Energie für den Dreh
Die Zeiten, in denen Kameras von Hand gekurbelt oder per Federwerk-Aufzug angetrieben wurden und das Sonnenlicht die ausschließliche Lichtquelle am Set war, sind lange vorbei. Bereits in den Zwanziger Jahren arbeitete man, zumindest in Europa, neben dem Sonnenlicht auch mit Scheinwerfern. Und die verbrauchten, weil das Licht von Kohlebogen-Lampen stammte, sehr viel Leistung.
An einem modernen Spielfilm-Set geht fast nichts ohne Strom. Vom Akku bis zum kleinen mobilen Kraftwerk reicht die Bandbreite und man sollte die wichtigsten Geräte und Erfordernisse kennen, bevor ein Dreh geplant wird.
Moderne Stromsparer und ihre Grenzen
Glücklicherweise sind neuere Lampenarten wie LED oder auch Fluoreszenzlicht deutlich sparsamer, was den Stromverbrauch angeht. Doch LED Scheinwerfer haben von dem Lichtspektrum, das sie liefern, so ihre Tücken und auch Schauspieler empfinden das LED Licht häufig als unangenehm.
Mit Fluoreszenzlicht wierderum lässt sich nur weiches, aber kein hartes, gerichtetes Licht erzeugen. Damit ist es von der Reichweite her sehr eingeschränkt. Es wirkt nur aus wenigen Metern.
Leistung gefragt
Reicht das vorhandene Stromnetz, muss man einen Starkstrom-Anschluss für den Dreh legen lassen, was einen gewissen Vorlauf bedeutet, oder lohnt sich ein fahrbares Stromaggregat?
Um herauszufinden, wie viel Strom denn nun am Drehort durch Ihre Leitungen geliefert werden muss, gibt es Tabellen, denen man die Leistung unterschiedlicher Scheinwerfer entnehmen kann.
Eine normale Sicherung in einer Wohnung ist meist bis 16 Ampere abgesichert, in manchen Altbauten kann die Grenze aber auch schon bei 10 Ampere erreicht sein. Natürlich haben Wohnungen meist mehrere getrennte Stromkreise, man kann also, wenn man den Strom aus verschiedenen Räumen holt, die eine oder andere Filmleuchte einschalten.
Wenn in einer Wohnung ein Elektroherd vorhanden ist, kann ein Elektriker den Stromanschluss auch umfunktionieren für Set-Drehstrom. Dann muss nicht extra vom Keller eine separate Leitung geschaltet werden.
Wenn Sie kein Budget haben, sollte Ihre Lichtauswahl die Möglichkeiten des vorhandenen Stromnetzes berücksichtigen. Insbesondere Fluoreszenzlicht oder LED Licht kann hier große Vorteile haben. Sie sind noch effektiver als HMI und im Vergleich zu Halogenlicht, welches die meiste Leistung einfach in Wärme verwandelt, geradezu genial.
Starkstrom...Wie Sie sehen, sind die Grenzen dennoch recht bald erreicht. Abhilfe schafft der Drehstrom- (oder auch Starkstrom genannt) Anschluss, bei dem deutlich mehr Leistung möglich ist. Falls ein solcher Anschluss am Motiv vorhanden ist (z. B. Industriegebäude etc.), wunderbar. Falls nicht, können Sie einen Anschluss für den Dreh legen lassen. Man beantragt diesen bei den Stadtwerken und beauftragt einen Elektriker, einen entsprechenden Schaltkasten anzuschließen. Die Kosten hierfür sind nicht unerheblich, da können leicht 400,- bis 500,- Euro anfallen. Das macht eigentlich nur Sinn, wenn man mehrere Drehtage am selben Motiv hat. |
|
... oder Aggregat
Alternativ kann auch ein Selbstfahrer-Stromaggregat gemietet werden. Alle großen Filmgeräte-Verleiher haben diverse schallgedämpfte LKW- Aggregate im Programm.
Solche Fahrzeuge sind in der Miete recht teuer, erzeugen Abgase und verbrauchen zudem Diesel-Kraftstoff. Andererseits bieten Sie die größtmögliche Unabhängigkeit von den an den Motiven vorgefundenen Stromverhältnissen. Vor allem bei Drehs in der Natur, in Parks oder im Wald gibt es keine Alternative zum Strom-Aggregat.
In jedem Fall sollte der Aufnahme- oder Produktionsleiter bei den ausgewählten Motiven vorab auch die Informationen über vorhandene Stromanschlüsse einholen.
Kabeltrommel
Beliebte Möglichkeit, einen Dreh vorzeitig ins Wasser fallen zu lassen, sind die unverzichtbaren Kabeltrommeln. Durch die hohen Ströme, die durch das Kabel fließen, können diese, wenn das Kabel in der Trommel aufgewickelt bleibt, im Betrieb enorme Hitze erzeugen und das Kabel zum Schmelzen bringen. Deshalb nicht vergessen:
Kabeltrommeln vor dem Benutzen am Set stets ganz abrollen, auch wenn Sie nur wenige Meter Entfernung überbrücken müssen, die ganzen 5, 10 oder 50 Meter Kabel ausrollen, damit es keinen Kurzschluss gibt!
Vorsicht HMI Stecker
Eigentlich sollte es wegen der stabilen Ausführung dieser Stecker gar nicht möglich sein, doch scheinbar kann man sogar die ultrastabilen HMI Stecker knacken und damit sogar Leben gefährden. Nein, erfahrene Beleuchter waren es nicht, die den abgebildeten Stecker zerstört und damit Hochspannung führende Kabel freigelegt haben. Und: Nein, so etwas kommt nicht häufig vor. Der Autor dieses Artikels hat so etwas in 30 Jahren nur ein einziges Mal gesehen.
Eigentlich wird an dem Stecker selbst nichts bewegt, es ist die Überwurfmuffe vom Scheinwerfer oder Vorschaltgerät, welche gedreht wird um Kabel und Gerät zu verbinden. Doch in diesem Fall muss Jemand, vermutlich mit einer Rohrzange ein falsches Kabel (1,2 KW und 2,5 KW ähneln sich optisch) versucht haben, festzudrehen. So etwas kann, wenn Spannung auf dem Kabel anliegt, tödlich sein!
Warnung: Immer nur passende Kabel verwenden und wenn diese sich nicht leichtgängig verbinden lassen, keine Gewalt anwenden!