Vieles im Film ist vorhersehbar. Woran liegt das und warum sind es noch immer die Frauen, die im Kino staubsaugen müssen? Das ist schon beeindruckend, mit welcher Hartnäckigkeit sich bestimmte Dinge im Film mit nahezu schlafwandlerischer Gewissheit immer wiederholen, obwohl sie völlig realitätsfern sind.
Habt Ihr Euch wenn Ihr nach der Arbeit in einer Großstadt nach der zwanzigsten verzweifelten Runde Parkplatzsuche in Eurem Quartier mal gefragt, warum Brad Pitt, George Clooney oder William Dafoe in den Kinofilmen stets einen freien Parkplatz vor ihrem Haus, Hotel oder auch dem Museum of Modern Art finden? Man könnte den Eindruck gewinnen, New York oder Los Angeles seien die optimalen Städte um rasch überall vor den Gebäuden und Hauseingängen einparken zu können. Doch weit gefehlt, es macht einfach nur keinen Sinn, Herrn Clooney bei einer halbstündigen Parkplatzsuche zu beobachten. Der Parkplatz wird selbstverständlich bereits Tage vorher durch Halteverbotsschilder reserviert und von der Filmcrew frei gehalten.
Ähnliches gilt für Taxis, die sind seltsamerweise auch immer frei und fahren zufällig gerade vorbei, wenn Filmhelden sie brauchen, oder sie fahren eben nicht vorbei, sind besetzt, was auch immer, wie die Drehbuchautor-inn-en es für die Handlung gebrauchen können. Letztere machen es sich bei ihren Drehbüchern manchmal sehr einfach und vervielfältigen lediglich uralte Klischees über Männer und Frauen, Anwälte, Kinder und mehr, weil es einfach schon immer so gemacht wurde im Kino und Niemand sich bisher sonderlich beschwert hat darüber.
Es beginnt eigentlich schon bei der Darstellung von Familien, insbesondere in amerikanischen Spielfilmen und Serien. Mehrheitlich sind es noch immer die Väter, die das Geld allein verdienen und so gut wie nie Zuhause sind, während ihre liebenden Ehefrauen putzen, kochen und die Kinder zu Bett bringen. Selbstverständlich sehen die Frauen stets bezaubernd aus, sind bestens gekleidet und in jeder Lebenslage gut frisiert, während die Männer doch schon eher mal zu Fettleibigkeit und Haarausfall neigen.
Die Kinder haben die Frauen übrigens immer auf die gleiche Art und Weise zur Welt gebracht: Sie waren nur recht kurze Zeit schwanger. Dann ist unvermittelt und zu einem ganz ungünstigen Zeitpunkt die Fruchtblase geplatzt und sie mussten mit einem Taxi oder Privatwagen mit rasender Geschwindigkeit in eine Klinik gebracht werden, wo sie nach heftigen Wehen entweder eine Puppe oder ein zwei,- bis drei Monate altes Baby zur Welt brachten. Am nächsten Tag waren sie dann selbstverständlich wieder Zuhause und haben den Haushalt erledigt.
Babys haben im Kino und in Serien übrigens die bemerkenswerte Eigenschaft, dass sie nur ab und an auftauchen, manchmal ganze Tage lange nicht. Dabei belästigen sie auch ihre Eltern nicht mit so unbedeutenden Aufgaben wie Windeln Wechseln oder Nahrung zuführen. (Siehe Netflix "Ozark"). Vielleicht sind das auch nur speziell gecastete Filmbabies, die sich schlicht selbst versorgen und beschäftigen, während die Erwachsenen weiter ihre Abenteuer erleben.
Manager arbeiten in Serien und Filmen auch selten etwas, sie haben aber häufiger Besprechungen und Geschäftsessen, schauen aber auch viel aus Fenstern und müssen ansonsten die Anmache durch attraktive Sekretärinnen abwehren oder auch annehmen. Schriftsteller-innen schreiben nur ab und an ein paar Zeilen, leben aber recht gut davon und tragen Designer-Kleidung. Computerspezialisten haben meistens dicke Brillengläser und müssen, um die Welt zu retten, irrsinnig schnell auf Computertatstaturen rumtippen und dann "ich bin drin" ausrufen. Filmfiguren wohnen grundsätzlich in Wohnungen mit einem grandiosen Ausblick, vorzugsweise mit Blick auf das Wahrzeichen der Stadt, in der die Geschichte spielt. Wenn sie irgendwen anrufen, verwählen sie sich selbstverständlich nie.
Wenn Filmfiguren einkaufen, verwenden sie stets Papiertüten, die man auf dem Arm tragen muss und die im entscheidenden Moment reißen und meistens Orangen und verschlossene Packungen auf den Boden fallen lassen. Glasflaschen gehen so gut wie nie kaputt, denn deren Glassplitter wollen die zur Hilfe eilenden charmanten Männer eben nicht so gerne aufheben. Aber ein paar Orangen, Schachteln und das obligatorische Baguette sammelt man doch gerne mal auf um der attraktiven Tütenträgerin näher zu kommen.
Patienten in Krankenhäusern sind grundsätzlich mit digitalen Überwachungsgeräten verbunden, welche die Herzfrequenz anzeigen, selbst wenn sie nur ein Bein gebrochen haben. Wenn es besonders spannend wird, piepsen die Geräte auch gerne mehr oder weniger regelmäßig. Bibliothekare haben glücklicherweise immer das richtige Buch für den Filmhelden / die Filmheldin in ihren Regalen, was seit Jahrzehnten nicht mehr berührt oder abgestaubt wurde und natürlich den entscheidenden Hinweis liefert.