Schon 2020 konnte das Münchner DOK.Fest auf Grund der Ausgangsbeschränkungen nicht wie gewohnt, sondern nur Online stattfinden. Doch auch 2021 gibt es vom DOK.Fest zum Glück eine Online-Ausgabe...
Während im vergangenen Jahr nicht ausreichend Zeit vorhanden war, eine aufwändige, echte Online-Version als Webseite zu programmieren und die entsprechenden Inhalte aufzubereiten, konnten Daniel Sponsel und sein Team die zweite digitale Ausgabe länger planen.
Auf jeden Fall ist das Programmangebot sehr breit gefächert und viele spannende Filme warten darauf, vom 5. bis 23. Mai entdeckt zu werden. Wie man all das am Besten findet, zeigen wir Euch an dieser Stelle.
Der Film "Hinter den Schlagzeilen" von Daniel Sager eröffnet das DOK.fest
Es lohnt sich auf jeden Fall! Über diese Buttons könnt Ihr die verschiedenen DOK-Themenbereiche öffnen und schließen:
Seminar Produktion
Die Grundlagen der Film,- und Medienproduktion werden in den Online-Seminaren Produktion vermittelt
Produktion
Die Produktion von Filmen und anderen Medienprodukten erfordert professionelles Knowhow,...
Medienberufe
Nur ein kleiner Teil der Menschen, die erfolgreich in der Medienindustrie tätig sind, hat eine Filmhochschule besucht. Die Mehrheit sind Quereinsteiger, viele haben sich das notwendige Fachwissen durch Kurse, Seminare und die Praxis angeeignet. Das Movie-College unterstützt seit 1999 den filmischen Nachwuchs, aber auch Quereinsteiger und die Lehre rund um Medien. Dabei sind zahlreiche fortschrittliche Lehrmethoden entwickelt worden, die sich u.a. im täglichen Lehrbetrieb einer staatlich anerkannten Filmhochschule bewährt haben. Zahlreiche Fach,- und Lehrbücher haben Inhalte des Movie-College publiziert, Professor-inn-en und Dozent-inn-en arbeiten seit fast zwei Jahrzehnten mit den Inhalten und Abbildungen.
Bereits jetzt kann man viele Kurse einzeln buchen. Bald schon ist es möglich, sich für ganze Semester einschreiben. Dann wird auch die volle Funktionalität der Akademie zur Verfügung stehen. Eingeschriebene Teilnehmer der Akademie haben unter Anderem die Möglichkeit, sich für Workshops und Lernprojekte (Dreharbeiten on Location) anzumelden und sich zu vernetzen. So sind bereits diverse Kreative über das Movie-College zusammengebracht worden, die erfolgreich Filme realisiert haben.
Längst nicht alle Filmschulen in der Welt sind Hochschulen oder Universitäten, oft genug weiß man das nicht einmal. In Deutschland ist das beispielsweise die DFFB in Berlin, sie vergibt ein Zeugnis, aber keinen akademischen Abschluss. Das ist, wenn die Qualität der Ausbildung stimmt, nicht wirklich wichtig,- denn im Filmbereich zählt nicht das Diplom oder ein Bachelor, sondern wichtig sind die eigenen Arbeiten, die Filme, an denen man mitgearbeitet hat. Entscheidend ist, wie später die eigenen Filme von der Kritik, von den Zuschauern aufgenommen werden, ob und wo sie auf Festivals, auf welchen TV Kanälen, welchen Streaming-Diensten oder Social Media Portalen sie laufen.
Abschluss
Nach erfolgreicher Teilnahme erhalten Sie als Bestätigung Ihrer Leistungen das Movie-College-Abschlusszertifikat. Auf Wunsch stellen wir Ihnen das Movie-College-Abschlusszeugnis auch in englischer Sprache für die internationale Verwendung aus. Falls Sie zusätzlich zum jeweiligen Kurs auch eine individuelle Abschlussarbeit herstellen und diese bestehen (Optional), wird diese begutachtet und Teil des Abschluss-Zertifikats.
Das Programm
131 Filme aus 43 Ländern mit einer Auswahl der besten gesellschaftlich-relevanten und künstlerisch herausragenden Dokumentarfilme des Jahres. Ab sofort kann man Online-Tickets erwerben. Für das Anschauen der Filme werden etwas höhere Preise aufgerufen, als im vergangenen Jahr.
Ein einfaches Ticket für einen Film kostet 6,00 €
Wer die Münchner Partnerkinos des DOK.Fests unterstützen möchte, kann ein Ticket für 7,00 € erwerben.
Die Filme werden, so wie es aussieht, über die ganze Dauer des Festivals abrufbar sein. Mit dem Erwerb eines Tickets hat man 48 Stunden lang Zugriff auf den jeweiligen Film.
Man kann aber auch eine Flatrate für alle Filme erwerben, den Festival-Pass für 70,00 €. 5 Euro davon gehen an die Münchner Partnerkinos des DOK.Fests
Einen Überblick über die Filme desFestivals gibt es hier: https://www.dokfest-muenchen.de/Filme
DOK.guest Kanada
JE M'APPELLE HUMAIN (Kanada 2020, Kim O'Bomsawin, Andrée-Anne Frenette). Joséphine Bacon vom Stamm der Innu hütet ihr Vermächtnis und gibt ihrem Volk eine Stimme.
JUDY VERSUS CAPITALISM (Kanada 2020, Mike Hoolboom). Das Persönliche ist politisch! Judy Rebicks Kampf für Frauenrechte und gegen ihre Depression
KÍMMAPIIYIPITSSINI: THE MEANING OF EMPATHY (Kanada 2021, Elle-Máijá Tailfeathers). Kann Mitgefühl heilen? Die Kainai First Nation und ihre Methoden der Harm Reduction
LES LIBRES (Kanada 2020, Nicolas Lévesque). Zwischen Fließbändern und Holzbergen suchen ehemalige Straftäter.innen den Weg zurück in die Gesellschaft.
NO VISIBLE TRAUMA (Kanada 2020, Robinder Uppal, Marc Serpa Francoeur). Polizeigewalt, systemischer Rassismus und ein Justizsystem, das daran zu scheitern droht
THE SILENCE (Kanada 2020, Renée Blanchar). Systematischer Missbrauch in einer katholischen Gemeinde – die Wahrheit im Kampf gegen frommes Schweigen
THERE'S NO PLACE LIKE THIS PLACE, ANYPLACE (Kanada 2020, Lulu Wei). In einem Block von Toronto fällt Identität Wachstum zum Opfer. Es bleibt eine Lücke.
Afrika-Tag
Der Afrikatag beim DOK.fest München lädt zu einer anderen, differenzierteren Sichtweise auf den afrikanischen Kontinent ein. Drei Filme aus und über Afrika werden im Online-Programm des DOK.fest München 2021 @home zu sehen sein. Und auch die Podiumsdiskussion bringen wir in diesem Jahr zu Ihnen nach Hause – online und live. Unser Thema: Moving Beyond Diversity.
THE LAST SHELTER
Frankreich, Mali, Südafrika 2021, Ousmane Samassékou, 85 Min.
Am Rand der Wüste, auf der Subsahara-Seite, steht eine Einrichtung der Caritas: die Maison du Migrant. Hier landen die, die weiterziehen wollen, hängen bleiben oder sich entscheiden, doch wieder zurückzugehen. Über Scham und Überlebenswillen.
WHITE CUBE
Niederlande, Belgien, Demokratische Republik Kongo 2020, Renzo Martens, 79 Min.
„David gegen Goliath“ im Spannungsfeld zwischen ehemaligen kongolesischen Plantagenarbeiter.innen und dem internationalen Kunstmarkt. WHITE CUBE unternimmt eine pointierte Momentaufnahme. Zynisch, politisch, sehenswert!
ZINDER
Frankreich, Deutschland, Niger 2021, Aïcha Macky, 82 Min.
Junge Arbeitslose, die ihr Leben lang für die Gesellschaft unsichtbar waren, schließen sich Banden an und rebellieren. Die Regisseurin fängt ihren Alltag ein und erforscht die Ursprünge der Radikalisierung, die derzeit in Zinder und Nigers Sahelzone um sich greift.
Podiumsdiskussion: Moving Beyond Diversity auf der Homepage des Festivals
09. Mai 2021, 18.00 bis 19.00 Uhr
Interviews
Statt der Gespräche nach den Filmen im Kino wird es zu vielen Filmen Gespräche Online geben. Dabei sind teilweise auch mehrere der am jeweiligen Film beteiligten Filmschaffenden zugeschaltet.
Um auch das Gespräch rund um die Filme aufrecht zu erhalten, wird es zu fast allen Filmen aus dem Programm Gespräche mit den FilmemacherInnen aus dem Programm geben. Das Moderationsteam spricht im digitalen DOK.Fest-Studio mit internationalen Festivalgästen.
Preise
Die Organisatoren des DOK.Festes haben es geschafft, für die Online-Ausgabe die Vergabe der meisten, eigentlich für die Präsenz-Ausgabe des Festivals ausgelobten Preise aufrecht zu erhalten. Das ist angesichts dieser gänzlich anderen Festival-Präsentation nicht selbstverständlich und für die FilmemacherInnen, denen aktuell so viele Arbeitsmöglichkeiten versperrt sind, eine wertvolle Hilfe.
Die Preise und die GewinnerInnen
VIKTOR Main Competition DOK.international
Helena Třeštíková für ihren Film "ANNY"
VIKTOR DOK.deutsch
Kinokino Publikumspreis
VIKTOR DOK.horizonte
FFF-Förderpreis Dokumentarfilm
megaherz Student Award
(3000 €)
"THE CASE YOU" von Alison Kuhn
DOK.edit Award – presented by Adobe
Der VFF Dokumentarfilm-Produktionspreis 2021 geht an: "THE OTHER SIDE OF THE RIVER"
Für ihre herausragende Leistung bei der Produktion des Dokumentarfilms THE OTHER SIDE OF THE RIVER erhalten Frank Müller (DOPPELPLUSULTRA Film & TV Produktion), Guevara Namer und Antonia Kilian (Pink Shadow Films) den 4. VFF-Dokumentarfilm-Produktionspreis. Der Film von Antonia Kilian begleitet eine junge Frau, die sich in Syrien einer kurdischen Frauenverteidigungsgruppe anschließt, um einer Zwangsheirat zu entgehen.
Entstanden unter lebensgefährlichen Bedingungen, zeugt der Film von bemerkenswerter produzentischer Leistung, „die mit großem persönlichen Einsatz, beträchtlichen Vorleistungen und einem anfänglich hohen finanziellen Risiko verbunden war.“
Der mit 7.500 Euro dotierte Preis wird von der VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH gestiftet.
Deutscher Dokumentarfilm-Musikpreis
SOLDATEN - Christoph Schauer erhält für seine Musik zu dem Film SOLDATEN den Deutschen Dokumentarfilm-Musikpreis 2021. Er wird von der Versicherungskammer Kulturstiftung gestiftet und ist mit 5.000 Euro dotiert.
DOK.fest-Preis der SOS-Kinderdörfer 21 weltweit: SCHOOL OF HOPE
Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit wird vergeben für Filme, die in besonderer Weise die Perspektive von Kindern und Jugendlichen sichtbar machen. In diesem Jahr geht der Preis an Mohamed El Aboudi für seinen Film SCHOOL OF HOPE.
Die Schule der Hoffnung steht mitten in der Steppe, ein Lehmbau ohne Heizung, aber mit einem engagierten Lehrer, der den Kindern marokkanischer Nomaden den Weg in die Zukunft weist. Ihr Leben ist von zunehmender Dürre geprägt, die Herde muss versorgt werden und der Schulweg ist lang. Endlich angekommen, genießen die Kinder die Stunden, in denen sie unbeschwert sein dürfen. Gemeinsam lernen und spielen sie. Doch nicht alle Kinder dürfen teilnehmen.
„Ein Film, der Hoffnung macht, der zeigt, wie stark und voller Neugierde Kinder sein können – und wie dankbar sie sind, etwas lernen zu können," urteilte die Jury. Zur vollständigen Jurybegründung
Der DOK.fest Preis der SOS-Kinderdörfer weltweit ist mit 3.000 Euro dotiert.
Dokumentarfilm Lernen
Auch in diesem Jahr wird es unter dem Label "DOK.education" ein pädagogisches Angebot geben, welches einerseits aus einer Auswahl von drei kurzen Dokumentarfilmen für unterschiedliche Altersklassen, als auch aus begleitenden Videos in denen die Filme diskutiert werden, besteht.
Das Angebot will helfen, Medienkompetenz im Dokumentarischen zu schulen, ein Verständnis für die Erzählsprache von Dokumentarfilmen zu entwickeln.Willkommen im Online-Kinosaal der Schule des Sehens! Wie schon im letzten Jahr bieten wir den kulturellen Bildungsausflug für Schulklassen 2021 online an. Ab sofort sind Lehrkräfte herzlich eingeladen, sich für unser Bildungsprogramm anzumelden. Im Anschluss können Sie unsere Angebote flexibel nutzen: im Klassenzimmer, im Distanzunterricht oder als Hausaufgabe.
Ihre Schulklasse sieht unter Anleitung einen altersgerecht ausgewählten Film und begegnet der.m Filmemacher.in im Online-Gespräch. Für nachhaltige Aufbereitung sorgt unser schulisches Begleitmaterial.
Die drei Filme für die verschiedenen Altersgruppen in diesem Jahr:
DANCING ABDULLAH (Film für die Grundschule)
DE 2019, Marco Giacopuzzi, 26 Min.
ANNE FLIEGT (Film für die Unter- und Mittelstufe)
NL 2010, Catherine van Campen, 21 Min.
JANO & SHIRO: A BROTHERS' JOURNEY (Film für die Mittel- und Oberstufe)
NL 2020, Eefje Blankevoort, Els van Driel, 30 Min.
PädagogInnen können sich per email beim DOK.Fest melden und erhalten dann einen Zugang zu dem Angebot für ihre SchülerInnen. Die Filme und Begleitvideos sind vom 5. Mai bis zum 23. Mai 2021 abrufbar.
Alle Infos dazu: https://www.dokfest-muenchen.de/SchuledesSehens_2021
Filmkritik
Man muss ihn erst mal aushalten,- den Werbetrailer für die Sponsoren des Festivals,- das hat sich gegenüber der physischen Ausgabe des DOK.fests nicht geändert. Wenn man den Film unterbricht,- den Browser schließt und später wieder öffnet, hat das System vergessen, und der Werbetrailer muss wieder angeschaut werden.
THE LAST SHELTER
Frankreich, Mali, Südafrika 2020 – Regie: Ousmane Samassékou
Der Film fängt episch an, ein verdorrter Baum, irgendwo im Nirgendwo, daran Stoffetzen einer Jacke. Hände, Spitzhacke, Schaufel, Erde wird ausgehoben, Steine zu Umrahmungen gemauert. Gräber werden gebaut für Menschen die im Caritas Center gelebt haben. Auf vielen Gräbern steht nur der Ort der Herkunft, aber kein Name.
Caritas Gao- Haus der Flüchtlinge.
Flüchtende oder Reisende, die auf ihrer beschwerlichen Reise ihr Geld an Kontrollpunkten abgeben mussten, die ausgeraubt und betrogen wurden, die nicht wissen ob sie den Leuten der Caritas vertrauen können. Die es nicht geschafft haben, nach Europa zu fliehen und nun gestrandet sind, am Rande der Wüste. Und die sich nicht wagen, wieder in ihr Heimatdorf zurückzukehren, als Verlierer, Gescheiterte. Sie fürchten sich vor dem Groll der Eltern, Nachbarn, die sie gewarnt hatten. Vor der Scham, der Familie, die alle Ersparnisse in die Reise ihres Kindes investiert hat, die bittere Wahrheit sagen zu müssen.
Ruhige zurückhaltende Kamera. Esther und Kadi, zwei junge 16 jährige Frauen auf der Reise in ein besseres Leben erzählen von ihren Träumen. Die eine wollte Schauspielen, Singen oder Boxen, die andere Ärztin werden oder Französischlehrerin. Von all diesen Zielen sind sie in dem Caritas-Haus maximal weit entfernt. Es tut weh, diese Lebensentwürfe scheitern zu sehen.
Sie behaupten keinen Pass zu haben, keinen Nachnamen zu haben, ihren Heimatort nicht zu kennen- die Befragungen durch die Caritas-Kräfte gestalten sich schmerzhaft. Die junge Esther wird aufgeklärt, wie schwierig ihre Lage ist. Die Sahelzone sei schwierig und wer in die falsche Richtung geht, wird gefangen genommen. Frauen werden vergewaltigt.
Der Aufenthalt im Caritas Haus wird mit Fernsehen, Schachspielen, Tipps für neue Fluchtwege und endlosen Geschichten von beinahe tödlichen Durchquerungen der Sahara die man sich erzählt, ausgefüllt. Die zwei jungen Frauen lernen in ihrem Zimmer, was nur mit zwei Schlafmatten möbliert ist, Englisch. Für den Fall, dass die Welt vielleicht doch auf sie wartet.
Es sind Bilder des Wartens, der Zeitlosigkeit, des Ungefähren. Der Regisseur kann zuhören, schweigen, beobachten. Haare werden abrasiert wegen des Staubs. In der Sahara sollte man keine langen Haare haben, heißt es.
Die beiden jungen Frauen suchen den Kontakt zu einer anderen Frau, die stets alleine Schach spielt. Sie möchte allein bleiben sagt sie. Als sie sich austauschen, wie alt sie sind können sie gar nicht fassen, dass die Frau 48 ist. Sie lebt schon 5 Jahre in dem Haus, kann nicht zurück, weil sie keine Dokumente hat.
Das Filmteam hat eine ungeheure Nähe vor allem zu den beiden jungen Frauen aufbauen können, dass eine Kamera unmittelbar im Raum ist, spürt man in keinem Moment. Und man kann sie erfühlen, die Verlorenheit der Menschen, die bei ihrem Versuch, ein anderes Leben zu leben, hier vorübergehend Zuflucht gefunden haben. Ein starker, berührender Film.
Gesehen von: Mathias Allary
ANNY
Tschechische Republik 2020 – Regie: Helena Třeštíková
Mit 46 wurde Any nach ihrer Scheidung von einer Frau angesprochen, ob sie sich nicht etwas dazu verdienen wolle. Sie putzt, sie spielt in einer Selbsthilfegruppe Theater, im Stück geht es um safer Sex.
Die Filmemacherin hat sie ab 1996 in Prag begleitet, jedes Jahr mit ihr gedreht, bis etwa 2012. Langzeitdokumentationen sind etwas Besonderes,- sie lassen einen durch die Zeit reisen, lassen einem die Wege des Lebens und Vergänglichkeit des Menschen sichtbar werden.
Sie jobt in verschiedensten Bereichen und ist froh über jede Beschäftigung, auch als Toilettenfrau. Davon, dass Sie sich manchmal prostituiert, wissen ihre Nächsten nichts. Wenn Anny bei jedem Wetter auf der Straße auf Freier wartet, kommt es vor, dass jüngere Männer sie wählen, statt die jüngeren Frauen die mit ihr auf der Straße stehen.
1997- Sie reinigt Eisenbahnen, hat nur wenig als Prostituierte gearbeitet,- die Freier zahlen schlecht, die Situation wird immer schwieriger. Sie geht nur sporadisch auf die Straße, um zusätzliches Geld für ihre Kinder oder Enkel dazu zu verdienen. Natürlich weiß Niemand in der Familie, womit sie dieses Geld verdient. Ihre Versuche, aus einem ärmlichen Leben heraus zu kommen, scheitern, doch sie bleibt mutig und zuversichtlich, wissend, dass die sozialen Unterschiede in dieser Welt sie vermutlich nie auf die andere Seite werden wechseln lassen. Musik von Verdi und Mendelsohn Bartholdy gibt Situationen aus dem alltäglichem Erleben von Anny etwas Absolutes.
Mit ihrem Enkel baut sie eine elektrische Spielzeugrennbahn auf schaut Märchenfilme am Fernseher. 1999 feiert sie ihren 50ten Geburtstag. Dann macht der Film einen Sprung nach 2007, Anny ist 58. 2008 hat sie nun einen Freund, der allerdings nichts von ihrer Nebentätigkeit weiß. Sie will heiraten, ein drittes Mal in ihrem Leben.
Sie lässt viel Nähe zu, die Regisseurin kommt ihr erstaunlich nahe in der filmischen Beobachtung. Ist bei Annys höchsten aber auch tiefsten Momenten dabei. So wird der zutiefst menschliche Film zu einem Dokument des Glücks inmitten von unverschuldeter Vergeblichkeit. Ein starker, puristisch dokumentarischer Film, der den Menschen Anny in den Mittelpunkt stellt.
Gesehen von Mathias Allary
Fotos: DOK.fest München
Branchenplattform des DOK.fest München
Interessierte Filmschaffende können sich für Workshops, Pitchings und Diskussionsrunden anmelden. Die Teilnahme am öffentlichen Programm des DOK.forum ist kostenlos und wir auch 2021 im digitalen Raum stattfinden. Mit den vier Programmschwerpunkten Re:arranging Reality - Postproduktion im Dokumentarfilm, New Media, Workshops und Beratungen und Film und Politik bilden wie die aktuellen Themen ab und freuen uns auf regen Austausch mit der (inter-)nationalen Branche.
Wie können Filmemacher.innen die Wirksamkeit ihres Films unterstützen?
Ein Workshop zu Impact Producing
Donnerstag, 06. Mai - 15.00 Uhr
Dieser Workshop erkundet die Möglichkeiten und Wirkungen, die Dokumentarfilme mittels Impact Kampagnen erzielen können. Wie können Filmemacher.innen die öffentliche Wirksamkeit ihres Filmes mit Kampagnen unterstützen? Welche Filme eignen sich?
Adobe Engineering Hour – hosted by DOK.forum
Meet the developers behind the software you use every day, hear about current developments and give your input
Donnerstag, 06. Mai 2021 - 17.00 Uhr
Impact Production in Deutschland
ein Gespräch über die heutige und künftige Rolle von Impcat Kampagnen. Wir sprechen mit den Akteur.innen, die für die erfolgreiche Durchführung einer Impact Kampagne relevant sind.
Freitag, 07. Mai - 15.00 Uhr
Questions to the Editor of PRESIDENT - nomminated for DOK.edit Award
open jury session and discussion with the nominated Editor
Freitag, 07. Mai 2021 - 17.00 Uhr
KINO.visions - das Kino vom morgen
ein Gespräch über die Zukunft der kulturellen Praxis Kino in Kooperation mit der AG DOK
Montag, 10. Mai 2021 - 10.00 Uhr
Questions to the Editor of INSTRUCTIONS FOR SURVIVAL - nomminated for DOK.edit Award open jury session and discussion with the nominated Editor
Montag, 10. Mai 2021 - 17.00 Uhr
DOK.digital - The future of Storytelling
Projektpitching um dne Preis DOK.digital, dotiert mit 2.500€, gestiftet von der BLM.
Dienstag, 11. Mai - 10.00 Uhr
Questions to the Editor of NEMESIS - nomminated for DOK.edit Award
open jury session and discussion with the nominated Editor
Dienstag, 11. Mai - 17.00 Uhr
Mehr Infos: https://www.dokfest-muenchen.de/DOKforum_events_2021
Foto: DOK.fest München