Nein wirklich gerecht geht es nicht zu in der Welt der Kunst, der Gestaltung, wenn manche Protagonisten besonders bekannt sind in ihrem Fach und andere vielleicht weniger. Aber nicht selten stehen die sicht,- bzw. hörbaren Leistungen durchaus in einem Zusammenhang mit dem Bekanntheitsgrad. Wie auch immer, an dieser Stelle wollen wir uns ein wenig umschauen in der Spitzenriege der internationalen Filmcutter, zugleich auch erste Eindrücke davon vermitteln, was hinter diesem Berufsbild steckt.
Frühe Würdigung
Schon sehr früh begann man etwa bei den Oscar-Verleihungen auch in der Kategorie Schnitt die begehrte Trophäe zu vergeben. Manche Cutter bekamen gleich mehrmals die Auszeichnung, wie beispielsweise Daniel Mandell für „Der große Wurf", „Die besten Jahre unseres Lebens" und „Das Apartment".
Oft ist es auch ein glückliches Zusammentreffen von Künstlerpersönlichkeiten, welche dann zu Weltkarrieren führt. So war es sicherlich bei Peter Przygodda, der nach vorherigen Gelegenheitsjobs 1967 als Assistent Schnitt lernte und nach ersten eigenen Regiearbeiten ab 1970 bis 2008 der Cutter von Wim Wenders und in Folge auch einiger Filme von anderen Regisseuren des „Neuen deutschen Films" wurde.
Dreamteams
Ähnliche Zusammentreffen gab es sicherlich auch auf internationaler Ebene. Walter Murch studierte bis 1967 an der USC und begann danach als Cutter für Unterrichtsfilme. Ab 1969 arbeitet er bereits als Cutter für George Lucas und Francis Ford Coppola, wohlgemerkt, als diese auch jung waren und ihre ersten Filme realisierten. Später führte er, vor allem nach seiner Arbeit an „Apocalypse Now" den Begriff „Sound-Design" ein.
Oder beispielweise Thelma Schoonmaker, die eher durch Zufall an der New York University gebeten wurde, einem verzweifelten jungen Mann namens Scorsese bei seinem Schnitt zu helfen. Daraus wurde eine drei Jahrzehnte lange kongeniale Zusammenarbeit...
Die Filmgeschichte ist voll von solchen fruchtbaren Teambildungen, kein Wunder, schließlich geht es hierbei um nicht weniger, als den dritten gestalterischen Teil der Filmarbeit, der sehr viel mit Intuition, aber auch mit Vertrauen zu tun hat. Und sehr deutlich wird daran auch, dass sich hier jeweils eigenständige Künstler zusammengefunden haben, die in der Findung einer ureigenen Schnittfassung den jeweiligen Filmen Gestalt gegeben haben.
Abstand
Und stets sind die Cutter distanzierter, was das gedrehte Material angeht, weil sie nicht am Drehort waren. Diese Distanz ist sehr wichtig, sie erlaubt es ihnen, mit einer gewissen Sicherheit in der Entscheidung neu und anders auf das gedrehte Material zu schauen, auf eine Materialmenge, die man oft nur in vielen Tagen des Sichtens durcharbeiten kann.
Und die Distanz erlaubt es auch, vielleicht Kostbarkeiten in zufälligen Momenten im Material zu entdecken, die man am Drehort vielleicht als unbedeutend empfand. Überhaupt braucht es ein genaues emotional/visuelles Empfinden um Reaktionen mit den gewünschten Entwicklungen innerhalb einer Szene bzw. eines Filmes in Einklang zu bringen. Und natürlich braucht es auch jede Menge handwerkliches Geschick, oft nicht optimal auf Schnitt gedrehte Einstellungen dennoch sinnvoll und flüssig miteinander zu verknüpfen, an den richtigen Stellen zu beschleunigen oder auch zu bremsen.
Bewährte Zusammenarbeit
Cutterin Sally Menke und Quentin Tarantino, Cutter Michael Kahn und Steven Spielberg, Cutter Pietro Scalia und Ridly Scott, Cutter Dede Allen und Arthur Penn, Cutter Gary Hambling und Alan Parker, Cutterin Mathilde Bonnefoy und Tom Tykwer oder auch Cutterin Susan E. Morse und Woody Allen sind weitere Beispiele für solche Paarungen.
Zu den jüngeren international erfolgreichen Cuttern gehört Chris Dickens, der an der Bournemouth Film School studierte. („Shaun of the dead", „Gone", "Hot Fuzz, Goal!", „The Dream begins", „Slumdog Millionaire", „Submarin", „Paul" oder „Les Misérables") Er erhielt zahlreiche Preise für seine Schnittarbeiten.
Unbeachtet
Doch viele hervorragende Cutter-innen kriegen dann eben doch nicht die großen Filmpreise und machen entsprechend nicht die große internationale Karriere. Obwohl manche von ihnen maßgeblich für das Gelingen von starken Filmen verantwortlich zeichnen.
Weil sie ein gutes Auge haben, weil sie gelernt haben, wie man Geschichten baut und weil sie den Filmen die Zeit gegeben haben, die sie brauchen. Letzeres ist immer seltener geworden in einer Zeit in der die Controller von Fernsehanstalten und Filmproduktionsfirmen längst nicht mehr wissen, was es braucht, um starke Filme entstehen zu lassen.