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Der spezielle Look

 

Super8 2000

Bosch/Bauer A520 Kamera mit Kompendium, Schulterstütze und Merkmalen professioneller Kameras

 

Obwohl schon seit Jahrzehnten totgesagt, lebt Super-8 noch immer und findet nach wie vor begeisterte Anhänger.

 

Musikvideos, aber auch Underground-Filme arbeiten sehr gerne mit dem speziellen Look, der entsteht, wenn man Super-8 auf 16 oder 35 mm aufbläst oder auf Video abtastet. Es sieht im Vergleich zu Video etwas poetischer aus, die Farben sind ausdrucksstärker und feiner abgestuft. Eine Abtastung von Super-8 liefert weniger Schärfe als von 16 oder 35  und hat ein größeres Korn. Das wirkt ein wenig abstrakt und erinnert auch an historische Farbaufnahmen. Oft genug geschehen beim Belichten unvorhersehbare Effekte, die dem Material einen einzigartigen Ausdruck geben.

 

Diverse kommerzielle Kinofilme wurden teilweise mit Super-8 gedreht. Filme wie „The Game“, „Natural Born Killers“, „U-Turn“ oder „Crazy Horse“ (Jim Jarmush) arbeiteten mit Super-8.

 

Stärken

Vergleicht man die Optiken von Semiprofessionellen DV und Super 8 Kameras, so sind die von den Super-8 Kameras einfach hochwertiger. Bauer, Nizo oder Beaulieus haben Angenieux oder Schneider Zooms die sehr scharf abbilden und eine gute Schärfentiefe aufweisen.

 

Super-8 Kameras sind meist robuster als Videokameras. Der mechanische Aufbau und die Präzision von diesen Kameras beweisen sie auch heute noch, nach einigen Jahrzehnten. Wenn Sie Papas alte Kamera vom Dachboden holen, frische Batterien und eine Filmkassette einlegen, können sie in den meisten Fällen sofort damit drehen, als wäre die Zeit stehen geblieben.

 

Das gilt übrigens mit kleinen Einschränkungen auch für die Filme selbst. Wenn sie die 15-Meter Spulen aus den 60er und 70er Jahren  in den Projektor einlegen, sind diese erstaunlich gut erhalten. Probieren Sie das mal mit einem alten Video aus den 80er Jahren! Merkwürdigerweise haben diese alten Aufnahmen auch eine ungeheure Direktheit und Authentizität. Papas Schulfete, die Hochzeit oder der Urlaubsfilm. Es ist ein wenig so, als wenn Super 8 in den Bildern unseres Gedächtnisses aufzeichnet. Ein Video von den gleichen Ereignissen hat längst nicht diese Kraft.

 

Einen wesentlichen Unterschied gibt es allerdings in der Bedienung. Eine Super-8 Kamera erfordert vom Benutzer trotz meist vorhandener und bei semiprofessionellen Geräten abschaltbarer Blendenautomatik, diverse Bedienschritte. Diese bedeuten für den Kreativen eine große Vielfalt Gestaltungsmöglichkeiten. Für jemand, der aber gewohnt ist, dass die Kamera auch die Schärfe selbst erledigt, ist Super 8 das falsche Medium.

 

Für jemand, der gewohnt ist, viele Wiederholungen zu drehen, und sich das Ergebnis gleich anzuschauen, ist Super 8 das falsche Medium. Hier geht man etwas bewusster mit dem Material um, probt vorher und muss einige Wochen warten, bis der entwickelte Film aus dem Labor zurückkommt.

 

Gerätepark

Man kann sich nur wundern, wie viele verschiedene Hersteller und Kameramodelle auf dem Markt waren. Die Royce-Royce unter den Super 8 Kameras sind jene vom französischen Hersteller Beaulieu. Die Firma baute auch 16 mm-Kameras und hat dieses Know-how auf das kleine Format übertragen. Das letzte  gebaute Flaggschiff war die 9008, deren Preis sich durchaus im Profilager bewegte. 10.000 Euro waren ein stolzer Preis und man konnte dafür gebrauchte 16 oder 35 mm-Kameras kaufen. Dafür war die Kamera aber mit vielen Features ausgestattet, die man von 16 mm Profikameras kennt. Heute kann man diese Kameras günstig ersteigern oder auf Flohmärkten erstehen.

 

Sie besitzt einen Quarzmotor und alle möglichen manuellen Einstellmöglichkeiten. Doch auch die kleineren Modelle von Beaulieu, die 2008, 3008, 4008 und 6008 sind ebenfalls hervorragende Geräte. Die Objektive sind von Angenieux und lassen sich dank c-Mount  so wie bei Profikameras wechseln. Die Antriebe gestatten viele variable Geschwindigkeiten und der eingebaute Belichtungsmesser lässt sich in einem weiten Bereich auf die meisten Empfindlichkeiten zwischen 40 und 400 ASA einstellen.

 

Doch auch diverse andere Hersteller boten in ihren Geräten interessante Features an. Seien es Auf-, Ab und Überblendungen in der Kamera, Einzelbildschaltung für Trickaufnahmen oder auch Langzeitbelichtung um auch bei Nacht mit Zeitraffer-Effekt drehen zu können. Manche haben variable Sektorenblende oder Zeitrafferschaltungen. Einige Kameras wurden im Set zusammen mit Kompendium und Schulterstütze geliefert. Lauter Tricks und Möglichkeiten, die sich die Hersteller von Profikameras teuer bezahlen lassen.

 

Schwachstellen

Beaulieu 3008 mit offenem Kassettenfach

Tonfilmkamera Beaulieu 3008 mit offenem Kassettenschacht

Ein besonders kritischer Punkt bei Super 8 ist der Ton. Einerseits sind die Kameras nicht unbedingt als leise zu bezeichnen und meist in den Tonaufnahmen zu hören, andererseits bieten nur wenige eine quarzgenaue Laufgeschwindigkeit, die Voraussetzung für synchrone Aufnahmen. Viele Filmer haben aus der Not eine Tugend gemacht und sich auf eine bildhafte Erzählweise konzentriert. Andere haben sich für Ihre Kameras Schallschutzgehäuse (Blimps) gebaut oder die Dialogszenen aus größerer Entfernung mit langer Brennweite gedreht, um viel Abstand vom Mikrofon zu haben. Wieder andere haben sich meisterhaft mit der Kunst der Nachvertonung beschäftigt. Geräusch-Archive haben so manchem Super-8 Streifen zu einer beachtlichen Tonspur verholfen.

 

Es war nur noch ein kleiner Sprung

Was Super-8 so unvergleichlich macht ist seine Nähe zum professionellen Film. Die Arbeitsabläufe der Filmherstellung, ihre Gesetzmäßigkeiten, der richtige Umgang mit Belichtung, Blende und Schärfe lassen sich durchaus auch auf größere Filmformate übertragen.

Das „learning by doing“ kann man im kleinen Format mit richtigem Film und überschaubaren Kosten absolvieren. Wenn man später endlich auf größeren Formaten drehen kann, hat man den meisten Unfug schon ausprobiert und kann schneller professionelle Ergebnisse erzielen, die auch Andere gerne sehen möchten.

Doch das Aussterben von analogem Film, selbst in 35mm, die fehlenden Kopierwerke für Super 8 und der Umstand, nur noch mit alten Geräten drehen zu können, machen es für die Fangemeinde immer schwerer, ihr Lieblingsformat am Leben zu erhalten.

 

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