Orte, an die viele Urlauber reisen, werden seit vielen Jahren schon für TV-Movies als Handlungsorte gewählt. Das garantiert eine gewisse Aufmerksamkeit, schließlich schaut man sich Filme, die an Orten spielen, die man kennt oder an die man unbedingt mal reisen möchte, eher an. Man denke nur an "Frieslandkrimi", "Gegen den Wind", "Nord bei Nordwest", "Nord, Nord, Mord", die Ostfriesenkrimis (Norden), "Der Kommissar und das Meer" (Schweden), den "Usedom-Krimi", "Sophie Cross - Gefährliche Dünen" und viele andere. Doch so ganz einfach ist diese Rezeptur für die Produktionsfirmen nicht, wenn eine Urlaubsgegend im Film mitspielen soll, gibt es einiges zu beachten.
Bei der Planung von Filmdrehs gibt es viele, vom Kalender bestimmte, versteckte Kostenfaktoren, die rasch das Budget belasten können. Der Zeitpunkt, zu dem gedreht wird, spielt bei den Kosten eine viel größere Rolle, als man zunächst annehmen würde.
Eigentlich wollen alle, wenn es das Sujet des Filmes zulässt, im Sommer drehen. Kein Wunder,- die Tage sind länger und man hat mehr Zeit, bei Tageslicht zu arbeiten. Außerdem sind die Temperaturen angenehmer, das Arbeiten wird nicht durch zusätzliche Temperatur-Belastungen erschwert. So weit herrscht in der Branche weitgehend Konsenz,- in den Monaten Mai bis Oktober wird definitiv am häufigsten gedreht.
Saisonale Kosten
Es gibt weitere Faktoren, die man bei der Planung von Dreharbeiten je nach Drehort und Projekt abwägen sollte. So macht es bei Dreharbeiten, die nicht am Firmensitz der Produktionsfirma in einer Großstadt stattfinden, durchaus einen Unterschied bei den Unterbringungskosten, wann gedreht wird. Muss ein etwa 30 bis 40 köpfiges Team plus Schauspieler*Innen an einem anderen Ort untergebracht werden, spielt es durchaus eine Rolle, wann Vorbereitung und Dreh stattfinden. Haupt,- und Nebensaison machen insbesondere an Orten, die auch touristisch gefragt sind, bei der Preisgestaltung einen großen Unterschied aus. Dreht man an Orten mit begrenzten Raumkapazitäten, kann es sogar schwierig werden, überhaupt Zimmer und Apartments für Team und Schauspieler*Innen zu finden.
An vielen Urlaubsorten, an denen auch gerne Reihen und Serien fürs Fernsehen gedreht werden, sind Unterkünfte oft schon Jahre im voraus von Urlaubern vorreserviert. Weicht man auf entlegene Nachbarorte aus, verlängert man automatisch die Fahrtzeiten und reduziert damit die täglich verfügbare Drehzeit. Denn ab 20 KM Entfernung zwischen Unterkunft und Drehort, gilt die Fahrzeit laut Tarifvertrag von Verdi auch als Arbeitszeit.
Feiertage
Ein weiterer nicht zu unterschätzender Kostenfaktor sind Feiertage. Gerade kirchliche Feiertage, die gerne mal mehrere Tage umfassen, wie etwa Ostern, Pfingsten oder Weihnachten, kosten die Produktion viel Geld. Da die meisten im Team nach Wochen bezahlt werden, stecken da durchbezahlte zusätzliche Tage drin. Will man an solchen Tagen trotzdem arbeiten, etwa weil man unter Zeitdruck steht, müssen ähnlich wie bei Sonntagsdrehs hohe Feiertagszuschläge gezahlt werden. Der Tarifvertrag von Verdi für Filmschaffende sieht folgendes vor:
Für die Feiertage Weihnachten, Ostern, Pfingsten und 1. Mai wird immer ein bezahlter Ausgleichstag sowie 100% Zuschlag erforderlich.
Feiertage Heilige Drei Könige, Fronleichnam, Mariä Himmelfahrt aber zählen nicht und man erhält weder Ausgleichstag noch Zuschlag.
Für alle anderen Feiertage am Drehort wird stets ein 100%-Zuschlag fällig. (Tag der Deutschen Einheit, Christi Himmelfahrt, Reformationstag usw.)
Durch solche Feiertage verlängert sich auch die Drehzeit, das heißt, man muss mehr Tage für Unterkünfte und vor allem auch Gerätemieten bezahlen. Bei manchen Geräteverleihern kann man Deals machen, dass nur die effektiven Drehtage abgerechnet werden, doch nicht alle lassen sich darauf ein.
Ferienzeiten
Ein besonderer Umstand sind auch die Schulferienzeiten. Insbesondere die Deutsche Bahn, aber auch diverse Fluggesellschaften haben seltsamerweise immer dann, wenn in einem oder mehreren Bundesländern Schulferien sind, nur deutlich teurere Tickets im Angebot. Ist sicher nur Zufall, doch das schlägt sich, wenn man Schauspieler*Innen und verschiedene Personen aus dem Team mehrfach anreisen lassen muss, spürbar im Budget nieder.
Beim Dreh an Orten, an denen sich viele Touristen aufhalten, kann der Aufwand, diese nicht ins Bild laufen zu lassen oder durch eigene Komparsen, die den Bildhintergrund mit den Touristen abdecken deutliche Mehrkosten bedeuten, Dreht man außerhalb der Ferienzeit, wird auch die Produktion preiswerter. Das ließ sich übrigens dereinst bei der erfolgreichsten US Serie aller Zeiten, Baywatch gut beobachten. Da wurden munter aufwändige Rettungsszenen an fast leeren Stränden außerhalb der Badesaison ungeniert unterschnitten mit Footage voller Strände in der Hauptsaison.
Auch die Mietfahrzeuge, von denen Filmteams zumeist eine größere Anzahl benötigen, müssen entsprechend länger gemietet werden. Auf diese Weise können Feiertage innerhalb der Drehzeit, ohne dass man vorher darüber nachdenkt, leicht 50.000 bis 60.000 € zustätzlich an Kosten verursachen. Bei eng gesteckten Budgets kann das zu bösen Überraschungen führen.
Timing ist wie so oft alles,- eben auch bei der Festlegung von Drehzeiten an Urlaubsorten.