Messung
Im Laufe der Entwicklung unterschiedlichster Aufnahmegeräte für den Ton wurde auch eine Vielzahl von Aussteuerungsmessern entwickelt, die im wesentlichen alle die Aufgabe erfüllen, den Pegel des Eingangssignals optimal an das Aufnahmemedium anzugleichen. Denn weder ein zu schwaches noch ein zu starkes Signal ist für die Tonaufnahme erstrebenswert.
An dieser Stelle wollen wir Euch nicht die physikalischen Begründungen erläutern, aber die Funktion der verschiedenen Anzeigen, damit Ihr wisst, welcher Pegel eingestellt werden sollte, um optimale Aufnahmen zu erzielen.
Grundsätzlich hängt die Anzeigeart auch damit zusammen, ob Ihr analog oder digital aufnehmt. Während man bei der Aufnahme auf Magnetband (analog: Schmalband, Multitrack, Kassettenrekorder) eine Skala vorfindet, die über 0 dB hinausgeht, enden die Anzeigen digitaler Medien (DAT, ADAT, Cantar, Zoom, Sound Devices, Tascam, Fostex etc.) in der Regel bei 0 dB. Das hat gute Gründe und die sollte man stets genau zu unterscheiden wissen. Heute wird an Filmsets und auch sonst eigentlich zu 99% digital aufgenommen. Wie man hier aussteuert, wird im nächsten Abschnitt erklärt. Wie man analoge Aufnahmen aussteuert, findet Ihr weiter unten.
Die Anzeigen & Aussteuerung digitaler Geräte
Digitale Aufnahmen verzeihen keine Übersteuerung. Sobald der Tonpegel etwa eines Mikrofons über die 0 dB hinaus geht, ist im Ton nur noch digitales Knistern zu hören. Aus diesem Grunde muss man unbedingt verhindern, dass dies passiert. Da die Skalen für die Aussteuerung bei digitalen Geräten nur bis 0 dB reichen, muss man also den Pegelregler des Aufnahmegerätes oder Mischpultes so einstellen, dass die Pegelanzeige ausreichend Sicherheitsraum vor dem 0 dB Punkt hat. Man nennt diesen Sicherheitsbereich Headroom.
Ein gängiger Sicherheitsbereich etwa für Filmtonaufnahme sind 8-12 dB. Das bedeutet konkret, dass die digitale Pegelanzeige des aufzunehmenden Signals beim Aussteuern (etwa bei einer Sprechprobe eines Schauspielers oder Sprechers) maximal bis -9, -8 oder -12 dB ausschlagen soll. Damit ist das Tonsignal laut genug um einen kraftvollen Ton aufzuzeichnen und gleichzeitig mit so viel Sicherheitsbereich bis zu den 0 dB ausgestattet, dass es höchstwahrscheinlich nichts ausmacht, wenn unser Sprecher auch mal etwas lauter als in der Probe spricht. Wie gesagt, alles was unter 0 dB bleibt ist Okay. Man muss sich heutzutage nicht davor fürchten, einen Headroom von -9 bis -12 zu nutzen, die Vorverstärker der meisten hochwertigen Geräte sind so rauscharm, dass es nicht mehr notwendig ist, wie bei den alten Foxtex DAT-Recordern den Headroom bis auf -6 dB zu verringern. Bei den 32 Bit Fließkomma-Geräten erübrigt sich diese Diskussion weitgehend, weil man diese praktisch gar nicht übersteuern kann.
Die Anzeigen & Aussteuerung analoger Geräte
Der Zeiger des VU-Meters sollte idealerweise möglichst hoch ausschlagen, aber nicht über die 0 dB Marke hinausgehen. Während der Proben steuert der Tonmeister den Pegel (mit einem Regler am Tonbandgerät oder Mischpult) entsprechend aus, um möglichst viel Pegel aufzuzeichnen, ohne jedoch das Band zu übersteuern. Der zumeist rot gekennzeichnete Bereich sollte Tabu bleiben.
Achtung! Aufgrund der mechanischen Trägheit der Instrumente haben sie einen Vorlauf, den so genannten Lead (s. Online-Seminar). Dieser zeigt gewissermaßen mehr an, als eigentlich an Spannung anliegt und kompensiert bei normalen, dynamischen Tonsignalen die Trägheit des Instruments. Er führt aber, wenn man etwa einen starren Messton (1kHz etc.) auspegelt, zu einer zu hohen Anzeige, also zu Fehlergebnissen.
Da analoge Tonträger gewisse Toleranzen haben und auch leichte Übersteuerung vertragen können, ist eine Aufnahme nicht unbedingt unbrauchbar, falls der Zeiger doch in den roten Bereich hineingeraten ist. Diesen oberen Spielraum nennen wir Headroom (Abb.: Orange). Die Skala oberhalb der 0 dB geht daher in der Regel bis +3 oder +6 dB.
Ab einem bestimmten Punkt beginnt aber das analoge Material in einem Maße zu verzerren, das Ihre Aufnahme unbrauchbar werden lässt. Man spricht auch davon, dass man in die Sättigung hinein gerät, leichte bis schwerere Verzerrungen sind die Folge. Daher bitte möglichst unter der 0 dB Marke bleiben. (Der Bereich oberhalb der 0 dB Grenze ist übrigens nur bei analogen Geräten vorhanden, digitale Aussteuerungsanzeigen enden stets bei 0 dB. Hier muss der Headroom vom Anwender selbst festgelegt werden, er liegt dann bei -8, -9 oder auch -12 dB. )
Spitzenspannungsmessung
Neben den einfacher aufgebauten VU-Metern gibt es auch die deutlich aufwändigeren Spitzenspannungsanzeiger (Modulometer). Diese sind in den meisten Fällen ebenfalls Zeigerinstrumente, die aber ohne die vorab erwähnten Trägheitsphänomene (und deren Kompensation) stets den aktuellen Signalwert anzeigen.
Solche Instrumente fanden etwa in der analogen Schmalband- Nagra oder auch der analogen Stellavox Verwendung. Sie geben stets aktuelle und präzise Auskunft über die Sättigung bzw. Übersteuerung des Bandmaterials.
Spitzenspannungsmesser gibt es natürlich auch als Balkenanzeige mit LED oder Fluoreszenzelementen. Je mehr einzelne Elemente zur Anzeige zur Verfügung stehen, desto genauer ist auch das Messergebnis ablesbar.
Professionelle Peakmeter arbeiten mit ca. 200 Elementen für die Anzeige, erlauben es, die Spitzenwerte für kurze Zeit zu speichern (Peak-Memory), damit man diese besser ablesen kann.
Ganz gleich, welches Anzeigeinstrument Sie auf Ihrem Tongerät vorfinden. Bei analoger Aufnahme (Magnetband) gilt grundsätzlich: Möglichst hoch auspegeln, aber dennoch unter 0 dB bleiben.
Der Headroom oberhalb 0 dB sollte möglichst unberührt bleiben. Ausnahmen stellen Aufnahmen dar, bei denen der Lautheitseindruck durch gezieltes Verzerren unterstützt werden soll. Wenn etwa ein Türknallen oder ein Schuss besonders "Laut" klingen soll, kann es bei analoger Aufnahme (nicht bei digitaler!) sinnvoll sein, etwas in die Übersteuerung zu gehen.