Die berühmten Red Carpets gehören zu den Pflichtveranstaltungen bei Premieren, Festivals etc. Sie dienen der Beweissicherung, dass die Stars und Promis auch wirklich dort waren. Da die Teppiche selbst nicht unempfindlich sind, werden sie zumeist erst kurz vor den Veranstaltungen ausgerollt, bei Filmfestivals oft erst einen Tag vor Beginn.
Ganz gleich, welche festliche Veranstaltung, sie hat erst dann wirklich stattgefunden, wenn medial darüber berichtet wird. Und da man unter Medien heute sehr vieles versteht, gibt es Fotos, Videos, Audio, Blogs, Posts und mehr von diesen Events teilweise live, teilweise erst am nächsten Tag oder gar Wochen später. Neben professionellen Kamerateams mit hochwertigen Kameras und Tonangeln finden sich hier auch immer wieder One-Man/Woman Teams mit Handy, die für irgendwelche Online-Magazine Kurzinterviews führen und so originelle Fragen stellen wie: "Wie fühlen Sie sich?"
Bei den Filmfestivals und Filmpreisen hat sich der rote Teppich ganz klar als Standard etabliert, vermutlich ein Erbe aus der schillernden Opernwelt des "Fin de Siecle", dem Ende des 19ten Jahrhunderts. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Andersartigkeit der Personen, die auf ihnen gehen, hervor zu heben. Und natürlich gibt es immer auch Wege und Zugänge ohne den roten Teppich, für die Normalsterblichen quasi. Die müssen ja auch irgendwie in das Gebäude gelangen, um an dem Event, den Filmpremieren etc. teilzunehmen.
Rote Teppiche durchschreitet man natürlich nicht zügig, sondern man verweilt, wendet sich den Fotografen zu, geht ein paar Schritte vor, dann wieder zurück, spricht vielleicht kurz mit einzelnen Medienvertretern an der Absperrung, wenn diese wichtig genug sind oder vielleicht besonders freundlich gerufen haben. Selbstverständlich achtet Jemand vom Protokoll, also der Organisation der Veranstaltung darauf, dass die Promis nach und nach den Teppich betreten, da kann bei den Limousinen auch schon mal ein kleiner Stau entstehen, weil man im Auto auf den großen Auftritt warten muss.
Man unterscheidet den roten Teppich vor dem Gebäude, in dem die Veranstaltung stattfindet und wo die Promis aus den Fahrzeugen aussteigen von dem roten Teppich im Innern des Gebäudes, wo sie vor einer Foto-Wall für die Fotografen posen.
Wenn man nicht gerade aus Solidarität wegen #metoo den Temperaturen angemessene Kleidung trägt, sind die Promis zumindest in den kälteren Monaten grundsätzlich viel zu dünn gekleidet. Heizstrahler wie beispielsweise vor dem Berlinale-Palast, versuchen dieses Missverhältnis ein wenig auszugleichen. Skandinavische Winterjacken sind einfach nicht fotogen und keineswegs für Titelseiten oder Szene-Magazine geeignet. Da sind Sommerfestivals eindeutig im Vorteil.
Mediale Abdeckung als Währung
Das Aussteigen aus den Fahrzeugen ist inzwischen bei den meisten Festivals so wichtig, dass man, wie etwa bei der Berlinale, die Absurdität nicht scheut, dass die gleichen Promis, die am Teppich aussteigen, gerade 30 Meter nebenan aus dem Hotel gekommen und in das Auto eingestiegen sind. Promis müssen einfach aus noblen Karossen steigen. Punkt. Logik hin, Logik her. Nebenbei freut es den Autohersteller, der die Limousinen für das Event sponsert, der ist dann nämlich in den Abendnachrichten optimal in Szene gesetzt.
Bei Abendveranstaltungen gibt es rund um den roten Teppich selbstverständlich Filmscheinwerfer, welche genügend Licht produzieren, dass die Videokameras bestenfalls noch kleine Headlights brauchen, falls irgendein Promi sich mal zu einem kurzen Mini-Statement hinreißen lässt. Denn die Ränder sind weniger gut ausgeleuchtet als die Mitte des Teppichs und so braucht es dann eine Aufhellung. Mehr eigenes Licht dürfen die Kamerateams auch nicht mitbringen, eigene Lichtstative sind Tabu. Da haben es die Fotografen mit ihren Blitzlichtern etwas einfacher.
Auch bei den Positionen der Pressevertreter-innen und Teams gibt es Unterschiede. Große Sender etwa, die breit über das Event berichten, bekommen die besten Plätze zugewiesen und richten sich am Teppich, manchmal auch mit zusätzlichem Kran mit Remote-Head, mit mehreren Kameras ein. Manche betreiben sogar eigene kleine Studios oder Moderatoren-Boxen mit Blick auf den roten Teppich. Andere nehmen kleine Trittleitern mit, um über die Köpfe der Anderen hinweg bessere Fotos aufnehmen zu können.
Selbstverständlich gibt es an den Seitenrändern des roten Teppichs Absperrungen sowie auch Security-Leute, welche sicherstellen, dass die Promis zwar umjubelt und heftig von Blitzlichtgewitter umgeben, aber ansonsten unbehelligt, ins Gebäude gelangen können.
Rote Teppiche sind nicht billig, insbesondere, wenn sie auch im Außenbereich Wind und Wetter aushalten müssen. Regelmäßige Events besitzen eigene Teppiche, die dann bis zum nächsten Mal eingelagert werden und nach jahrelangem Gebrauch nicht wirklich rot mehr sind, oder sie mieten sie an bei Event-Ausstattern, die auch die Rigs für die Scheinwerfer etc. mitbringen. Auf jeden Fall reißen die roten Teppiche, Absperrungen und Personenleitsysteme ganz schöne Löcher in die Budgets der Veranstalter, doch sie sind unverzichtbar, um einer Veranstaltung den den nötigen Glanz zu verleihen.
Fotowall
Die Fotowall im Innern des Gebäudes selbst ist ebenfalls ein wichtiges Element der Gesamtfinanzierung derartiger Events, die Sponsoren werden nämlich neben den Logos der Veranstalter ebenfalls visuell sichtbar und erscheinen damit automatisch mit den Promis auf den Fotos. Abgesehen davon kommen die Promis ja vor allem, um vor der Wall fotografiert zu werden. Natürlich gilt für derartige Veranstaltungen ein Dresscode, in Cannes werden Frauen, die keine hohen Absätze tragen und Männer ohne dunklen Anzug auch gerne vom roten Teppich verbannt. Von einigen Promis geht das Gerücht, dass sie nicht nur Stunden, sondern bereits mehrere Tage vor dem Event damit beschäftigt sind, Makeup, Haare und Kleidung vorzubereiten.
Die Presseabteilungen der Events geben an die Pressevertreter meistens auch Listen mit Namen und Fotos der Promis und lokalen Politiker aus, die erwartet werden. Die Fotografen kommen übrigens nicht alleine, sie haben meistens eine Assistenz dabei, die die abgelichteten Personen, die man vielleicht nicht so kennt, dezent nach ihren Namen fragt.
Je nach Organisation des Events gibt es auch optional Foto-Calls, also eine Terminliste, etwa wann sich welches Filmteam samt Schauspielern vor der Fotowand einzufinden hat, damit man Gruppenbilder zu den einzelnen Filmen schießen kann. In der Regel beschäftigen die Veranstalter auch eigene Fotografen, um die Bilder des Events auch möglichst schnell auf der eigenen Webseite publizieren zu können.
Alles in allem ist also der rote Teppich eine recht komplexe Veranstaltung, die lange im Voraus geplant, organisiert und für die Gäste sowie die Presseverteter-innen möglichst optimal in Szene gesetzt sein will. Hier unser Video von einem der roten Teppiche des Münchner Filmfests.