Deutschland in der Zeit des Nationalsozialismus
In Deutschland war die gesamte Filmproduktion den Begehrlichkeiten der Nationalsozialisten unterworfen, Filme wurden grundsätzlich gemeinsam mit dem Propagandaministerium abgestimmt. Das kreative Filmschaffen kam weitgehend zum Erliegen, viele Filmschaffende und Autoren wurden mit Berufsverbot belegt. So schrieb etwa Erich Kästner unter dem Pseudonym Berthold Bürger später das Drehbuch zu "Münchhausen". (s.u.)
Die verschiedenen existierenden Wochenschauen wurden alle zu einer einzigen, vom Propagandaministerium zentral gesteuerten deutschen Wochenschau zusammengefasst.
Riefenstahl
Eine bedeutende Rolle im Dokumentarfilm spielte etwa Leni Riefenstahl, die durch filmische Überhöhung und kunstvolle Kamera- und Schnitttechnik den Nationalsozialismus besonders effektvoll in Szene setzte. Nach dem Krieg behauptete sie stets, unpolitische Filme gemacht zu haben, auch wenn ihre Filmästhetik der nationalsozialistischen Diktatur nützte.
- "Sieg des Glaubens" (1933)
- "Triumph des Willens" (1935)
Sie war Göbbels und Hitler durch ihr Regie-Debüt "Das Blaue Licht" (1932) aufgefallen.
Über die olympischen Spiele drehte Leni Riefenstahl im Auftrag des Propagandaministeriums einen aufwändigen Dokumentarfilm "Fest der Völker" (Teil 1) und "Fest der Schönheit" (Teil 2).
Das Filmteam bestand aus 300 Leuten, das Drehverhältnis war 1: 67. In dem Film findet eine erotische Inszenierung und Mythisierung statt und die Sportler und Wettkämpfe werden äußerst geschickt, heroisierend und rhythmisierend montiert. Die sich stets als unpolitisch darstellende Riefenstahl ließ den Film am 20.4.1938, Hitlers Geburtstag, in Berlin uraufführen.
Emigration
Zahlreiche Filmschaffende, man spricht von über 1600, verließen Deutschland und / oder Österreich und gingen in Nachbarländer oder in die USA. Max Ophüls, Robert Siodmak, Fedor Ozep, und Richard Oswald etwa gingen nach Frankreich. Fritz Lang, Peter Lorre, Billy Wilder, Bertolt Brecht und der Komponist Hanns Eisler gingen in die USA.
2. Weltkrieg
Ein weiteres Mal im vergangenen Jahrhundert ist Deutschland verantwortlich für einen menschenverachtenden Krieg. Als die Deutschen Truppen Frankreich besetzen, verlassen einige der wichtigsten französischen Regisseure wie René Clair, Julien Duvivier und Jean Renoir, Frankreich und gehen in die USA.
Unterhaltung = Propaganda
Der Wunsch zur Beeinflussung der Massen wird in Deutschland ganz intensiv durch das Kino umgesetzt, die Filme sollten die Menschen von der grausamen Realität von Verfolgung und später Krieg ablenken. Die meisten Filme leisteten in Form von unbedarften, oft heiteren Unterhaltungsfilmen ebenso perfide Propaganda wie die vordergründig denunzierenden Streifen wie "Jud Süß" (1940).
Kurz vor Ende des Krieges wird der erste "Einstreifige"- Farbfilm (Agfacolor-System) in die Kinos gebracht, "Münchhausen", (Regie: Josef von Baky, 1943) Das bisherige Farbverfahren aus Amerika (Technicolor) arbeitete mit drei Schwarzweißfilmen, die parallel drei verschiedene Farbauszüge aufnehmen.
Anfang der 40er Jahre entstand eine Handvoll Propagandafilme, welche die Bevölkerung auf den bis dahin noch geheim gehaltenen systematischen Mord an Juden und Geisteskranken vorbereiten sollten.
Beispiele:
- Wolfgang Liebeneiner, "Ich klage an" (1941)
- Veit Harlan "Jud Süss" (1940)
- Erich Waschneck "Die Rothschilds" (1940)
Dreharbeiten zwischen Trümmern
Zu einer Zeit, in der das NS-Deutschland allmählich zerstört wurde, zeigte man am 5. März 1943 erstmals das enorm aufwändige Filmmärchen "Münchhausen". Das Drehbuch hatte unter Pseudonym der Kriegsgegner Erich Kästner geschrieben, der im Freundeskreis erzählte, dass er den Auftrag für das Drehbuch über den Lügenbaron vom "größten Lügner der Welt" bekommen habe. In diversen Dialogen hat Kästner kritische Hinweise auf das NS Regime versteckt. Beispielsweise lässt Kästner Casanova in einer Szene sagen: "Seien Sie trotzdem vorsichtig! Die Staatsinquisition hat zehntausend Augen und Arme. Und sie hat die Macht, recht und unrecht zu tun, ganz wie es ihr beliebt." Der Film wird ein großer Erfolg in den Kinos.
Ein weiterer, noch heute alljährlich in den Fernsehprogrammen gespielter Film, "Die Feuerzangenbowle" (Regie: Helmut Weiß, 1943) entstand im zerbombten Deutschland. "Altes Herz wird wieder jung" (1942/43). Die Feuerzangenbowle spielt in dem verträumten Städtchen Babenberg, das so im vom Krieg zerbombten Deutschland gar nicht existiert. Es wurde vielmehr in den Babelsberger UFA Studios aufgebaut. Während ringsum der Krieg tobte, wurde in den Studios heile Welt simuliert.
Die "Feuerzangenbowle" produzierte ihr Hauptdarsteller, Heinz Rühmann selbst, er gehörte zu jenen Filmschaffenden, die sich mit dem Nazi-Regime arrangierten. Andere Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller und Künstler, die ihre Filme nicht im Sinne des NS Regimes gestalteten, erhielten Arbeitsverbot, viele mussten emigrieren, manche landeten im Konzentrationslager.
Als der Film fertig war, wollte "Reichserziehungsminister Bernhard Rust" ihn wegen Gefährdung der Autorität von Lehrern und Schule verbieten lassen. Im Januar 1944 zeigt Rühmann den Film deshalb dem Propagandaminister Göbbels, der daraufhin Hitler empfiehlt, den Film freizugeben. Am 28. Januar 1944 hat der Film Premiere in Berlin, in der Nacht zuvor haben englische Flugzeuge 3715 Tonnen Bomben über der Stadt abgeworfen.
Von den jungen Darstellern, die in der Feuerzangenbowle Rühmanns Mitschüler spielten, haben einige die Uraufführung gar nicht mehr erlebt. Nach den Dreharbeiten, die Rühmann künstlich hinauszögerte, um die Kollegen zu schützen, mussten sie sofort als junge Soldaten an die Front und sind gefallen.