Sound Devices 744T
Die Mischpulte von Sound-Devices haben einen guten Ruf, nicht zuletzt wegen ihrer hervorragenden Mikrofonvorverstärker und der soliden Verarbeitung. Dieses Knowhow gibt es auch in Kombination mit Aufnahmefunktionen, die 4 in der Typenbezeichnung 744T steht für vier Aufnahmespuren, die bei diesem Gerät in ultrakompakter Bauweise vereint sind. Damit eignet sich das Gerät nicht nur für szenische Projekte sondern auch für Dokumentarfilme.
Die Kompaktheit verdankt das Gerät vor allem der Bedienphilosophie, viele Funktionen, die etwa bei den Mischpulten auf dezidierte Schalter gelegt sind, wurden beim 744T in die Menüebenen verlagert. Diverse Funktionen wie etwa das Zuschalten von Phantomspeisung lassen sich auch über Tastenkombinationen einstellen. Grundsätzlich lässt sich dieses Bedienkonzept aber durch eigene Presets ganz gut in der Praxis anpassen.
Außerdem hat das Gerät nur zwei Pegelregler, über die man die Kanäle 1 und 2 direkt regeln kann. Die Aussteuerung kontrolliert man über vier mal 19 LEDs, die für die jeweiligen Kanäle zuverlässig den Pegel anzeigen und wie alle digitalen Anzeigen bei 0 dB enden. Man muss sich also seinen Headroom (Sicherheitsbereich) selbst einstellen, der sollte bei etwa -9 dB liegen.
Für die Eingänge 3 und 4 muss der Gain über die Software im Setup eingestellt werden, man geht davon aus, dass hier der Ausgang eines anderen Mischpultes oder die Empfänger von Funkstrecken angeschlossen werden. Für das permanente Auspegeln von Tonquellen sind diese Eingänge nicht direkt am Gerät über Drehpotis kontrollierbar.
Ein Tongenerator ist selbstverständlich auch eingebaut, mit dem man das Gerät auch an andere Geräte anpassen oder auch einfach einen Referenzton auf das Speichermedium aufzeichnen kann. Letzteres ist allerdings eine nicht mehr so notwendige Übung, da man ja in der Regel die Aufnahmen digital weiterverarbeitet.
Die Eingänge
Auf der linken Seite sieht man gleich die zwei normalen XLR Eingangsbuchsen. Arbeitet man mit analogen Mikrofonen, kann man hier jeweils auf Kanal 1 und 2 aufzeichnen. (Natürlich kann man hier auch Line-Signale anschließen, falls man externe Quellen verwendet) Nur diese beiden Eingänge stellen auch auf Wunsch 48 Volt Phantomspeisung bereit.
Arbeitet man mit digitalen Mikrofonen, können über eine XLR Buchse jeweils gemäß AES3 Norm zwei Kanäle eingespeist werden, die zwei XLR Buchsen können also vier digitale Signale aufnehmen.
Ebenfalls links sind zwei weitere Eingänge im Mini XLR Format, auch TA3 genannt, diese haben jedoch nur Line-Empfindlichkeit, hier könnte man also zum Beispiel ein externes Mischpult oder Funkstrecken-Empfänger anschließen, die ein Line Ausgangssignal bereitstellen. Wenn man beispielsweise eine Funkstrecke hier anschließt, ist es wichtig, den Ausgang der Funkstrecke auf Maximum zu stellen und im Sound Sevices Menü unter Eingang 3 oder 4 den Gain auf Plus 18 DB hochzuregeln. Sonst sind die Signale der meisten Funkstrecken zu schwach.
Auf der rechten Gehäuseseite gibt es übrigens auch noch mal digitale Eingänge auf BNC Buchsen.
Der Rekorder
Das Gerät zeichnet auf die interne Harddisk, eine externe Flash-Speicherkarte oder eine externe über Firewire angeschlossene Harddisk auf. Harddisk und Speicherkarte können parallel genutzt werden, wodurch eine hohe Datensicherheit gewährleistet ist. Die maximale Aufzeichnungsdauer ist abhängig von der eingebauten Harddisk, je nach Gerät kann diese zwischen 40 und 160 Gb serienmäßig sein, von der Software her wäre aber auch bis zu 2 TB möglich, (auch SSD) die man per Umbau nachrüsten könnte. Laut dem Hersteller akzeptiert der Rekorder alle Typ I und II CF Karten. Will man viele Spuren gleichzeitig mit hoher Sample-Rate aufnehmen, sind schnelle Karten zu bevorzugen.
Die Bittiefe (Wortbreite) ist zwischen 16 und 24 Bit wählbar, wobei 24 Bit einfach mehr Aussteuerungsspielraum bietet und deshalb für Filmzwecke vorzuziehen ist. Die Samplerate ist auch in einem weiten Bereich einstellbar, üblich sind hier im Filmbereich 48 KHz.
Selbstverständlich besitzt er Vordämpfer, Limiter, Filter, all die Funktionen die man für Location-Sound so dringend benötigt.
Man kann (bei 48 KHz Samplerate) bis zu 10 Sekunden Pre-Recording einstellen, ein Feature was besonders im Dokumentarbereich hilfreich ist, wenn unvorhergesehene Dinge geschehen.
Das T am Ende der Bezeichnung 744T bedeutet, dass das Geräte Timecodefähig ist, gerade wenn man dokumentarisch dreht, ein wichtiges Feature.
Die Bedienung ist, wenn man denn alle Einstellungen im Menü einmal gemacht hat, denkbar einfach. Eine Rekord-Taste startet die Aufnahme, eine Stop-Taste beendet sie. Mit FF und RW kann man vor,- oder zurückspulen.
Man kann mit den Aufnahmen auch Metadaten aufzeichnen, etwa den Filmtitel oder sonstige Informationen, die bei der Weiterverarbeitung nützlich sein könnten. So ist es auch möglich Szenen und Takenummern einzugeben, ob man das dann auch tut ist abhängig davon wie gerne man sich im Menü bewegt.
Abhören
Der Kopfhörer ist mit 3,5mm Miniklinke ausgestattet und erlaubt sowohl normale L&R, als auch MS Abhörmatrix sowie die eher exotische SoundField B-Format Surround-Abhörmatrix.
Aufnahmefehler beim Aufzeichnen werden durch akustische Warnsignale im Kopfhörer gemeldet. Das kann insbesondere bei zu heftigen Erschütterungen der Fall sein, dann zeichnet die interne Festplatte nicht mehr zuverlässig auf.
Auch ein leerer Akku wird akustisch angekündigt. Auf Wunsch, das ist im Menü einstellbar, wird auch Aufnahmebeginn und Ende durch ein kurzes Signal im Kopfhörer signalisiert. Ein zusätzliches Sicherheitsfeature, im rauen Drehalltag.
Praktische Bedienungshilfen
Nein, die Menüstruktur ist gar nicht schlecht, aber bei fast 100 Menüpunkten muss man doch ganz schön viel scrollen, bevor man die gewünschte Einstellung vornehmen kann. Und wenn man dann noch wegen der Schutztasche schlecht an das Drehrad auf der rechten Gehäuseseite heran kommt, wird es mühsam. Doch dafür haben sich die Hersteller des Gerätes ein paar pfiffige Dinge einfallen lassen. Besonders hervorzuheben: Die Shortcuts. Man kann mit bestimmten Tastenkombinationen schneller an die die jeweilige Einstellmenüs gelangen.
Drückt man etwa "Stop" und "HDD" gleichzeitig, verhält sich das 744T bei mit Firewire angeschlossenem Computer wie eine externe Festplatte und man kann so einfach die Aufnahmen überspielen.
Drückt man "Stop" und "<<" gleichzeitig, wird die letzte Aufnahme gelöscht.
Drückt man "Stop" und ">>" werden versehentlich gelöschte Aufnahmen wiederhergestellt.
Will man schnell zusätzliche Eingänge und Spuren aktivieren, so genügt es, gleichzeitig auf "Input" und einen der vier um das Display angeordneten Knöpfe zu dürcken, dann werden unterschiedlichste Auswahlkonfigurationen angeboten.
Im Setup-Modus kann man mit der "Stop"-Taste und der "Input" Taste diverse Variationen von Eingang und Routing einstellen ohne in die Menüs einsteigen zu müssen.
Akkus & Co
Was die Stromversorgung angeht, so bietet der 744T einen Akkuschacht in welchen die gängigen Sony L-type Akkus hineinpassen, die Sony Originalbezeichnung ist NP-F970. Die Sony Akkus sind allerdings mit ca. 200,- Euro recht teuer, preiswerter sind Dritthersteller, wo man Akku und Ladegerät auch schon für 60,- Euro bekommen kann.
Die Akkus sind weitgehend mit dem Original vergleichbar, das beiliegende Ladegerät aber so unterdimensioniert, dass man lange Ladezeiten in Kauf nehmen muss. Da entsteht für Profis schnell ein Problem am Drehort. Hier lohnt sich dann der Kauf eines Schnellladegerätes wie das Sony AC-VQ1051D. Alternativ kann man auch über die externe Stromzufuhr etwa einen NP1 Akku mit Adapter nutzen, das Sound Device schluckt bis zu 18 Volt Gleichspannung.
Profi-Tonleute schwören darauf, über die Hirose Buchse neben dem Akku eine weitere Akkuquelle anzubieten, damit das Gerät nicht bei leerem Akku miten in einer Aufnahme abbricht.
Eine Tasche lohnt sich auf jeden Fall, denn sowohl der CF Kartenslot, als auch diverse Buchsen bieten Einfallstore für Staub, Sand etc. In besonders staubigen Umgebungen unbedingt abkleben, das erhöht den Schutz definitiv. Allerdings haben die kleinen Taschen die eigens für das Gerät gemacht sind, ihre Tücken. Meist kann man den rechten Drehregler mit dem man durch die Menüs scrollen kann, nicht mehr bedienen. Auch lässt sich das Gerät nur schwer aus den Taschen herausnehmen, um den unten angesetzten Akku zu wechseln.
Aus diversen Anwenderberichten weiß man, dass es vorkommen kann, dass man die Plastikknöpfe der Pegelsteller verliert. Hier immer sorgsam sein, wenn möglich, einen Ersatzknopf bei Drehs dabei haben.