Am 25. Oktober 2021 starteten die Medientage München. Auf dieser Veranstaltung kommen viele unterschiedliche Medienmacher*innen einmal jährlich zusammen, um sich zu vernetzen und auszutauschen. Dieses Event ist ein wichtiger Meetingpoint für Expertinnen*innen der aktuellen Medienbranche, die sich im Rahmen des Festivals mit medialen Zukunftsvisionen, neue Perspektiven der Medienbranche sowie aktuellen gesellschaftlichen Diskursen in Medien auseinandersetzen, diese diskutieren und darüber informieren.
Hinsichtlich der Pandemie und ihres Einflusses auf veränderte Bedingungen für Medienproduzent*innen und Medienkonsument*innen stehen die diesjährigen Medientage unter dem Motto New Perspectives und zeigen einen Blick auf die zukünftige Medienlandschaft nach der Pandemie auf.
Dieses Jahr finden Vorträge zu aktuellen Fragestellungen im Bereich von Nachhaltigkeit und Diversität sowie zu Politik, Gesellschaft, Social Media, Werbung, Streaming und vieles mehr statt. Neben den Vorträgen vor Ort gibt es virtuelle Veranstaltungen wie die Masterclasses, in denen Medienexpert*innen ihr Know-How teilen und spannende Insights geben. Zudem sind Extended Reality (XR) Programm, MedienNetzwerk Bayern, Start Into Media, Media Lab Bayern, Creative Perspectives und Expo weitere Highlights dieser fünf Tage, die zum Weiterdenken, Weiterbilden und Networken anregen sollen.
Die Medientage München spiegeln durch ihre thematische Vielfalt, ihr diverses Veranstaltungsangebot sowie vielseitige Teilnahmemöglichkeit die große Bandbreite der aktuellen und sich ständig verändernden Medienlandschaft wider.
Sara Keßling und Tancredi Banone sind für das Movie-College auf den Medientagen und berichten.
Mittwoch, 27. Oktober
Die Medientage 2021 diskutieren nicht nur über die neuen Technologien des Markts und zu welchem Zweck sie verwendet werden, sondern auch, in welche Richtung sich der Medienmarkt bewegen wird. Außerdem konnte man die Neuankömmlinge der Medienszene kennenlernen und wird vorsichtig darauf vorbereitet, sich von manchen Gewohnheiten zu verabschieden.
Panels
What’s new – Ideen für die Audiowelt der Zukunft
Einer der neuen expandierenden Bereiche auf dem App Markt ist Erziehungshilfe für Eltern. Es gibt schon zahlreiche Apps, die mit Gesundheit, Meditation oder allgemeiner Bildung zu tun haben, aber jedoch keine App, die Informationen für eine Verbesserung der Erziehungsfähigkeiten anbietet. Eltern müssen nach diesen Informationen immer noch in Büchern suchen, während alle anderen Bereiche des Lebens schon vor Jahren digitalisiert und vereinfacht wurden. „Family Punk“ ist eine App, die diese Tatsache verändern möchte. Ihr Ziel ist es, Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder zu unterstützen, indem sie eine breite Auswahl von Audiokursen zur Verfügung stellt, die von Expert*innen entwickelt und produziert wurden.
Ein weiteres spannendes Thema war die Entwicklung von hyper realistischen künstlichen Stimmen. Darüber hat der Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) berichtet. Sie haben aufgezeigt, wie einfach es geworden ist, eine synthetische Stimme herzustellen. Solange die Programmierer*innen eine ausreichend hochwertige Aufnahme von einer Stimme haben, können sie ziemlich leicht eine synthetische Version davon herstellen. Mit 120 Minuten Sprachaufnahme kann man schon eine gute Basis aufbauen, und bei 10 Stunden könnte ein Hörer keinen Unterschied zwischen einer echten oder einer synthetischen Stimme erkennen. Diese Technologie steht im Zusammenhang mit „Deep Fakes“, technischen Möglichkeiten, die man einerseits als hochinteressant und zugleich als unheimlich betrachten könnte. Einerseits könnte man diese Technologie für einen positiven Zweck einsetzen, indem man beispielsweise ein weiteres Werkzeug für die Filmindustrie zur Verfügung stellt, andererseits könnte diese Technologie missbraucht werden, um unsere schon jetzt gefährdete Medienumgebung mit weiteren Fake-Information zu verschmutzen.
Als nächstes haben wir über die moderne Beziehung zwischen Zuschauer*innen bzw. Zuhörer*innen und Content Creators erfahren. „Heutzutage ist es keine Einbahnstraße“ mehr, sagten die Vertreter*innen von „Angle Audio“. Diese Firma hat genau untersucht, wie dieses Engagement ein neuer Aspekt von Medien ist und wozu es führen könnte bzw. wie die Menschen von dieser Funktion profitieren könnten. Angle Audio ist eine Social Media Plattform bei der es vor allem um Sprechen und Hören geht. Man kann vielfältigen Räumen beitreten, sich dort austauschen oder einfach nur zuhören.
Wenn man die Plattform „Twitch“ als Beispiel betrachtet, ist es klar inwiefern diese Plattform anderen überlegen ist, wenn man dieses Engagement als Bewertungsskala ansetzt. Angle Audio will genau diese gegenwärtige Interaktion zwischen Usern nutzen, um gezielte und organisierte Gespräche zu ermöglichen. Mit Angle Audio können User ihre eigenen Gemeinschaften aufbauen, die unzählige Zwecke haben können. Alles von „AMA Sessions“ und „Study Groups“ bis zu allgemeinen Diskussionen und einem einfachen Austausch von Meinungen und Ideen.
Rückschau
Am Freitag ging es für uns dann weiter auf den Medientagen. Zum Thema „lustig sein im Internet“ waren der Comedian Shahak Shapira und die Tiktokerin @toxische Pommes und brachten trotz ernsterer Themen auch den Saal immer wieder zum Lachen. Dabei wurde auch über „cancle culture“ und „political correctness“ und ihre Thematisierung in der Comedy-Szene geredet. Zudem sprachen beide Gäste darüber, wo sie ihre individuellen Grenzen von Witzen in Medien sehen, wie ihr familiärer Migrationshintergrund sie in ihrer Arbeit beeinflussen und welche Prinzipien und Werte ihnen in ihrer Arbeit wichtig sind. Des Weiteren diskutierten andere Gäste darüber, wie „wirtschaftlich sinnvoll und kulturell gewünscht“ Künstliche Intelligenz als eigenständige literarische Kraft ist und welche Grenzen beziehungsweise Perspektiven KI im Bereich Journalismus und Publishing aufweisen.
Im abschließenden Diskussionsbeitrag zum Thema Bayern als Filmtechnikstandort wurde über unteranderem über das neu Denken von Produktionstechnik und -betrieb gesprochen und die Abnahme der Langlebigkeit von Gütern durch die Digitalisierung kritisiert. Auch die Staatsministerin für Digitales Judith Gerlach beteiligte sich mit einer Videobotschaft an den Medientagen. Dabei legte sie in ihrer Ansprache unteranderem einen Fokus auf die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit in der digitalen Filmlandschaft und nannte nicht nur die Bedeutung von „Filmtechnik made in Bayern“, sondern zeigte neue Ausbildungsmöglichkeiten auf, deren Berufsbilder Nachhaltigkeit als wichtigen Orientierungspunkt betrachten.
Selbstverständlich zeigt unser Bericht zum Mittwoch und Freitag nur einen Ausschnitt der Medientage München 2021. Eigentlich gab es fünf Tage lang spannende Vorträge und Diskussionsrunden sowie Networking-Möglichkeiten und Neues zur aktuellen Medienlandschaft zu erfahren und entdecken. Verschiedene Vorträge wie „Hass im Netz“, „Mindset vs. Demographie – Was bestimmt die Zielgruppe von morgen?“ sowie „Fakt oder Fake: Wie wir junge Menschen für Desinformation sensibilisieren können“ zogen nicht nur einen großen Umfang an verschiedenen Altersgruppen an, sondern spiegelte dies auch auf der Bühne bei den Moderator*innen und Gäst*innen wieder. Diese Vielfalt im Publikum und auf der Bühne ist sicherlich auch an den anderen Tagen und abhängig der Themen wie Nachhaltigkeit oder Diversität der Fall gewesen. Leider konnten wir jedoch diese Vorträge der anderen Tage nicht besuchen.
Sicherlich wären mehr Besucher*innen gekommen, hätte nicht die Pandemie die Voraussetzungen und Möglichkeiten für solche Events erschwert. Daher war es auch ganz günstig, dass die Medientage München 2021 dieses Mal im Isarforum stattfanden. Denn vereinzelt sah man leere Stände und nur gering besuchte Vorträge, die daran erinnert haben, dass einige Besucher*innen, die nun im Isarforum in echt fehlten, nur virtuell aus dem Homeoffice an den Medientagen teilgenommen haben. Die Live-Übertragungen erzeugten eine strenge Taktung und genaue Koordination, die, wenn auch nur vereinzelt, technische Probleme aufwies, die jedoch schnell behoben werden konnten. Und genau bei einem großen Medialen Event wie die Medientage führt dies authentisch vor Augen, dass hinter vielen neuen Medientechniken und Medienideen immer noch wir Menschen stehen und die Pandemie Medienkonsument*innen aber vor allem Medienproduzent*innen der aktuelle Medienlandschaft zum Weiter- und Neudenken von „New Perspectives“ in den Medien anregt.
Abschließend wollen wir aber festhalten, dass die Medientage München, ob als Face-to-Face-Event in echt, online oder hybrid, ein guter Ort für junge Menschen, Interessierte und Expert*innen ist, um zusammenzukommen und sich mit anderen zu vernetzen, um so die zukünftigen Medienlandschaft mitzugestalten und sie immer diverser zu machen.