Akustische Unterschiede
Als Tonmeister am Set nimmt man, genau wie die Kamera, diverse Einstellungen auf, die gemeinsam Bestandteil einer einzigen Szene werden sollen. Damit diese möglichst nahtlos zusammen passen, sollten, als Pendant zu den das Bild betreffenden, auch Anschlussfehler akustischer Art vermieden werden.
Der Tonmeister hat dafür zu sorgen, dass die akustischen Unterschiede von Take zu Take möglichst gering ausfallen. Dann ist der Aufwand, diese im Schnitt und der Vertonung zusammenzufügen, am geringsten. Wenn hier zu nachlässig gearbeitet wird, entstehen erhebliche Kosten in der Postproduktion und die akustische Qualität der Tonspur kann deutlich gemindert werden.
Die Faktoren
Welches sind die Faktoren, die sich von Take zu Take (Wiederholung) und von Einstellung zu Einstellung verändern können (aber nicht sollen)?
1. Der Lautstärkepegel
2. Schallreflexionen
3. Hintergrundgeräusche
4. Toncharakteristik
Für die Kontinuität der meisten dieser Faktoren ist die Arbeit des Tonanglers von großer Bedeutung. Ein gleichmäßiger Abstand des Mikrofons vom Schauspieler hält den Pegel und auch die Schallreflexionen auf einem gleichmäßigen Stand. Und auch die Hintergrundgeräusche bleiben auf einem einheitlichen Pegel im Verhältnis zur Stimme. Falls aber das Mikrofon in einer Einstellung weiter vom Schauspieler entfernt ist, muss der Tonmeister den Pegel anheben, wodurch auch der akustische Hintergrund lauter aufgezeichnet wird.
Wenn man in Innenräumen mit zu viel Hall dreht, so kann man das Problem etwas abmildern, indem man die Wände, die nicht im Bild zu sehen sind, mit Stoff, vorzugsweise Molton, abhängt. Auch hier gilt: Möglichst nah mit dem Mikro an die Schauspieler.
Es versteht sich von selbst, dass man innerhalb einer Szene möglichst nicht mit unterschiedlichen Mikrofontypen arbeiten sollte.
Der akustische Hintergrund
Die Einstellungen zu einer Szene werden so gut wie nie chronologisch gedreht. Das bedeutet, dass die Mitte der Szene vielleicht zu Anfang des Drehtages, das Ende zu Beginn und der Anfang am Ende des Tages gedreht werden. Während die Kamera vor allem bei Außenaufnahmen mit dem wechselnden Licht zu kämpfen hat, sind es für den Ton die unterschiedlichen Hintergrundgeräusche. Zwischen Rushhour und ruhigen Mittagsstunden liegen akustische Welten.
Daneben gibt es natürlich auch alle möglichen individuellen Störungen, wie Flugzeuge, Sirenen von Rettungswagen, Baustellen etc. Wenn man keine ruhigen Drehorte finden konnte, muss man sich mit dem Lärmpegel im Hintergrund irgendwie arrangieren.
Straßen können während der Aufnahme kurz gesperrt werden, Bauarbeiten können während der Aufnahme kurz angehalten werden, doch das hängt von den Überredungskünsten (oder Genehmigungen) der Aufnahmeleitung ab. Bei Flugzeugen helfen auch Überredungskünste nicht.
Notlösungen
Warten auf Lärmpausen ist am Set keine beliebte und natürlich teure Lösung. Wenn man aber auf den Hintergrundlärm keine Rücksicht nehmen kann, gibt es trotzdem ein paar Maßnahmen, die als Notprogramm weiterhelfen.
Zunächst sollte man mit den Mikrofonen ganz nah an die Schauspieler, sprich Ansteckmikes benutzen. Um akustische Anschlüsse verschiedener Störgeräusche sicherzustellen, ist es wichtig, etwa bei Flugzeugen, Krankenwagen etc. auch nach Ende der Bildaufnahme, den Ton weiterlaufen zu lassen, um für den Umschnitt auf die nächste Einstellung (in der vielleicht kein Flugzeug fliegt), einen akzeptablen Übergang herstellen zu können. Man legt dann die Fortsetzung des Fluglärms auch unter die eigentlich leise Einstellung und zieht diesen in der Mischung möglichst „natürlich“ heraus.
In der Mischung können dann bessere Atmos aus einem geeigneten Tonarchiv darunter gelegt werden, um solche Sprünge gänzlich zu glätten. Zudem kann man mit guten Atmos so manche Szene erheblich aufwerten. Ein größerer, professioneller Ton schafft auch größere Bilder. Ein professionelles und bezahlbares Geräuscharchiv finden Sie ab sofort im Movie-College Shop.
Die Positionierung
Grundsätzlich sollte man, wenn man mit Richtmikros arbeitet, versuchen, diese so auszurichten, dass ihre Rückseite, (die am unempfindlichsten ist) der Richtung des größten Hintergrundlärms zugewandt ist. Dreht man in einer Wohnung und Straßenlärm kommt durch das Fenster (unbedingt schließen), so sollte das Fenster vorzugsweise auf der Rückseite des Mikes sein. Manchmal ersparen sich die Lichtleute verlegte Stromkabel, indem sie diese statt durch Hausflur und Gang, einfach durchs Fenster legen. Sollte das die Hintergrundgeräusche stark erhöhen, sollte der Tonmeister um eine andere Verlegung der Kabel bitten.
Völlig katastrophal wirkt sich Musik bei der Aufnahme im Hintergrund aus. Denn dann sind Sprünge im Hintergrund gar nicht zu vermeiden. Solche Originaltonaufnahmen schluckt der Zuschauer bestenfalls in einem Doku oder einem Dogma-Film. Scheuen Sie sich nicht, Nachbarn um Abschalten der Stereo-Anlage oder Heimwerker um Pausen ihrer Schlagbohrer-Aktivitäten zu bitten. Der Ärger mit einem schlechten O-Ton ist ungleich höher, als der mit den Lärmverursachern.