Im richtigen Leben möchte man ihnen nicht begegnen,- im Kino sieht es ganz anders aus... Killer-Figuren gab es bereits bereits in der Stummfilmzeit. Häufig waren es Gangster, Attentäter oder auch wahnsinnige Mörder. Sogar Auftragskiller kamen zu Beginn der Filmgeschichte bereits vor, so etwa in "The Musketeers of Pig Alley" (Regie: D.W. Griffith, USA 1912)
Allerdings blieben die bezahlten Killer, die im Auftrag morden, lange eine Seltenheit bis zum Aufkommen der James Bond-Bösewichte oder vor allem Filmen wie "Le Samouraï" (1967). Interessanterweise kamen viele Filme über Profikiller aus Frankreich, so wie viele Agentenfilme aus England stammten. Dies hatte möglicherweise seinen Ursprung in der Tatsache, dass es in Frankreich von den 1960er- bis zu den 1980er-Jahren zahlreiche politische Attentate und Mafia-Skandale gab. Deshalb kann man Frankreich durchaus als Wiege des Killerfilms bezeichnen.
In Frankreich wurden im Kino vor allem Geschichten von eleganten und einsamen Killern erzählt, irgendwie schienen sie den frühen Gangsterfilmen zu entspringen. Dabei folgen diese französischen Auftragsmörder den japanischen Samurai-Filmen, kein Wunder dass der Initialfilm dieser französischen Variante "Le Samouraï" hieß. Ehre, Isolation und ein strikter eigener moralischer Kodex prägen deren Leben. Zudem sind es meistens Antihelden, zumeist Männer die moralisch ambivalent, tragische ja melancholische Figuren, die aber zugleich faszinierend sind.
Das kann man von den Killern in amerikanischen Filmen eher nicht behaupten. Diese sind eher cool, rücksichtslos, nicht selten comicartig übertrieben dargestellt. In den 1970ern und 1980ern schließlich kamen Killerfiguren in Actionfilmen in Mode (beispielsweise Der Terminator, 1984), die bis heute ikonisch blieben.
Faszination
Die fiktive Idee eines unbesiegbaren Killers, der vielleicht sogar elegant und charmant ist und sich durch unterschiedlichste Gefahren hindurch souverän hindurchbewegt, kommt bei vielen Zuschauern an.
Was die Zuschauer an Killern fasziniert ist schwer auszumachen. vielleicht liegt es daran, dass Killer außerhalb der Gesellschaft stehen und sich über alle Regeln hinwegsetzen, vielleicht auch daran, dass sie meist einsame, manchmal melancholische Kämpfer sind. Dass Auftragsmörder, denn nichts anderes sind sie, die Gesellschaft anderer Menschen scheuen müssen um nicht aufzufliegen, ist naheliegend, dass sich daraus romantisierend sentimentale Figuren generieren, bleibt wohl eher ein Ergebnis Autorenfantasie.
Möglicherweise ermöglichen Filme mit Auftragskillern den Zuschauern eine Flucht in eine Welt, in der gut und böse eindeutig und ohne Zwischentöne geregelt ist und unsere Helden alle Widrigkeiten problemlos lösen können. Vielleicht sind ja die Bösewichte auf der Leinwand nur Stellvertreter für reale Bösewichte aus dem Berufs,- oder Alltagsleben der Zuschauer.
Etwas verwirrend sind für die Zuschauer Killer, die für angeblich richtige oder ehrenhafte Gründe morden. Fragen von Gerechtigkeit und Moral werden dabei allerdings oft seltsam interpretiert. Immer häufiger sind Killer und auch mordende Geheimagenten weiblich, auf die Spitze getrieben etwa in der Netflix Serie "Graue Tauben".
Glaubwürdigkeit
Auf jeden Fall sind sie im Film zumeist extrem cool, ruhig und kontrolliert in ihrem Handeln. Und natürlich bietet das Genre jede Menge Möglichkeiten für aufwändige Actionszenen. Die Killer im Kino sind deutlich stilisiert und dramatisiert, was sie weniger realistisch macht, aber den Spannungsbögen des Filmes förderlich ist. Jede Menge Klischees und Übertreibungen tragen dazu bei, die Charaktere faszinierend und die Stories spannend zu gestalten.
Viele Gegebenheiten der Realität, etwa die tatsächlichen Risiken, dass ein Mörder auch identifiziert wird, dass ihm Fehler unterlaufen Unvorhersehbares passiert und dass er gefunden wird, kommen in der filmischen Perfektionswelt selten bis gar nicht vor. Dass er oder sie vermutlich nur auf eine Tötungsart (z.B. Scharfschütze) spezialisiert ist und nicht sämtliche Kampftechniken in sich vereint, dass auch ein Killer in einer Gesellschaft durch allerlei bürokratische Zwänge wie Meldebehörden, Krankenkassen, Finanzamt etc. sichtbar wäre und nicht einfach unsichtbar untertauchen könnte, werden in den Filmen weitgehend ausgeblendet.
Auch die zur Schau getragene Coolness darf angezweifelt werden. Auftragskiller hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit massive psychologische Probleme, ja Traumata. Sie hätten, selbst wenn sie von irgendwelchen Geheimdiensten darauf trainiert worden seien, emotional abzustumpfen, dennoch mit Schuldgefühlen, Depressionen oder Posttraumatischen Störungen zu kämpfen.
Zu den wenigen Filmen, die hier eine realistischere Darstellung anstreben, gehören "Road to Perdition" (2002), "No Country for Old Men" (2007) oder auch "The American" (2010).
Filmliste
- "The Musketeers of Pig Alley" (Regie: D.W. Griffith, USA 1912)
- "Dr. Mabuse, der Spieler" (Regie: Fritz Lang, Deutschland 1922)
- "Scarface" (1932, USA)
- "Le Samouraï" (Regie: Jean-Pierre Melville, F 1967)
- "Der eiskalte Engel" (Regie: Jean-Pierre Melville, F 1972)
- "Der Profi" (Regie: Georges Lautner, Frankreich 1981)
- "Nikita" (Regie: Luc Besson, Frankreich 1990)
- "Léon – Der Profi" (Regie: Luc Besson, Frankreich/USA 1994)
- "Pulp Fiction" (Regie: Quentin Tarantino, USA 1994)
- "Grosse Pointe Blank" (Regie: George Armitage, USA 1997)
- "Kill Bill Vol. 1 & 2" (Regie: Quentin Tarantino 2003/2004, USA) – Mit Uma Thurman erscheint eine weibliche Profikillerin auf der Leinwand.
- "Collateral" (Regie: Michael Mann, USA 2004)
- "Mr. & Mrs. Smith" (Regie: Doug Liman, USA 2005)
- "No Country for Old Men" (Regie: Ethan Coen, Joel Coen, USA 2007)
- "Point Blank – Aus kurzer Distanz" (Regie: Fred Cavayé, F 2010)
- John Wick (Regie: Chad Stahelski & David Leitch, USA 2014)
- "The Equalizer" (Regie: Antoine Fuqua, USA 2014)
- "John Wick: Kapitel 2" (Regie: Chad Stahelski , USA 2017)
- "Equalizer 2" (Regie: Antoine Fuqua, USA 2018)
- "John Wick: Kapitel 3" (Regie: Chad Stahelski , USA 2019)
- "John Wick: Kapitel 4" (Regie: Chad Stahelski , USA 2023)
- "The Killer" (David Fincher, USA 2023)
- "The Equalizer 3" (Regie: Antoine Fuqua, USA 2023)
- "From the World of John Wick: Ballerina" (Regie: Len Wiseman, USA 2025)
Serien
- "Nikita" (1997–2001, Kanada) / "Nikita" (2010–2013, USA)
- "Barry" (2018–2023, USA)
- "Killing Eve" (2018–2022, UK)
- "Mr. Inbetween" (2018–2021, Australien)
- "Hanna" (2019–2021, USA/Deutschland)
- "Gangs of London" (2020–heute, UK)
- "The Terminal List" (2022, USA)
- "Tokyo Vice" (2022–heute, USA/Japan)
- "Graue Tauben" Kera Nightly in Netflix Serie
Ironische Serien
- "Hitman" (2023, UK)
- "Happy!" (2017–2019, USA)