Kommunikations- und Kunsttheorie
Über Sprache zu forschen, herauszufinden, wie sie sich entwickelt hat, wie gesellschaftliche Veränderungen ihren Niederschlag in den Worten der Menschen finden, hat eine lange Tradition. Auch andere Werkzeuge zur Mitteilung - wie Bilder und Skulpturen oder die Musik - wurden zum Gegenstand der Wissenschaft und Theorie. Es verwundert wenig, dass die theoretische Auseinandersetzung mit dem Film beinahe so alt ist, wie der Film selbst. Früher als man denkt, haben sich Theoretiker dem neuen, fremden Medium zugewendet, aus einer Mischung von Neugier, Angst, Sorge um bestehende Künste oder auch großer Freude heraus.
Die Wirkung der Bilder
Kaum hatte der Film aus den Penny-Arcades und Jahrmärkten seinen Weg in veritable Filmtheater gefunden, begann man intensiv über das moderne Medium nachzudenken. Gerade in seiner Anfangszeit wurde auf vielfältigste Art diskutiert, welche Wirkung, welchen Einfluss die bewegten Bilder, die vorgetäuschte Wirklichkeit denn auf die Menschen haben würde. Dass mit diesen Erörterungen unzählige Warnungen vor Schäden aller Art einher gingen, versteht sich von selbst.
Ästhetik
Doch auch ästhetische Gesichtspunkte insbesondere der Schauspielkunst, der Perspektive und der Montage früher Stummfilme wurden in Künstlerkreisen und Zirkeln bereits sehr kontrovers diskutiert. Die Geschichten mussten allein durch eine klare, universelle Bildsprache vermittelt werden, schließlich war nicht jeder Zuschauer des Lesens mächtig. Die Zwischentitel der Stummfilme waren lediglich eine Beigabe für das gebildete Publikum. Besonders beeindruckte die Theoretiker die völlige Loslösung bisher bekannter linearer Zeitauffassung. Mit Film war plötzlich alles möglich. Aktuelle Kunstrichtungen wie Futurismus, Expressionismus oder Surrealismus fanden ihren Niederschlag auch im Film.
Später, als die technischen Voraussetzungen für den Tonfilm geschaffen wurden, diskutierte man die möglichen künstlerischen und medizinischen Schäden durch Tonfilm. Als er dann doch, lange Jahre nach seiner Erfindung, eingeführt wurde, begannen die ersten Autoren, darüber nachzusinnen, welche Möglichkeiten und Ausdrucksformen dem Film mit dem Ton gegeben wurden.
Der Film als Kunst und Wissenschaft
Filme vereinigen viele der klassischen Kommunikationsmittel der Menschen gleichzeitig in sich und haben zugleich nicht allein durch die zeitliche Dimension (Filmablauf) eigene Gesetzmäßigkeiten. Eine theoretische Auseinandersetzung mit Film und Filmsprache ist gerade wegen der Komplexität des Mediums besonders spannend. Nicht jedem Film liegt ein klares Konzept zugrunde. Vieles, was die Wirkung, die Bedeutung, den Einfluss von Filmen ausmacht, wurde intuitiv und unbewusst gestaltet oder hat sich gar zufällig ergeben.
Oft haben Kreative auf unterschiedlichen Kontinenten, ohne voneinander zu wissen, ähnliche filmsprachliche Lösungen gefunden. In allen wichtigen Filmnationen fanden sich Theoretiker, darunter auch Philosophen und Psychologen, die begannen, den Film mit seinen vielschichtigen Ausdrucksebenen zu untersuchen. Namen wie Rudolf Arnheim, Siegfried Krakauer, Hans Richter, Béla Balázs oder Erwin Panovsky seien hier genannt. 1936 begann in den USA das Metropolitan Museum of Art mit dem Aufbau einer Filmsammlung, ein äußeres Signal, dass der Film endlich als Kunstform akzeptiert wurde.
Filmtheorie erlaubt bis zum heutigen Tage Rückschlüsse, Deutungen und Reflektionen zum Medium allgemein und zu konkreten Filmwerken. Sie gehört damit, gemeinsam mit der ihr durchaus nicht so fernen Filmkritik, zu den wichtigsten Indikatoren für den Stand der Filmsprache. Vor allem aber sollte nicht vergessen werden, dass Filmtheorie auch der Weiterentwicklung des Mediums dient, denn Filmemacher können daraus wichtige Anstöße und Ideen für künftige Filme erhalten.
Filmforschung
Zugegeben, das Wort Forschung wird im universitären Bereich und an Hochschulen häufig recht inflationär gebraucht, man muss also schon genauer hinschauen, wenn man herausragende Arbeiten aufspüren möchte.
Filmtheorie meint eine große Anzahl an Konzepten, Ansätzen und Diskussionen, die sich mit dem Film als Kunstform und als Medium zur Kommunikation beschäftigen. Filmtheorie wird von unterschiedlichsten, zumeist universitären Bereichen wie Filmwissenschaft, Medienwissenschaft, Literaturwissenschaft, Philosophie, Soziologie und Kulturwissenschaften betrieben und ist damit interdisziplinär.
Sie beschäftigt sich mit Fragen zur Produktion, Rezeption, Ästhetik und Wirkung von Filmen, betrachtet technische, ästhetische, dramaturgische und kulturelle Aspekte und natürlich wie Bedeutungsmuster hergestellt und transportiert werden. Die Filmtheorie kennt dabei verschiedene Unterkategorien:
In der Filmgeschichte wird die Entwicklung des Films an sich von den frühen Anfängen bis heute betrachtet. Wichtige Bewegungen, Stile, Regisseure und Werke werden betrachtet und eingeordnet.
Die Filmästhetik betrachtet eher gestalterische Aspekte, wie die Kameraführung, die Montage, die Tonebene, die Lichtstile etc. und widmet sich damit vor allem den Ausdrucksmöglichkeiten des Films.
Die Filmsemiotik ist so etwas wie die Sprachwissenschaft des Films, sie betrachtet die Zeichen und Symbole im Film und analysiert, welche Bedeutungen durch die verschiedenen gestalterischen Elemente erzeugt werden. Die Filmsemiotik beschäftigt sich auch damit, die Aussagen von Filmen zu dechiffrieren.
Darüber hinaus untersucht die Filmtheorie auch gesellschaftliche, politische und ethische Zusammenhänge, Erzählstrukturen, erzählerische Codes und die Rezeption der Filme durch das Publikum.
Weitere Kapitel im Bereich Filmtheorie
Natürlich gehört auch die Kenntnis gestalterischer und technischer Hintergründe zur Filmtheorie dazu.
Hier finden Sie unter Filmgestaltung, Kamera, Licht, Regie, Schauspiel, Ton und Postproduktion wichtige Basics.
Interessante Studien und Arbeiten finden Sie hier: http://filmstudiesforfree.blogspot.de/
Eine Seite mit der Analyse von Farbstellungen populärer Filme finden Sie hier: http://moviesincolor.com/#_=_