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Das ist ein massiver Schock,- die  wichtigen Aufnahmen eines aufwändigen Drehtages haben laufend Bildstörungen. Immer wieder ziehen sich blaue, graue oder violette verpixelte Streifen vorzugsweise mitten durch das Gesicht der Moderatorin oder das Hemd des interviewten Geschäftsführers. Nein, retuschieren wird man das nicht können, viel zu aufwändig, noch mal den Drehtag wiederholen, wäre zu teuer. Kann man sich über Zwischenschnitte retten? Nun ja, vielleicht, gedrehtes Material ist nicht vorhanden, aber man könnte noch einmal zum Drehort fahren und irgendwelche Zwischenschnitte vom Gebäude etc. aufnehmen. Nicht besonders kreativ, aber immerhin, vielleicht eine Rettungsmöglichkeit.

 

Fehlersuche

Doch wie konnte es überhaupt dazu kommen? Natürlich hat man zunächst die Kamera im Verdacht. Hat sie die Bildinformationen fehlerhaft vom Sensor ausgelesen oder fehlerhaft auf die Speicherkarten geschrieben? In unserem Fall auf Sonys SXS Karten.

Bei der Aufnahme war auf dem Kontrollbildschirm nichts zu sehen. Und eigentlich sind auch die Aufzeichnungsroutinen bei den professionellen Videokameras recht robust. Der erste Test besteht darin, die Dateien direkt von der Speicherkarte mit dem Sony Explorer zu öffnen. Zu unserer großen Erleichterung sind die Aufnahmen auf den Speicherkarten plötzlich fehlerfrei.

 

 

Also wo sind die Störungen hinzugekommen? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten. Zunächst einmal ist das Material auf eine externe, hochwertige Festplatte kopiert worden. Danach wurden die Files im Sony-eigenen Containerformat im Sony Explorer gewandelt in ein MPEG4 Format, um sie bearbeiten bzw. schneiden zu können. Die Kontrolle mit dem Sony Explorer zeigt, dass die Fehler sowohl in den gewandelten MPEG4 Files als auch in den ungewandelten Files auf der externen Festplatte vorhanden sind.

Das kann eigentlich nur bedeuten, dass beim Kopieren auf die externe Festplatte Fehler entstanden sind. Wie ist das denn möglich? Sind digitale Kopien nicht verlustfrei und identisch? Sind sie scheinbar nicht. Es scheint irgendwie auch davon abzuhängen, worauf man die Daten kopiert. Die Externe Festplatte ist eine besonders hochwertige und mechanisch robuste Platte. Wie kann es kommen, dass beim Lesen und Schreiben solche Fehler passieren? Nun es gibt verschiedene Fehlerquellen, welche in Frage kommen. Copy & Paste, (also Steuerung C und Steuerung V auf der Windows Tastatur oder bei Apple "Objekt Kopieren" und "Objekt Einfügen") garantieren nicht für eine einwandfreie Datenübertragung. Im Gegenteil, dabei kann so Einiges passieren.

 

Mögliche Fehlerursachen

 

USB 2 Buchsen liefern eigentlich zu wenig Spannung (bei Towerrechner maximal 500 mA, beim Notebook maximal 100 mA), um damit externe Festplatten zu versorgen. Deshalb hatten viele externe USB 2 Festplatten Kabelpeitschen, mit denen durch zwei USB Stecker Strom (also weitere 100 bzw. 500 mA) für die Platte abgegriffen wurde.

Moderne externe Festplatten mit USB 3 brauchen das eigentlich nicht mehr, weil USB 3 mehr Strom (Notebook 150 mA, Towerrechner 900 mA) liefert. Hängt man diese aber an einen USB 2 Port und kopiert Dateien, kann es sein, dass Spannungsschwankungen auftreten welche zu Datenfehlern führen.

Der Arbeitsspeicher des Hostrechners kann defekt sein. Beim Kopieren werden Datenpakete in den Arbeitsspeicher (RAM) eingelesen und dann auf einen anderen Datenträger geschrieben. Manchmal liegt es auch daran, dass der User seinen Rechner übertaktet hat, deshalb besser wieder runtertakten. Dies kann ebenfalls zu Dateifehlern führen.

Defekte Datenkabel können ebenfalls Probleme bei den Daten verursachen. Dies können die Kabel von einem USB Slot zur Hauptplatine sein oder auch das Datenkabel von der externen Festplatte zum Hostrechner.

Ähnliche Probleme mit der Stromversorgung können auch bei anderen Bus-Systemen, wie etwa eSATA die Datenqualität beeinträchtigen. Dann bekommt das SATA-Interface oder die Platte nicht genügend Strom beim Kopieren über eSATA

Man kann das relativ einfach testen. Wenn beim Kopieren auf die interne Festplatte keine Bildfehler mehr da sind, dann liegt es mit großer Wahrscheinlichkeit am USB2 Port und der zu niedrigen Stromversorgung der externen Platte.

Apples neues 64 Bit APFS Datensystem welches Bestandteil von MacOS High Sierra ist und eigentlich für höhere Datensicherheit sorgen soll, kann unter bestimmten Umständen ebenfalls zu Datenverlusten führen. Der Fehler wurde Apple gemeldet, man darf hoffen, dass er bald behoben sein wird.

 

Profilösungen

Grundsätzlich laufen externe Festplatten, die eine eigene Stromversorgung (Netzteil) haben, an einem USB 2 Port zuverlässiger, weil sie nicht von der Stromversorgung des Hostrechners abhängen. Wenn es gar nicht anders geht, dann sollte man einen aktiven USB Hub verwenden, der die Spannungsversorgung über ein eigenes Netzteil liefert. Doch das ist nur ein Kompromiss, aber keine professionelle Lösung.

 

Man sollte den Rechner, mit dem man Daten kopiert mit keinerlei anderen Aufgaben belasten. Auch nicht nebenbei surfen etc. Außer dem Kopiervorgang sollten alle anderen Aktivitäten eingestellt werden.

Von den Videospeicherkarten bitte immer zunächst nur kopieren, nicht ausschneiden oder verschieben. Erst wenn man sicher ist, dass die Daten sauber kopiert wurden, kann man sie von den Videokarten löschen.

Professionelle Produktionen müssen ja ständig Daten von Videospeicherkarten auf externe Festplatten kopieren. Wenn hier Fehler passieren können ganze Drehtage ruiniert sein. DITs (Digital Imaging Technician) nutzen deshalb auf ihren an Filmsets mitgeführten Notebooks spezielle Kopierprogramme, die bereits während des Kopierens und danach über Quersummen-Check die hundertprozentige Gleichheit der Daten garantieren.

Die Profiprogramme sind meistens kostenpflichtig, so um die 100,- € sind da nicht unüblich. Dafür erlauben sie aber eine sehr präzise Kontrolle und vor allem die Sicherheit, dass man die Videodateien fehlerfrei gesichert hat.

 

Ein kostenloses Programm mit ähnlicher Funktion ist Teracopy, welches allerdings nur für die Windows-Welt existiert. Es vergleicht die Checksummen und kontrolliert, ob die Kopien wirklich identisch waren. Die Pro-Version kostet rund 25,- €.

Die Software lässt sich hier downloaden: https://www.codesector.com/downloads

Mit den genannten Maßnahmen verliert auch das Kopieren von Videofiles wieder seinen Schrecken...

 

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