Ja irgendwie ist heute fast in Allem Intelligenz drin, doch wozu braucht man und was können intelligente Objektive? Denken wir mal an die Fotoapparate: Früher besaßen Objektive, selbst wenn sie an Kameras mit Automatiken verwendet wurden, gar keine eigene Intelligenz
Wie die Objektive schlauer wurden
Funktionen wie Blendenwerte wurden bei mechanischen Objektiven mit Hilfe von Fühlhebeln an die Kamera weitergegeben, welche daraus dann die Belichtung ermitteln konnte. Umgekehrt wurden beispielsweise die Focussierfunktionen bei Autofocus mechanisch von der Kamera per Fühlhebel an das Objektiv weitergegeben. Das war pure Mechanik,- die Intelligenz saß allein in der Kamera. Dies galt nicht nur für Fotoobjektive, auch die Objektive von Videokameras waren zunächst auf die Steuerung der Kameras angewiesen.
Das hat sich in den letzten Jahren gründlich verändert, Objektive besitzen inzwischen eigene Elektronik, etwa um den optischen Bildstabilisator oder den Autofokus zu steuern oder schlicht der Kameraelektronik weiterzugeben, welche Abbildungsfehler des Objektivs auf welche Weise kompensiert werden müssen. Hierfür haben die verschiedenen Objektiv,- und Kamerahersteller unterschiedlichste Protokolle entwickelt, damit sich die Geräte auch miteinander verständigen können.
Am einfachsten geht das bei Kameras mit fest verbauten Festbrennweiten oder Zooms, also ohne Wechselbajonett. Hier kann man die Datensteuerung und Stromversorgung einfach fest verdrahten. Schwieriger wird es bei Systemkameras, wo die Informationen über zumeist vergoldete Kontakte zwischen Objektiv und Kamera ausgetauscht werden müssen. Innerhalb der Systembestandteile eines Herstellers funktioniert der Austausch an Informationen mit geeigneten modernen Objektiven dann zumeist problemlos.
Elektronik zum Informationsaustausch
Inzwischen geht es längst nicht mehr nur um die Steuerung von Autofocus, Stabilisierung oder Blende. Selbst rein mechanische Objektive werden inzwischen mit eigener Intelligenz ausgerüstet. Wenn man mit digitalen Kamera Aufnahmen macht, ist es oft erstaunlich, was die hochwertigeren Geräte alles an Informationen zu einem Foto sammeln und in Form von Metadaten auch abspeichern. Da werden nicht nur Datum, Uhrzeit und Objektivart abgespeichert, sondern viele weitere Informationen, wie etwa die Brennweite und der Typ des Objektivs.
Es versteht sich von selbst, dass nur moderne Objektive diese Informationen auch an die Kamera und damit an die Metadaten weitergeben, ältere manuelle Objektive bleiben für die Kamera quasi UFOs,- "Unbekannte fotografierende Objekte". Für die Information zur Brennweite kann man dann beim Spielfilmdreh sicher noch auf den Cutterbericht oder das Script zurückgreifen, doch damit ist es auch getan.
Informationen jenseits von Brennweite und Blende
Jahrelang sah es so aus, als würden sich die Hersteller von Primes, also Festbrennweiten für professionelle hochwertige Videokameras sich allen Digitalisierungsversuchen widersetzen. Doch in den letzten Jahren hat man auch in den altehrwürdigen Objektivschmieden die Aufgaben von präzise gefassten Linsengruppen neu gedacht.
Angesichts der vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten in der Postproduktion macht es durchaus Sinn, auch an manchen Filmsets genauere Informationen zur Aufnahme abzuspeichern. Insbesondere bei Kombinationen mit anderen Aufnahmen (Compositing) sowie mit CGI ist es enorm hilfreich, wenn man nicht nur die Brennweite und Blende sondern auch Schärfeeinstellung und mögliche Abbildungsfehler des Objektivs zu der jeweiligen Aufnahme festhalten kann.
Auf diese Weise ist es viel einfacher, die hinzugefügten Aufnahmen oder auch Animationen an die optischen Eigenschaften der am Filmset entstandenen Aufnahmen anzugleichen. Damit in diesem Bereich nicht lauter proprietäre Systeme der jeweiligen Hersteller den Austausch erschweren, haben sich 2017 weltweit führende Unternehmen wie Panavision, RED Digital Cinema, Canon, Blackmagic Design, Leica (CW Sonderoptic), Sony und Zeiss auf das von Cooke entwickelte, offene /i Metadaten-Protokoll geeinigt. Dieses findet bei Objektiven mit PL-Mount Anwendung.
Bei Zeiss nennt sich das "eXtended Data" und kann Verzeichnungen, Abschattungen etc. per /i-Technologie, einem von Cooke (Taylor & Hobsen) entwickelten Protokoll festhält. Bei Zeiss gibt es neben der Kommunikation mit der Kamera auch noch die parallele Variante, die Metadaten des Objektivs über einen separaten kleinen Hirose-Anschluss am Objektiv auf Ambients MasterLockit Geräte zu übertragen. Damit kann man mit diesen Daten auch dann arbeiten, wenn die Kamera das /i-Technoligie Protokoll gar nicht beherrscht.