Sie streiken wieder, die Urheber von Serien, Reihen und Spielfilmen in den USA. Es ist längst nicht das erste Mal, dass die mächtige US Autoren-Gewerkschaft, die Writers Guild of America (WGA) zum Streik aufruft. Bereits 1960 und auch 2007 haben die Drehbuchautor*Innen, die in der Gewerkschaft Mitglied sind, gestreikt, um höhere Vergütungen für ihre Drehbücher zu erringen. Während im Jahr 2007 auch eine stärkere Berücksichtigung der neuen Verwertungswege DVD und Streaming ein wichtiges Thema waren, geht es 2023 definitiv um mehr Geld generell. Nun sind wieder einmal die Verhandlungen mit den Produktionsfirmen gescheitert, deshalb wählt die WGA das Mittel des Streiks, um die Forderungen durchzusetzen.
Worum geht es?
So ein Streik,- die letzten dauerten 100 bzw. 150 Tage lang, hat gewaltige Auswirkungen auf die Medienlandschaft in den USA. Zahlreiche Produktionen fallen aus oder müssen verschoben werden. Deshalb fragt man sich natürlich, ob die Forderungen nach mehr Geld berechtigt sind. Die Frage ist nicht so eindeutig zu beantworten. Drehbuchautor*Innen in den USA verdienen bei Originaldrehbüchern mindestens 72.600 US-Dollar. Doch die meisten verdienen deutlich mehr, abhängig von der Größe des Projektes, ihrem Bekanntheitsgrad oder auch weiteren Tätigkeiten bei dem Projekt, etwa als Regie, Showrunner etc. Hinzu kommen diverse zusätzliche Vergütungen für Überarbeitungen, Drehbuchberatungen und sonstige Arbeiten bei der Entwicklung von Filmprojekten. Auf diese Weise kommen Autor*Innen, die Staffeln für das Fernsehen schreiben, auf durchschnittlich 102.000 USD pro Jahr und Showrunner/Executive Producer auf durchschnittlich 156.000 USD. Autor*Innen von Kinofilmen verdienen durchschnittliche mindestens 143.000 USD.
Das sind jeweils Mindest,- oder Durchschnittverdienste, nicht wenige Autor*Innen verdienen deutlich mehr. Und genau hier liegt das Problem. Die WGA fordert für alle Mitglieder deutliche Erhöhungen, obwohl es die Autor*Innen, die Serien,- und Reihen für Streamingdienste wie Prime oder Netflix schreiben, sind, bei denen die Bezahlung im Verhältnis zu anderen Gewerken und den Gesamtbudgets eher niedrig ausfallen. Bei den klassischen Medien wie Fernsehen und Kino ist die Bezahlung höher.
Die weiteren Forderungen der WGA benennen Themen wie längere Vertragslaufzeiten, eine größere Anzahl von Autor*Innen, die für eine Serie/Reihe eingestellt werden und rechtliche Zuschreibung des Urheberrechts auf die Autor*Innen von Büchern die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz entstanden sind. All diese Forderungen bedeuten letztlich ebenfalls Mehrkosten für die Produktionsfirmen.
Situation in Deutschland
Hierzulande liegen die Drehbuchgagen niedriger, doch das Gefüge ist ähnlich. Einzelstücke wie Kinofilme oder Fernsehspiele werden besser bezahlt, Serien und Reihen etwas schlechter und klassische Medien zahlen wieder besser als die Streamer. Glaubt man dem Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) so erhalten Drehbuchautor*Innen in Deutschland im Durchschnitt 25.000 bis 30.000 Euro für die Erstellung eines Drehbuchs. Doch die Ausschläge gehen bei Kino oder größeren TV Movies deutlich nach oben, da können auch über 100.000 Euro für ein Buch möglich sein. Was in diesen Berechnungen gerne verschwiegen wird, sind zusätzliche Zahlungen bei der Verwertung der Filme durch die Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort), das Pendent zur Gema im Wortbereich.
Man darf nicht ganz übersehen, dass US- Amerikanische Produktionen allein schon wegen des viel größeren Sprachraums viel größere Verwertungsmöglichkeiten haben und die Produzenten entsprechend höhere Budgets zur Verfügung haben.
Auch in Deutschland gilt,- es gibt große Unterschiede in der Bezahlung und- die Fernsehanstalten haben die Budgets für Auftragsproduktionen seit Jahrzehnten nicht erhöht. Da aber alle Kosten bis hin zum Catering massiv gestiegen sind, würden Anhebungen der Gagen unweigerlich dazu führen, dass nur noch weniger Drehtage zur Verfügung stünden und die Qualität der Filme noch weiter sinken würde. Kreative werden in Deutschland mehrheitlich eher schlecht bezahlt,- das ließe sich nur ändern, wenn die Fernsehanstalten ihre Budgets endlich mal den realen Preisentwicklungen anpassen würden.
Wie lange der Streik in den USA dieses Mal dauern wird, ist ungewiss. Sicher ist aber schon jetzt. dass der Streik wieder viele Verwerfungen in den Drehplänen der amerikanischen Produktionsfirmen zur Folge haben wird.