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Casting 2000

 

Synonym für die Vielen die von einer Karriere im Film- und TV-Geschäft träumen, für alle aus der Branche ein aufwändiger Arbeitsbereich, der entscheidend zum Erfolg eines Filmes beiträgt. Wer sich die Mühe macht, heimische Fernsehprogramme anzusehen, dem wird schnell klar, dass die einzelnen Sender bestimmte Schauspielertypen besetzen um ihren angeblichen Senderlook zu untermauern.

 

Man spricht auch gerne von der Beliebtheit einzelner Schauspieler beim Publikum. Aber sind diese wirklich so beliebt oder ist es nicht ähnlich wie bei der Werbung wo durch permanentes Wiederholen irgendwelche Produkte in den Köpfen der Zuschauer eingebrannt werden?

 

Generell ist die Risikobereitschaft in Sachen Besetzung extrem gering, man setzt auf Bewährtes. Haben Schauspieler sich in einem bestimmten Rollenfach bewährt, bleiben sie Ewigkeiten in der gleichen Schublade stecken. Auch im Kinobereich gehört es zu den Pflichtübungen einer erfolgreichen Filmfinanzierung, bekannte Namen auf der Besetzungsliste stehen zu haben, damit die Sender, Verleihe und Förderungen das Vorhaben unterstützen. Auf diese Weise werden neue Gesichter extrem selten besetzt.

 

Casting-Agenten

Wer immer es sich leisten kann, es ist auch eine Frage des Budgets, betraut Casting-Agenten (Casting-Director) mit der Suche und Zusammenstellung der Vorschläge für die Besetzung eines Filmes. Gute Casting-Leute verbringen enorm viel Zeit damit, Filme, Fernsehsendungen und Theatervorstellungen anzuschauen um einen präzisen Überblick über die Bandbreite der heimischen Schauspieler zu gewinnen. Sie zeichnen sich Fernsehsendungen auf Video auf, analysieren die Bänder, machen sich Notizen zu einigen Darstellern. Sie besuchen auch Vorstellungen kleiner Bühnen, selbst mittelmäßige Stücke könnten ja mit hervorragenden Newcomern besetzt sein. Gerade in einstudierten Vorstellungen können Schauspieler oft viel unbefangener ihre Qualitäten zeigen, als wenn sie für eine konkrete Besetzung vorsprechen sollen. Und natürlich besuchen sie auch die diversen Empfänge der Schauspieler-Agenturen am Rande großer Filmfestivals oder die wichtigen Filmpreis-Verleihungen.

 

Abläufe

Normalerweise werden Casting-Agenten von einer Produktionsfirma beauftragt. Je nach eigenen Präferenzen oder Vorgaben der Firma arbeiten die Casting-Leute von ihrem eigenen, oder einem Produktionsbüro aus. Nachdem sie das Drehbuch genau gelesen und sich Rollenauszüge gemacht haben, finden erste Gespräche mit dem/der Regisseur-in statt um herauszufinden, was die Regie sich vorstellt. Auch der Budgetrahmen, den die Produktion vorgibt, spielt bei der Wahl der Vorschläge eine Rolle. Die Gagenforderungen einiger Stars haben sich in den vergangenen 15 Jahren so weit nach oben geschraubt, dass die Produktionen diese zumeist nur noch durch rigides Kürzen der Drehzeit auffangen können. Das wirkt sich meist auf die Qualität des ganzen Filmes aus.

Casting9 2000

 

Vielleicht gibt es auch schon erste Namen, für welche sich die Regisseure interessieren, dann organisiert der/die Casting Agent-in Demo-Bänder oder falls erforderlich, einen Termin für ein persönliches Treffen. Oft spricht es sich auch recht schnell bei den Schauspieler-Agenturen herum, wenn Casting Agenten ein neues Projekt betreuen. Dann steht das Telefon nicht still und alle haben "unverbindliche" Vorschläge zu machen. Hinzu kommen noch die Anrufe von freien Schauspielern, die in keiner Agentur sind, aber aus irgendeinem Produktionsspiegel der einschlägigen Fachzeitschriften oder Online-Portale erfahren haben, dass die Produktionsfirma ein neues Projekt besetzt.

 

Die Casting Agenten verbringen in der Vorbereitungszeit eines Filmes viel Zeit mit den Regisseuren. Erste Schritte sind das Zusammenstellen von Fotos möglicher Besetzungen, zu denen die Agenten den Regisseuren auch einige Stichworte sagen können, die helfen, eine Vorauswahl zu treffen. Für jede Rolle bleiben ein paar Vorschläge übrig, von denen im nächsten Arbeitsgang bei den jeweiligen Agenturen oder den Schauspielern persönlich Ansichts-Videos angefordert werden.

 

Vorsprechen, geschlossenes Casting

Wird ein Termin mit Schauspielern (meistens durch deren Agentur) vereinbart, so wird häufig auch schon ein Exposé oder das Drehbuch vorausgeschickt, damit diese sich einen Eindruck von der Rolle machen können. Bei den Treffen kümmern sich die Casting Agenten auch um die Schauspieler, betreuen sie und versuchen mögliche Unsicherheiten und Ängste abzubauen. Die Abläufe beim Vorsprechen hängen sehr stark von den Personen ab, welche diese organisieren. Casting-Agenten und Regisseure haben völlig unterschiedliche Vorgehensweisen. Manche lassen die Schauspieler eine ausgewählte Szene aus dem Buch lesen oder vorspielen, andere geben ihnen eine völlig andere Situation an die Hand, die als Improvisation vorgespielt werden soll. Manchmal soll überhaupt nichts vorgespielt werden, sondern nur im Gespräch ein Eindruck entstehen.

 

Es kann auch durchaus vorkommen, dass andere Kriterien ebenfalls überprüft werden. Ob jemand tanzen kann, wenn es die Rolle erfordert, wie jemand etwa mit langen Haaren (Perücke) bei einem historischen Film aussieht, ob man singen kann etc.

 

Hervorragende Casting-Agenten schaffen es, den Regisseuren zu jeder Rolle mehrere herausragende Vorschläge zu unterbreiten, die eine Figur treffend und dennoch unterschiedlich mit Leben erfüllen würden.

 

Casting von renommierten Schauspielern

Ab einem bestimmten Grad von Erfolg und Bekanntheit der Schauspieler finden Probeaufnahmen praktisch nicht mehr statt. Die Schauspieler würden es als Kränkung auffassen, wenn sie nach all ihren erfolgreichen Rollen noch etwas vorführen sollen, selbst wenn es sich um Rollenbereiche handelt, in denen sie noch zu sehen gewesen sind.

 

Hier finden dann Treffen zwischen der Regie und den Schauspielern (oft auch in Anwesenheit der Casting-Agenten) statt, die vornehmlich dem Kennenlernen dienen. Erfahrungsgemäß sind die Schauspieler, die sich wirklich durch ihr Können einen Namen gemacht haben, oftmals ganz normal, ganz natürlich geblieben, während jene, bei denen hauptsächlich die Klatschpresse die Karriere befördert hat, häufig eine ganze Menge zum Teil unangenehmer Eigenheiten an den Tag legen.

 

Offene Casting-Aufrufe

Speziell wenn besondere Filmthemen anstehen, etwa ein Film im Bodybuilder- oder Model- Milieu oder ein Kinderfilm, werden immer wieder Casting-Aufrufe (open call auditions) in den Medien veröffentlicht. Über die lokalen Privatradios und in Zeitungsanzeigen werden feste Termine genannt, wann Interessierte, auch Laien, sich zu einem Bewerbungsgespräch einfinden sollen.

 

Für die Gespräche oder Probeaufnahmen sollte in jedem Fall eine Videokamera mit Stativ, sowie ggf. etwas Licht zur Verfügung stehen. Solche Termine können in größeren Produktionsfirmen, in Schulen (bei Kindern) oder angemieteten Räumen stattfinden. Generell benötigt man mindestens zwei Räume. Einen für das Gespräch bzw. die Probeaufnahmen sowie einen zweiten, in dem die Kandidaten warten und Fragebögen mit ihren persönlichen Daten ausfüllen können.

In den Gesprächen gibt es ganz unterschiedliche Strategien. Manche Regisseure bevorzugen persönliche Fragen zur Person der Kandidaten, andere versuchen ihre Fragen in Zusammenhang mit der vorgesehenen Rolle zu sehen, wieder andere lassen kleine Improvisationen oder gar vorgegebene Szenen aus dem Buch vorspielen.

 

Da die meisten Laien nicht mit schauspielerischem Handwerk überzeugen können, ist es vor allem der Instinkt, der bei der Auswahl entscheidet. Meistens kristallisieren sich bei solchen Terminen bereits einige Personen heraus, die einem auffallen. Damit ist aber nicht das Auffallen im Sinne von "sich in den Vordergrund spielen" gemeint. Es sind vielmehr die Vorstellungen, welche Regie und Casting Agenten von der Rolle haben und natürlich auch der menschliche Faktor, die Chemie, die stimmen muss, damit man sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann, die entscheiden. Die Videos helfen mit, sich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu vergewissern, ob das erste Urteil richtig war.

 

Die halbe Miete

Erfahrene Regisseure wissen, wie entscheidend die richtige Besetzung für einen Film ist. Liegt man mit einer Hauptrolle daneben, so kann auch das beste Drehbuch und die beste Regie nicht helfen, den Besetzungsfehler aufzufangen. Eine Filmfigur wird unglaubwürdig oder mit einer falschen Aussage verstanden und kann damit die ganze Geschichte dramatisch schwächen.

 

Wenn Sie sich keine Casting-Agenten leisten können, sollte man den hohen Aufwand niemals scheuen, selbst die absolut richtigen Darsteller für sein Projekt zu finden.

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