Aus 3-dimensional wird 2-dimensional...
Ganz gleich ob wir auf Film oder Video aufzeichnen: Das reale, dreidimensionale Motiv wird, wenn wir nicht gerade mit zwei Kameras in 3D drehen, bei diesem Vorgang reduziert zu einem zweidimensionalen, also flächigen, Bild. Höhe und Breite sind relativ adäquat vermittelbar, aber die Tiefe schwerlich. Man muss diese Dimension nachbilden, sie nachfühlbar machen, um dem Zuschauer ein möglichst realistisches Abbild anbieten zu können. Die Mittel hierfür sind vor allem Licht, Perspektive und Größe. Unsere Seherfahrungen mit der Dreidimensionalität besagen, dass Objekte abhängig von Ihrer Form, Oberfläche und Größe, Licht auf eine ganz bestimmte Art reflektieren und entsprechende Schatten werfen. Unsere Seherfahrung signalisiert uns: Dunklere Stellen im Motiv sind weiter von uns entfernt, hellere liegen häufig näher.
Lichtreflexe
Wir wissen, wie ein Glas Licht reflektiert, welchen Schatten ein Stuhl wirft. Die zweidimensionale (Film/Video) Abbildung der Lichtreflexe und Schatten erzeugt beim Zuschauer eine Illusion von Plastizität. Das haben schon Generationen von Malern gewusst und mit Hilfe dieser Kenntnisse ihre Gemälde und Zeichnungen realistischer gemacht. Was kann die Lichtführung am Motiv tun, um diese Plastizität zu erzeugen? Beginnen wir bei den Basics: Wenn wir ein dreidimensionales Objekt, in unserem Beispiel ein Kegel und eine Bowlingkugel, mit einem einzigen Scheinwerfer aus der gleichen Achse und Höhe beleuchten, in der sich die Kamera befindet, so wird das Ergebnis alles andere als plastisch sein: Es wirkt flach.
Wenn wir unseren Scheinwerfer nun aus der Kameraachse fortbewegen und etwas weiter links vom Kegel positionieren, sieht unser Ergebnis schon ganz anders aus: Der Scheinwerfer erzeugt auf dem Kegel an der linken, ihm zugewandten Seite höhere Helligkeit, ja sogar besonders helle, Spiegelungen der Lichtquelle. Auf der dem Scheinwerfer abgewandten Seite wird hingegen Schatten erzeugt. Die Tatsache, dass der Schatten am unteren Ende des Kegels breiter ist, zeigt zudem, dass die Lichtquelle höher angeordnet ist, als der Kegel.
Der klare Kontrast zwischen Lichtseite und Schattenseite zeigt zudem, dass wir es mit einer harten Lichtquelle zu tun haben. Weiches Licht erzeugt deutlich weniger „Plastizität“, hartes Licht aber klare Licht- und Schattenseiten.
An den Lichtreflexen (die hellen, runden Spiegelungen der Lichtquelle) erkennen wir auch die Beschaffenheit des Objektes. Kegel und Kugel sind glatt und glänzend. Sie reflektieren daher stark, fast wie ein Spiegel. Wäre die Oberfläche rauh, so wären die Reflexe weicher, matter und sicherlich nicht so hell und punktförmig. So hat das Licht und die Art, wie es von Objekten reflektiert wird, auch die Kraft, uns als Betrachter zusätzliche Informationen zu vermitteln.
Schatten
Von genauso großer Bedeutung sind die Schatten, die unsere Objekte selbst auf dem Boden oder dem Hintergrund werfen. Auch diese erhöhen den Eindruck von Plastizität. Die Länge des Schattens ist abhängig von der Position und dem Abstand der Lichtquelle. Wir kennen das von der Sonne – wenn sie niedrig steht, sind die Schatten länger, ist sie Mittags direkt über uns, sind die Schatten nur ganz klein. Die Schattenkanten genauer gesagt die Präzision ihrer Begrenzung sind abhängig von der Weichheit oder Härte des Lichtes.
Es lohnt sich, diese Grundregeln bei der Ausleuchtung von Filmszenen zu beachten. Ganz gleich ob man aus ästhethischen Gründen hohe Plastizität oder aber auch relativ geringe (Stanley Kubriks "2001") erzielen möchte, die Lichtprinzipien folgen den gleichen Prinzipien.