätigkeiten vorziehen.
Surreale Welten
Viele der Fanfilme beziehen sich auf Fantasy,- oder Science Fiction Genres, die im Original an spektakulären Schauplätzen oder in riesigen Greenscreen-Studios gedreht wurden. Doch mal eben ein Filmteam samt Equipment nach Neuseeland zu fliegen wie es Peter Jackson für "Der Herr der Ringe" getan hatte, schließt sich wegen des fehlenden Budgets von Vornherein aus. So suchen die Fanfilmer nach geeigneten Schauplätzen, die für sie erreichbar sind, skurrile Landschaften, Kiesgruben, Moorlandschaften, alte Industrieanlagen, ehemalige Bunker, je nachdem, was den Vorbildern am nächsten kommt, ohne das Budget völlig zu sprengen.
Das gelingt inzwischen häufig erstaunlich gut und man muss neidlos eingestehen, dass hochwertige Fanfilme manchmal mit offiziellen Produktionen verwechselt werden können. Das schafft natürlich Konflikte mit den Rechteinhabern, weil deren Markenintegrität dadurch gefährdet wird. Die Studios wollen natürlich selbst bestimmen, wie mit den Geschichten und Figuren umgegangen wird. Es macht es nicht einfacher, wenn die selbsterdachten und oft hervorragend animierten Firmenlogos zu Beginn des Films in ihrer Anmutung sehr denen der echten Produktionsfirmen ähneln.
Wie bei den großen Vorbildern arbeiten auch Fanfilme mit Plates etc. um die perfekte Illusion herzustellen. Es gibt übrigens sogar eigens für Fanfilme entwickelts VFX Software wie die Fan VFX Software in 8 K.
Künstlerische Freiheit oder Imitat
Während andere Filme sich stets bemühen, etwas Ureigenes, ein Alleinstellungsmerkmal, eine eigene Handschrift aufzuweisen, suchen Fanfilme oft genau das Gegenteil,- eine möglichst große Nähe zu ihren Vorbildern. Häufig ist die Unterstützung solcher Filme durch eine große Gemeinschaft von Fans, die bereit sind, ihr Wissen, Ressourcen und Arbeitkraft zu teilen, sehr groß. Online-Foren, soziale Medien und lokale Filmclubs bilden hier sehr wirkungsvolle Netzwerke. Zu den großen Herausforderungen gehört allerdings nicht nur die visuelle Seite. Nicht selten schwächeln die Drehbücher, hier und da fehlen auch technische und gestalterische Fähigkeiten und es ist schwierig, geeignete Schauspieler*Innen zu finden, die bereit sind, gegebenenfalls unentgeltlich zu arbeiten. Und dann kommt es auch noch auf die Fähigkeiten der Schauspieler*Innen an, auch hier gibt es natürlich riesige Unterschiede.
Man sollte bestrebt sein, innerhalb der zitierten Welten etwas neues zu erzählen mit sinnvollem dramaturgischen Bögen und nachvollziehbarer Charakterentwicklung. Natürlich kann man nicht wie die Vorbilder aus dem Vollen schöpfen, man sollte schon beim Schreiben die Einschränkungen des Budgets und der verfügbaren Ressourcen berücksichtigen.
Rechtliche Aspekte
Veröffentlicht werden Fanfilme meist auf Plattformen wie YouTube oder Vimeo. Parallel dazu werden soziale Medien genutzt, um die Filme zu bewerben und ein interessiertes Publikum zu erreichen. Trotzdem arbeitet man natürlich nicht im luftleeren Raum. Produktionsfirmen verdienen an ihren Blockbustern auf vielfältige Weise. Dazu gehören nicht nur alle nur denkbaren Verwertungsformen der Filme selbst, sondern auch Merchandizing Produkte und vieles mehr. Aus diesem Grund ist so ziemlich alles an diesen Filmen rechtlich geschützt. So ist beispielsweise Warner Brothers sogar gegen Events der Harry Potter Fans vorgegangen. Ein Quidditch-Turnier und Festival am Chestnut Hill College in Philadelphia, Pennsylvania hat den Unmut des Filmkonzerns auf sich gezogen.
In Fanfilmen werden gerne geschützte Charaktere, Logos und auch Stories verwendet, was zu Konflikten mit Rechteinhabern führen kann. Insbesondere bei Filmen, die mit Hilfe von Crowdfunding entstehen, wird oft davon ausgegangen, dass es sich um eine kommerzielle Arbeit handelt.
Rein formalrechtlich benötigen Fanfilme, welche mit den Elementen der Vorbilder arbeiten, die schriftliche Einwilligung der Rechteinhaber,- zumeist sind das die Produktionsfirmen. Allerdings gibt es da eine unausgesprochene Grauzone des Stillhaltens vieler Produktionsfirmen, so lange es sich um Fanfilme handelt, die kommerzeill nicht ausgewertet werden und ja eigentlich Werbung für die Originalfilme machen. Die Rechtesituation verändert sich kontinuierlich, insbesondere die Ideen von Public Domain, Künstlicher Intelligenz und Kreativer Umgestaltung erfordern eigentlich eine Nachjustierung. Doch darauf kann man sich nicht verlassen, wie zahlreiche Rechtsstreitigkeiten aus der Vergangenheit zeigen. Verschiedene Studios haben inzwischen Richtlinien erstellt, wie sie mit Fanfilmen umgehen wollen. Meist werden den Fanfilmen Einschränkungen in Bezug auf Länge, Budget und Inhalt auferlegt und natürlich das Verbot jeglicher kommerziellen Auswertung.
Bekannte Rechtsstreitigkeiten waren:
Star Trek: Axanar, ein ambitionierter Fanfilm, durch Crowdfunding finanziert und mit professionellem Anspruch. Star Trek, Rechteinhaber CBS und Paramount Pictures reichten eine Klage wegen Urheberrechtsverletzung ein. Man einigte sich außergerichtlich.
Star Wars: Knightfall erregte erhebliche Aufmerksamkeit. Rechteinhaber Lucasfilm, (Disney) ließ den Fanfilm per richterlicher Verfügung wegen Urheberrechtsverletzungen entfernen.
Batman: Dead End ist ein kurzer Fanfilm, in welchem Batman gegen Alien und Predator antritt. Der Film erlangte Kultstatus, die Rechteinhaber gingen nicht vor Gericht, vereinbarten jedoch, dass der Film nur auf Fan-Veranstaltungen und online verbreitet werden durfte.
Bekannte Fanfilme
Neben den bereits oben genannten Filmen, bei denen es rechtliche Probleme gab, sind insbesondere die folgenden Fanfilme besonders erfolgreich gewesen:
Star Wars: Revelations - Ambitionierter Fanfilm mit eindrucksvollen Effekten, der nach den Ereignissen von "Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith" spielt.
Troops, eine Parodie auf "Cops" im Star Wars-Universum, die Sturmtruppen bei ihren täglichen Aufgaben zeigt.
The Hunt for Gollum basiert auf der "Herr der Ringe"-Trilogie und folgt Aragorn auf seiner Suche nach Gollum.
Voldemort: Origins of the Heir erzählt die Hintergrundgeschichte von Voldemort. Hoher Production-Value und detaillierte Erzählweise.
Darth Maul: Apprentice ein Kurzfilm, der die Geschichte von Darth Maul und seine Ausbildung unter Darth Sidious erzählt.
Portal: No Escape ist ein Fanfilm der auf dem Computerspiel "Portal" von Valve basiert.
"Hope & Glory" (Angelehnt an "Mad-Max" (Regie Adrian Martin und Erik van Schoor)
Fanfilme belegen eindrucksvoll, was mit Leidenschaft und Kreativität und trotz begrenzter Finanzmittel und Ressourcen alles erreicht werden kann. Häufig werden sie später auch zur Bewerbung bei professionellen Produktionsfirmen vorgezeigt. In der professionellen Welt schaut man mit gemischten Gefühlen auf diese Filme, für Kameraleute, Ausstatter, Kostümbildner, Lichtleute oder beispielsweise SFX Leute können diese Filme durchaus als Referenz (Bewerbungsfilme) funktionieren. Für Drehbuchautor*Innen oder Regisseur*Innen sind vielleicht individuelle eigene Stoffe besser geeignet, sich zu bewerben. Außerdem werden Fanfilme selten auf offiziellen Filmfestivals gezeigt, normale Kurzfilme aber schon.