Als Anime werden japanische Trickfilme und -serien bezeichnet; das Wort ist eine schlichte Abkürzung des Begriffs Animation. Meist wird eine Animeserie nach einer erfolgreichen Comic- bzw. Mangavorlage erstellt, es gibt jedoch auch Ausnahmen, wenn der Anime direkt in einem Studio als Film oder Serie konzipiert wird („Cowboy Bebop“, 1998; „Yuri on Ice“, 2016).
Animeserien haben im Schnitt 12 bis 25 oder mehr Episoden je Staffel. Bei Erfolg kann nach einer Serie auch ein Animefilm folgen, welcher die Handlung weiterführt, ein Prequel erzählt oder eine ganz unabhängige Geschichte vorstellt. Auch eine Nach-Adaption in Mangaform ist möglich, wie bei „Vision of Escaflowne“ (1996), bei dem sowohl Manga als auch Anime-Film visuell und inhaltlich von der Handlung in der Serie komplett abweichen. Durch diese in die Kultur eingespielten vielfachen Präsentationsformen sind sehr flexible Erzählungen möglich, auch eine Parallelgeschichte mit den gleichen Figuren.
So wird das Potential einer Story auf interessante Art genutzt und regt die Fans dazu an, die Geschichte weiterzuspinnen oder zu ergänzen und so selbst Material zur Serie herzustellen. Dieses Fanmaterial in gezeichneter oder geschriebener Form („Fanart“ und „Fanfiction“) wird trotz Urheberrecht von den Herstellern geduldet, da sie gewissermaßen inoffizielle Werbeinhalte darstellen und einen sich schnell verbreitenden Hype um die Serie entstehen lassen können.
Anime-Genres und Stilrichtungen
Die wichtigsten Genres des Anime, welche auch für den Manga als Erzählform gelten, sind die folgenden:
Shonen (für Jungen im Alter von 8-18) wie „Bleach“ (2004) und „Attack on Titan“ (2013). Im Shonen Anime steht die Action und der gegenseitige Wettbewerb im Vordergrund, in Form von Kriegen, Sportturnieren, Krimigeschichten oder Kämpfen in Fantasy-Szenarien. Der Held ist meistens ein Junge, es gibt jedoch auch Ausnahmen, wie bei „Claymore“ (2007), bei der sämtliche Hauptrollen mit jungen Schwertkämpferinnen besetzt sind.
Shojo (für Mädchen im Alter von 12-18) wie „Sailor Moon“ (1992) und „Lady Oscar“ (1979). Auch in diesen Serien sind vielfache Settings und Welten möglich, genauso wie Kämpfe und ein turbulenter Handlungsverlauf, der Fokus liegt dabei allerdings meist auf zwischenmenschliche und romatische Beziehungen und damit verbundene Emotionen.
Seinen und Josei (für junge Erwachsene) wie „Berserk“ (1997), „Ghost in the Shell“ (1995) und „Nodame Cantabile“ (2007). Auch in diesem Genre ist das Spektrum der Erzählungen sehr groß und reicht von historischen und alltäglichen Themen bis zu Science Fiction und Fantasy, wobei Action und gesellschaftliche Beziehungen auf einem reiferen Level gleichermaßen eine Rolle spielen können.
Die Grenzen der jeweiligen Personengruppen sind oft fließend, da in Japan diese Medien von vielen Erwachsenen über die Zielgruppe hinaus konsumiert werden. Auch international fand z.B. der Kult-Shonen-Anime „Death Note“ (2003) durch seine komplexe und spannende Krimigeschichte mit übernatürlichen Elementen außerordentlich großen Anklang auch bei Erwachsenen und den weiblichen Zielgruppen.
Warum „große Augen“?
Vergrößert dargestellte Augen und Köpfe betonen die Mimik und lassen diese auch aus der Entfernung in Vollbildeinstellungen gut sichtbar werden. Je mehr ein Anime sich mit dem Thema Emotionen, Innenleben, innere Konflikte usw. beschäftigt (z.B. im Shojo-Anime), desto wichtiger wird der Ausdruck der Augen.
Animeserien, die sich an ein junges Publikum richten, neigen generell dazu, sich an kindliche Proportionen zu orientieren. Anime, die Geschichten für ältere Zielgruppen erzählen (Seinen und Josei), sind hingegen meist mit realistischen Proportionen gezeichnet. Da letzere sich im Westen noch nicht für ein breites Publikum etabliert haben, sind es immer noch die "Kinderserien" mit ihrer auffälligen Optik, die im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Daher ist das Allgemeinbild von Anime auch weitgehend geprägt von Serien für Jugendliche und dessen typischen Merkmalen.
Comedy und das Slice-of-Life Genre ermöglichen Ausnahmen dieser Regel und einen lockereren Umgang mit der visuellen Umsetzung. Der Shonen-Anime "MobPsycho100" (2016) enthält eine Vielfalt an Zeichenstilen, die oft von Charakter zu Charakter wechseln. "K-On" (2007), in dem die Geschichte einer Popmusik-Mädchenband von der Highschool bis zum College begleitet wird, weist zeichnerisch Shojo-Merkmale auf, ist mit seinem vergleichsweise entspannten Plot allerdings dem Seinen-Genre zugeordnet. Eine ähnliche Shojo-Optik ist bei "New Game"(2016) zu sehen, das sich nur mit Alltag und Arbeitsleben innerhalb einer Spielefirma beschäftigt.
(Artikel & Abb.: Fiorina Artworks, Nika Robin)
Anime sind häufig Vorbild für Cosplay Künstler,- und Fans. Hier ein Artikel zum Thema Cosplay.