Ursprünglich aus den Kriegszeiten geboren, wurden Geheimagenten im Kino zu attraktiven Zuschauermagneten. Sie kamen bereits sehr früh im Kino vor, bereits während des ersten Weltkriegs spiegelte sich die Angst der Kriegsparteien vor zumeist Deutschen Spionen auch auf der Leinwand wieder. So kam es, dass bereits 1914 ein Stummfilm mit dem Titel "The German Spy Peril" in die Kinos kam.
Alfred Hitchcock war von Geschichten in denen Spione, Geheimagenten vorkamen, fasziniert und hat eine Reihe von Filmen zu dem Thema gedreht. Das Genre der Agentenfilme bietet erzählerisch eine Menge Elemente, die man in Filmen als "Salz in der Suppe" bezeichnen könnte,- Intrigen, Doppelspiele und überraschende Wendungen. Für die Zuschauer erzeugt es Spannung, bei der Lösung mitzurätseln und zu erleben, wie der/die Agent-in schwierige Gegner überlistet und gewaltige Hindernisse aus dem Weg räumt. Agentenfilme bieten meist eine klare Unterscheidung zwischen Helden und Bösewichten. Nicht selten haben auch reale Konflikte in der Welt sich in den Filmen mehr oder weniger deutlich widergespiegelt. So etwa der kalte Krieg, der Terrorismus, kriminelle Hacker und Cyberspionage. Es versteht sich von selbst, dass Geheimagenten clever und durchtrainiert sind– sei es James Bond, Ethan Hunt oder Jason Bourne. Manche Filmtheoretiker sehen in ihnen so etwas wie moderne Ritterfiguren. Agenten leben die Fantasien vieler Zuschauer von Freiheit, Abenteuer und dem Bewältigen von Herausforderungen stellvertretend aus.
James Bond
All die frühen Spionagefilme legten quasi die Grundlage für die Filmreihe rund um den wohl berühmtesten Kino-Geheimagenten der Filmgeschichte, 007, James Bond. Der kämpfte ab 1962 mit dem Film "Dr. No" weltweit im Auftrag des britischen Geheimdienstes MI5. Und was die James Bond Reihe vor allem dem Genre hinzufügte, waren spannende Schauplätze rund um die Welt – von Monaco über Istanbul bis Hongkong, perfekt um das Fernweh und die Abenteuerlust der Zuschauer anzusprechen. Legendär die ungewöhnlichen Kommandozentralen der stets perfiden Bösewichte und Weltzerstörer. Der legendäre Filmausstatter Ken Adam hat viele der frühen Fantasieräume gestaltet. Je spektakulärer diese Komandozentralen des Bösen waren, umso größere Anstrengungen musste James Bond unternehmen, in diese einzudringen und diese zu zerstören.
Dazu passte eine gewisse Eleganz, der Charme der Protagonisten, die spielerische Leichtigkeit im Umgang mit den fiesesten Bösewichten und natürlich immer neue Liebesbeziehungen. James Bond & Co sind meistens Einzelgänger, die sich an keine Regeln halten. Die Produzenten der Bond-Reihe, Albert Romolo Broccoli, Harry Saltzman, Michael G. Wilson und Barbara Broccoli hatten sich die Filmrechte an Ian Flemings Figur James Bond gesichert. Weitgehend ein echtes Familienunternehmen, wenn man den Vater Albert, die Tochter Barbara und den Halbbruder Michael betrachtet. Auch bei der Besetzung des britischen Geheimagenten hatten die Produzenten bis auf zwei Ausnahmen stets ein gutes Händchen. Sean Connery bleibt sicher als Ur-James Bond unvergessen, doch auch die Nachfolger Roger Moore, Pierce Brosnan oder Daniel Craig waren überaus erfolgreich. Moore und Brosnan hatten ihre Geheimdienstler Fähigkeiten jeweils vor bereits in TV-Serien ("Die Zwei" und "Remington Steele") bereits unter Beweis gestellt. Allerdings waren die Rollenmuster, die in den Bond-Filmen vorgelebt wurden, extrem gestrig und wurden nur langsam und sehr moderat an die gesellschaftliche Entwicklung angepasst.
Mindestens genauso wichtig waren die zahlreichen Gadgets, all die High-Tech-Waffen, geheimen Kameras, Laserwaffen, hochgerüsteten Autos und innovativen Spionagegeräte. Mit Pierce Brosnan wechselte das klassische Bond-Fahrzeug übrigens von Aston Martin zu BMW, ein Marketing Schachzug für beide Seiten, die Filmproduktion als auch den bayerischen Automobilhersteller. All das ist natürlich eine Steilvorlage für spektakuläre Stunts und atemberaubende Actionszenen. Recht früh kamen auch spektakuläre Vorspänne, die der Titeldesigner Maurice Binder gestaltete. Und natürlich trug die Tonebene mit und attraktiven Titelsongs zu einer gewissen Wertigkeit der Produktionen bei.
Immer wenn ein beliebter Bond-Darsteller aufhört, entsteht ein Vakuum, eine gewisse Krisenstimmung in welcher zahlreiche an der Produktion und Finanzierung Beteiligte ihre unterschiedlichen Vorstellungen, wer denn der nächste Bond sein solle, aufeinander prallen lassen. Die führt dann auch gerne zu jahrelangen Verzögerungen, ehe ein neuer Bond-Streifen produziert werden kann.
Parallelwelten
Schon recht früh, in den 60er Jahren sind die Geheimagenten nach dem Erfolg der ersten Bond-Filme auch im Fernsehen angekommen. Einige der alten Serien haben längst Kult-Status und werden noch heute in diversen TV-Kanälen ausgestrahlt oder bei Streamingdiensten angeboten. Und zwar sowohl als ernstgemeinte Agenten-Thriller als auch augenzwinkernd als Persiflagen. Es waren Parodien sowohl im Kino als auch im Fernsehen, welche frecht und respektlos an der Autorität der Kinovorbilder knabberten. Es versteht sich von selbst, dass die Anti-Geheimagenten völlig unfähig waren und bestenfalls durch unsinnige, trottelige Aktionen ihre Gegner zufällig trotzdem ausschalten konnten.
- "Maxwell Smart- Immer wenn er Pillen nahm" Mini-Max (Get Smart, 1965–1970)
- "Agent 00 – Lizenz zum Totlachen" (Spy Hard, 1996)
- "Austin Powers" (1997–2002, Filmreihe)
- "Johnny English" (2003, 2011, 2018)
- "OSS 117" – Die französische Antwort auf James Bond (2006, 2009, 2021)
- "Archer" (seit 2009)
Filmliste
- "The German Spy Peril" (1914, Großbritannien)
- "The Secret Agent" (Regie: George Fitzmaurice, USA 1916)
- "Spione" (1928, Deutschland, Regie: Fritz Lang)
- "Dishonored" (1931, USA, Regie: Josef von Sternberg)
"Mata Hari" (1931, USA) - "The 39 Steps" (Regie: Alfred Hitchcock, 1935)
- "Secret Agent" (Regie: Alfred Hitchcock, 1936)
- "The Man Who Knew Too Much" (Regie: Alfred Hitchcock 1956)
- "James Bond-Reihe" (seit 1962)
- "James Bond 007 – jagt Dr. No" (Regie: Terence Young, 1962) Bond: Sean Connery
- "James Bond 007 – Liebesgrüße aus Moskau" (Regie: Terence Young, 1963) Bond: Sean Connery
- "James Bond 007 – Goldfinger" (Regie: Guy Hamilton, 1964) Bond: Sean Connery
- "James Bond 007 – Feuerball" (Regie: Terence Young, 1965) Bond: Sean Connery
- "James Bond 007 – Man lebt nur zweimal" (Regie: Lewis Gilbert, 1967) Bond: Sean Connery
- "James Bond 007 – Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (Regie: Peter R. Hunt 1969) Bond: George Lazenby
- "James Bond 007 – Diamantenfieber" (Regie: Guy Hamilton, 1971) Bond: Sean Connery
- "James Bond 007 – Leben und sterben lassen" (Regie: Guy Hamilton, 1973) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – Der Mann mit dem goldenen Colt" (Regie: Guy Hamilton, 1974) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte" (Regie: Lewis Gilbert, 1977) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – Moonraker – Streng geheim" (Regie: Lewis Gilbert, 1979) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – In tödlicher Mission" (Regie: John Glen, 1981) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – Octopussy" (Regie: John Glen, 1983) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – Im Angesicht des Todes" (Regie: John Glen,1985) Bond: Roger Moore
- "James Bond 007 – Der Hauch des Todes" (Regie: John Glen, 1987) Bond: Timothy Dalton
- "James Bond 007 – Lizenz zum Töten" (Regie: John Glen, 1989) Bond: Timothy Dalton
- "James Bond 007 – GoldenEye" (Regie: Martin Campbell, 1995) Bond: Pierce Brosnan
- "James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie" (Regie: Roger Spottiswoode, 1997) Bond: Pierce Brosnan
- "James Bond 007 – Die Welt ist nicht genug" (Regie: Michael Apted, 1999) Bond: Pierce Brosnan
- "James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag" (Regie: Lee Tamahori, 2002) Bond: Pierce Brosnan
- "James Bond 007 – Casino Royale" (Regie: Martin Campbell, 2006) Bond: Daniel Craig
- "James Bond 007 – Ein Quantum Trost" (Regie: Marc Forster, 2008) Bond: Daniel Craig
- "James Bond 007 – Skyfall" (Regie: Sam Mendes, 2012) Bond: Daniel Craig
- "James Bond 007: Spectre" (Regie: Sam Mendes, 2025) Bond: Daniel Craig
- "James Bond 007: Keine Zeit zu sterben" (Regie: Cary Joji Fukunaga, 2021) Bond: Daniel Craig
- "Mission: Impossible-Reihe" (seit 1996)
- "Jason Bourne-Reihe" (2002–2016)
- "Salt" (2010)
- "Tinker Tailor Soldier Spy" (2011)
- "Red" (2010, 2013)
- "Kingsman-Reihe" (seit 2014)
- "The Man from U.N.C.L.E." (2015)
- "Spy – Susan Cooper Undercover" (2015)
- "Atomic Blonde" (2017)
Fernsehserien
- "Mit Schirm, Charme und Melone" (The Avengers, 1961–1969, UK)
- "Kobra, übernehmen Sie" (Mission: Impossible, 1966–1973, USA)
- "Nummer 6" (The Prisoner, 1967–1968, UK)
- "Drei Engel für Charlie" (Charlie's Angels, 1976–1981, USA)
- "Remington Steele" (1982–1987, USA)
- "Alias – Die Agentin" (Alias, 2001–2006, USA)
- "24" (2001–2010, 2014, USA)
- "Chuck" (2007–2012, USA)
- "Homeland" (2011–2020, USA)
- "The Americans" (2013–2018, USA)
- "Person of Interest" (2011–2016, USA)
- "Jack Ryan" (2018–heute, USA)
- "Slow Horses" (2022–heute, UK)