Klaus Lemke ist seit den 60ern Guerillaregisseur, der nie Arthouse, dafür aber immer dralles Improvisationskino gepflegt hat. Seine HauptdarstellerInnen waren Laien und schrammten nur allzu oft an den Grenzen der Peinlichkeit vorbei. Doch gerade das machte einen Teil ihrer Attraktivität aus. Zu seinen Entdeckungen gehören Cleo Kretschmer („Die Sweethearts“), Dolly Dollar (Christine Zierl) sowie Wolfgang Fierek. Sie alle haben nie eine Schauspielschule besucht.
Seine Filme haben diesen Atem der Spontanität, man hat förmlich das Gefühl, er hat ein paar Freunde um sich gesammelt, eine Kamera und etwas Licht genommen und rasch was gefilmt. Ein paar Mal wurden kleine Szene-Kultfilme daraus, "Amore", "Arabische Nächte", "Supergirl", "Sweethearts" und andere. Viele Filme wurden auch begonnen und nie fertiggestellt. Einmal hat er sogar einen Adolf Grimme Preis in Silber bekommen, für „Amore“ (1978)
Spontanität als Markenzeichen
Seine Filme hatten eigentlich immer den Charme des Unperfekten, AmateurschauspielerInnen, kein allzu aufwändiges Filmlicht gepaart mit häufig schlichter Kameraführung gehören zu den Erkennungsmerkmalen. Den künstlerischen Gestaltungswillen kann man ihm nicht so einfach attestieren, mehr die unbändige Lust sich immer wieder dem Abenteuer Film zu stellen und seine Figurenkonstellationen vor der Kamera zum Leben zu erwecken.
Klaus Lemke hatte immer auch ein Talent, Menschen für seine Projekte zu begeistern, oft genug auch mit nur geringer oder oder ganz ohne Bezahlung. Die allermeisten seiner Filme sind Münchner,- nein Schwabinger Filme, das Milieu in dem er sich bestens auskennt. Manch einer spricht auch von „Maxvorstadt-Balladen“ schließlich stammen viele Filmideeen direkt von Lemkes Begegnungen mit eigenwilligen Typen in Café, Bars, Lokalitäten in Schwabing und Maxvorstadt.
Und weil viele der Filme billig und schnell ohne Förderung und Drehbuch entstanden, gibt es fast 50 davon. Die Geschichten wachsen während der Dreharbeiten, Lemke lässt sich gerne auf Situationen ein und lässt die Akteure, die ein Stück weit sich selbst spielen, mitgestalten. Es gibt viele Fans, aber auch Viele, die seinen zelebrierten Dilettantismus und die in keine Zeit passenden Rollenklischees übelnehmen. Seine Filme schaffen es zwar nicht auf A-Filmfestivals, doch das Filmfest München bietet ihm seit vielen Jahren ein wichtiges Forum.
Er ist ein Phänomen, verwurzelt in seinem Lieblingsquartier. Nun wird er 80. Klaus Lemke ist schwer zu beschreiben, ist Chaot, hält sich an keine Regeln, inszeniert sich selbst als "enfant terrible", will auch im Alter noch ein Wilder sein und hat eine tiefsitzende Ablehnung Filmförderungen gegenüber. Offensichtlich ist diese Ablehnung gegenseitig und hat ihm mit der Vorgabe der Auswahlgremien, Drehbücher als Grundlage für Förderentscheidungen zu verlangen, den Zugang zu größeren Budgets konsequent verwehrt.
Das hat den Deutschen Meister des Improvisationsfilms nie davon abgehalten, immer neue Filme zu verwirklichen. Und er will längst noch nicht aufhören...