Es ist noch nicht lange her, da wurde die deutsche Medienlandschaft erschüttert von Skandalen um Product Placement und die schlaue Umgehung interner Regelungen der öffentlich rechtlichen Sender. Besonders die Serie "Marienhof" aber auch "In aller Freundschaft" standen im Mittelpunkt verschiedener bezahlter Platzierungen. Sogar der Geschäftsführer der Bavaria Filmstudios in München musste 2005 seinen Platz räumen, nachdem besonders kreative Umgehungsmechanismen bekannt wurden. Glaubt man den Recherchen eines Journalisten, wurden diese "Dienstleistungen" sogar wie eine Agentur Firmen gegen Entgelt angeboten.
Seitdem ist man sehr sensibel geworden, was Markennennungen in Filmen angeht, so sensibel sogar, dass richtig viel Aufwand getrieben wird, um eigentlich alltägliche Verrichtungen wie die Nahrungsaufnahme, ein Frühstück oder eine Mittagsmahlzeit etwa, möglichst von jedem Verdacht der schleichenden Werbung zu befreien.
Wohlgemerkt, wir sprechen von Fernsehen, im Kino nämlich gelten ganz andere Regeln. Da gehört Placement zum festen Finanzierungsbestandteil und geht völlig in Ordnung. Selbst im Fernsehen dürfen Originalmarken als Placement auftauchen, dann wollen die Fernsehsender aber mitverdienen und der Werbeeinsatz muss per Einblendung "Film enthält Werbung" gekennzeichnet werden.
Ein weiterer Aspekt, weshalb die TV Sendungen möglichst von Produktnennungen befreit werden, sind die umfangreichen Werbeblöcke, bei denen die zahlenden Werbekunden eine gewisse Exklusivität für ihre Produkte wünschen.
Neues Feld für Requisiteure
Ausstatter und Requisiteure sind da besonders gefordert, nur noch Fantasiemarken in den Filmszenen auftauchen zu lassen. Nicht immer kann man die realen Produkte dezent umdrehen, um den Schriftzug im Bild unsichtbar werden zu lassen. Da werden Getränke um etikettiert, werden eigens Flakespackungen und Milchtüten designed, deren Produktnamen noch nie jemand gehört oder gelesen hat. Snacks tragen ebenso Fantasienamen wie Zigaretten oder Modelabel. Wie wäre es mit dem Geschirrspülmittel "Flux" ?
Inzwischen gibt es ganze Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, Produktverpackungen für Fernsehfilme zu neutralisieren. Das hängt auch mit der immer komplizierter werdenden Rechtesituation zusammen. Der Aufwand, mit Riesenkonzernen abzuklären, ob da ein gestaltetes Design oder eine Computeroberfläche in einem Film gezeigt werden kann, ist oft höher, als wenn man gleich ein eigenes Design entwickelt. Da die Produkte häufig nur klein und irgendwo im Bildhintergrund auftauchen, sind die Fakes kaum erkennbar. Und selbst wenn sie mal im Detail ins Bild gelangen, sind die professionellen Fantasielabel so liebevoll und perfekt gestaltet, dass die Fälschung nicht auffällt. Noch mehr Mühe machen sich die Ausstatter von GZSZ (RTL), die sogar eigene Handys erfanden.
Doch die Probleme mit den Marken gehen noch viel weiter und treiben seltsamste Blüten. Da darf nicht einfach so ein Windows Desktop auf dem Display erscheinen, ein neues Betriebssystem muss es schon sein und die Suchmaschinen heißen in Deutschlands ältester Serie statt Google "Findhund". Youtube wird da allen Ernstes als "DuRöhre" geführt. Und so mancher Computer trägt in den Filmen ein Birnensymbol, selbstverständlich ahnt kein Zuschauer, welches Produkt damit eigentlich kaschiert werden soll.
Bei Fahrzeugen ist das deutlich schwieriger, diese nicht wieder erkennbar zu machen, hier setzt man eher darauf, verschiedene Marken in einem Film zu zeigen um durch die Konkurrenz den Verdacht von Placement zu zerstreuen. Inwieweit sich verschiedene KFZ-Hersteller dennoch darauf einlassen, so wie es früher der Fall war, für die Dreharbeiten kostenlos Automobile zu stellen, wird sicherlich ungerne öffentlich besprochen.