Wer mit einem Fotoapparat dokumentarisch oder szenisch drehen möchte, braucht möglicherweise eine Menge Zubehör. Rigs helfen, das EB Kamera-Gefühl nachzuahmen.
Zum Andocken
Sowohl die Fotoapparate mit hervorragenden Videoqualitäten, etwa von Sony, Canon, Nikon, Panasonic und neuerdings auch Fuji, als auch die sehr kompakten Videokameras, etwa von Blackmagic sind als Stand-Alone Kameras eher amateurhaft ausgestattet. Will man ihnen aber professionelle Features hinzufügen, wie XLR Mikrofoneingänge, Funkstreckenempfänger, Kontrollbildschirme, eine Mattebox, Handgriffe oder elektronische Sucher (Viewfinder), dann landet man sehr schnell bei Rigs.
Wenn es gar nicht so viel Zubehör und vor allem keine Mattebox sein muss, genügt vielleicht auch schon ein Cage. Cages sind in der Regel Alurahmen mit zahlreichen Gewindebohrungen, in welche die kompakten Kameras eingefasst werden und an denen man das Zubehör anschrauben kann. Die andere Lösung sind Bodenplatten mit Aufnahmen für Stangen (Rods) an denen wieder Zubehör wie eine Mattebox, Griffe oder auch größere Akkus angebracht werden können.
Mit Hilfe eines Kamerarigs kann man den kleinen Kameras erstaunlich viele professionelle Fähigkeiten hinzufügen, allerdings muss einem klar sein, dass vor allem die elektronischen Zusätze jede Menge zusätzliche Verkabelungen zur Folge haben. Hier sind kompakte Spiralkabel sehr zu empfehlen, sie ziehen sich auf die jeweils notwendige Länge zusammen und stehen nicht von dem Gesamtaufbau ab.
Endlose Möglichkeiten
Auch sollte man beim Befestigen des Zubehörs darauf achten, dass das gesamte Rig gut ausbalanciert ist, dass also etwa der schwere Akku ein Gegengewicht zu dem schweren Objektiv und Mattebox-Bereich bildet. Kernstück eines solchen Rigs ist stets eine Adapterplatte (Riser Plate, Base Plate), die zwischen die Stativbodenplatte und die Kamera kommt und welche in der Lage ist, mindestens zwei 15mm Rods, das sind die Führungsstangen, an denen Mattebox, Follow-Fokus, Stellmotore für Fernschärfe oder auch Handgriffe, fest mit der Kamera zu verbinden. Sie erhöhen auch die Position der Kamera selbst, damit zwischen Kamera und Stativ ggf. Rods hindurch passen. Auf der Rückseite ermöglichen die Rods auch die Befestigung eines V-Lock Anschlusses, damit man größere Akkus verwenden kann. Weitere Optionen, welche man mit solchen Rigs hinzufügen kann, sind eine seitliche Rosette mit der man, ganz wie bei einer analogen Filmkamera, Handriffe seitlich anbringen kann sowie ein Schulterpolster, um die Kamera wie eine große EB-Kamera zu verwenden.
Zur Oberseite kann man den Adapter an der Kamera anschrauben, auf der Unterseite kann man die Zollschraube (1/4″ oder 3/8″) der Stativbodenplatte festschrauben. Wenn man schwere Objektive benutzt, kann man auch zusätzliche Objektivstützen (Long Lens Support) an den Rods anbringen. Sie entlasten den Objektiv-Mount.
Fast alle einschlägigen Kamera-Zubehörhersteller wie Chrosziel, Manfrotto, Neewer, Wallimex, Wooden Camera, Movcam, Andoer, 8Sinn, Tilta, Falcon Eyes und SmallRig haben solche Konstruktionen im Angebot, auch hier spielt natürlich die Praxistauglichkeit und das Gewicht eine große Rolle. Nicht alles, was preiswert ist und gut aussieht, ist auch leicht, stabil und kompakt genug für den rauhen Drehalltag.Um ein wenig Gewicht zu sparen, kann man statt der Aluminium-Rods auch Kohlefaser (Carbon) Rods wählen.
Wenn es sich um genormte 15mm Rods handelt, dann sind auch die Zubehörteile anderer Hersteller problemlos miteinander kombinierbar. Man muss also längst nicht alles von einem Anbieter kaufen. Anderseits kann man in solche Rigs auch unendlich viel Geld versenken, die jeweiligen Zubehöroptionen kosten alle weiteres Geld und oft genug lohnt sich diese Ausgabe nicht.
Kamerarigs sind praktische Hilfsmittel, um Zubehör an kleinen,- aber auch großen Kameras zu befestigen. Was sie allerdings nicht können, ist die Kamera wie ein Gimbal oder eine Steadicam beim Gehen zu stabilisieren. Dafür kann man aus dem Stand von der Schulter ruhige Aufnahmen machen. Es gibt sie als Billigvariante schon ab ca. 100,- Euro, die professionellen Sets können auch gerne mehrere Tausend Euro kosten.